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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sagte Pashtak gut gelaunt, und die Kampfeslust rauschte durch seine Adern. »Ich könnte noch mal so viele besiegen.«
    »Dein Wunsch wird dir nicht gewährt«, entgegnete der Mann, der sich soeben durch die Tür schob, gefolgt von vier weiteren.
    Der Bibliothekar grinste Pashtak über die Schultern der Verstärkung hinweg an. »Ich habe nicht gesagt, dass ich dich meine, Inquisitor.«
    Ganz großartig. Knurrend wich Pashtak zurück und hob die Klinge.
    Im Licht der Nachtgestirne betrachtet, sahen die neuen Angreifer allesamt erfahrener und besser bewaffnet aus als ihre drei Vorgänger. Offenbar hatte es sich vorher um eine Art Mutprobe gehandelt, und nun kamen die zum Zuge, die sich ihre Sporen im Töten bereits verdient hatten.
    Fünf Gegner erschienen dem Inquisitor doch etwas viel, und so rannte er unter dem hämischen Gelächter der Angreifer in die dunklen Tiefen der Regale, in der Hoffnung, sich durch Austricksen der Männer unbemerkt aus dem Gebäude zurückziehen zu können.
    Die Tzulani verteilten sich und setzten ihm nach.
    Als er am anderen Ende der Bibliothek angelangte und aufgeregt nach einem weiteren Ausgang aus der Falle suchte, die man ihm hier bereitete, hörte er plötzlich, wie die Tür dröhnend zufiel.
    Die verwunderten Rufe eines Gegners gingen über in Schreie des Entsetzens, die gurgelnd verstummten. Der schwache, metallische Geruch von Blut lag unvermittelt in der Luft.
    Was geht da vor? Der Inquisitor presste sich mit dem Rücken an die Wand, rutschte in die dunkelste Ecke, die er finden konnte, und wartete ab.
    Noch viermal wurde in rascher Folge aus angsterfülltem Brüllen ein ersticktes Röcheln. Schwerter und Leiber fielen nacheinander auf den Boden.
    Schließlich kehrte Stille ein; die Eingangstür öffnete sich, und Fußschritte entfernten sich.
    Kampfbereit wagte sich Pashtak aus seiner Deckung und pirschte nach vorn. Schon nach wenigen Schritten entdeckte er einen der fünf Tzulani, der mit zerrissener Kehle in seinem eigenen Blut lag. Der Inquisitor sparte sich die Mühe, die anderen Angreifer zu suchen, ihr Schicksal war gewiss das gleiche. Irgendjemand hatte ihm das Leben gerettet und hielt es nicht für notwendig, sich den gebührenden Dank abzuholen.
    Dafür hatte sein Schutzwesen sich etwas anderes genommen. Als Hilfe kam, entdeckten die Wärter, die mit ihm die Bibliothek durchsuchten, nur sechs Leichen.
    Weil sich Pashtak sehr genau denken konnte, wer ihm wohl zur Hand gegangen war, sagte er nichts von der ursprünglichen Zahl der Angreifer.
    Er ging sogar so weit zu behaupten, dass er die Mörder selbst gestellt und getötet habe.
    Warum er sich so schützend verhielt, wusste er selbst nicht. Vielleicht aus Dankbarkeit oder aus einer Ahnung heraus, dass er seine Leibwächterin vielleicht noch häufiger benötigen würde.
    Kontinent Kalisstron, Bardhasdronda,
    Frühjahr 459 n. S.

    M it einem letzten, hohen Ton, der leiser und leiser wurde, endete das Konzert, und der kleinste der Klingenden Steine verlor sein blaues Glühen.
    Jarevrån wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Das war wunderschön, Lorin«, bedankte sie sich flüsternd und schaute den Jungen an. Er lächelte und atmete tief aus. Nun konnte er die Konzentration fallen lassen, die Magie hatte ihre Aufgabe erfüllt. Sie fasste seine Hand, ohne den Blick von seinem Gesicht abzuwenden.
    Lorin schluckte und neigte den Kopf vorsichtig nach vorn. Ihre Lippen trafen sich sanft, und ein warmes Gefühl durchflutete seinen Körper bei der Berührung.
    Wieder und wieder küssten sie sich, voller Verwunderung über das, was sie dabei empfanden. Zu neu, zu unbekannt und doch so wunderbar gestaltete sich die Zweisamkeit auf der Lichtung der Klingenden Steine, ihrem geheimen Platz, weitab von Bardhasdronda mit seinen neugierigen Augen und geschwätzigen Mündern.
    Das Moos unter ihnen war weich und grün. Die Natur zeigte dem Winter, dass es ihm einmal mehr nicht gelungen war, sie mithilfe von Eis und Frost zu vernichten.
    Um die beiden jungen, verliebten Menschen herum pulsierte das Leben, Pflanzen reckten sich den Sonnen entgegen und trugen neue Knospen, die Nadelbäume verbreiteten ihren frischen Geruch, und Insekten summten durch die warme Luft auf der Suche nach einer ersten mutigen Blüte, die ihnen Nektar geben könnte. Dennoch trog der Schein; des Nachts kehrte die Eiseskälte zurück und vernichtete große Teile der Blütenpracht. Es würde noch dauern, bis der Winter besiegt war, aber der Tag gehörte

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