Die Magie Des Herrschers
sein können. »Du verrätst mich nicht?«
»Ach, was, Bruder«, winkte Govan großzügig ab. »Ist das nicht ein herrlicher Tag?«
»Ja!«, rief der Krüppel glücklich und lachte hohl. »Sollen wir üben, Govan?«
»O nein, danke«, wehrte er ab. »Mir steckt der Schwertschlag, den ich von dir erhalten habe, immer noch in den Knochen.«
Entsetzt starrte ihn Krutor an. »Das wollte ich nicht«, stotterte er. »Ich wollte nicht, dass dir mein Schwert im Knochen steckt. Warst du schon bei einem Cerêler?«
Geduldig schüttelte Govan den dunkelblonden Schopf. »Das ist nur so eine Redensart. Es bedeutet, dass du ein zu harter Gegner für mich bist.«
»Ach, so ist das?!« Zufrieden grinste Krutor. »Auch wenn ich keine Magie kann, bin ich in einigem doch besser.« Stolz setzte er sich vor seinem Bruder auf die Erde, um mit ihm auf gleicher Augenhöhe zu sein. »Mir widersteht keiner, sagt Hemeròc. Auch wenn ich ihn nicht leiden kann.« Er reckte einen Zeigefinger in die Luft. »Aber er macht mir schon lange keine Angst mehr. Nichts macht mir mehr Angst.«
»Ich bewundere dich«, lobte ihn Govan und klopfte ihm auf die schiefe Schulter. »Aber was stellst du eigentlich mit deinen Fertigkeiten an? Willst du nicht einmal in den Krieg ziehen, um Vater bei seinen Plänen zu unterstützen, wie deine Schwester und ich es tun?«
»Darf ich das denn?« Das Gesicht des Krüppels wurde sehr aufmerksam, die Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Patsch, patsch! Das würde mir bestimmt gefallen.«
»Würdest du auch deiner Schwester und mir zur Seite stehen, wenn wir auf dem Thron sitzen?« Govan tastete sich einen Schritt weiter vor mit seinen Fragen.
Krutor sah ihn so überrascht an, als hätte er sich in einen Haufen Schmetterlinge verwandelt. »Aber natürlich. Ihr seid doch meine Geschwister.« Seine Stirn legte sich in Falten. »Will Vater denn nicht mehr regieren? Ist er krank? Hat er keine Lust mehr?«
»Aber nicht doch. Vater wird bestimmt noch sehr lange Kabcar sein«, beschwichtigte ihn Govan augenblicklich, nutzte jedoch zugleich die letzte Bemerkung seines Bruders. »Andererseits, du hast sicherlich auch bemerkt, dass er sich immer mehr zurückzieht. Die Diener sagen, manchmal brabbele er vor sich hin wie ein kleines Kind. Ich glaube, sein Verstand hat Schaden genommen, als Mutter ihn vergiften wollte.« Zufrieden registrierte er, dass Krutor gebannt an seinen Lippen hing. »Es muss nichts bedeuten. Aber es kann. Notfalls müssen wir bereit sein, die Regentschaft über unser geliebtes Land schnell zu ergreifen, um unseren Feinden keine Gelegenheit zum Erstarken zu geben. Man sollte stets an das denken, was vor einem liegt.«
Suchend betrachtete Krutor den Boden. »Da ist nichts«, verkündete er. »Warum soll man an etwas denken, was nicht da ist?«
»Du armes Geschöpf«, seufzte der Thronfolger und streichelte ihm über die entstellte Hälfte seines Gesichts. »Was hat dir Ulldrael, der so genannte Gerechte, nur angetan?« An dem fragenden Ausdruck in Krutors Augen erkannte er, dass dieser nicht wusste, wovon er sprach.
»Ist das einer der Diener?«, erkundigte sich der Krüppel unsicher. »Darf man denn heißen wie ein Gott?«
Govan lächelte ihn nachsichtig an und stand auf. »Ulldrael wird bald keine Rolle mehr spielen. Überhaupt werden die so genannten Götter kaum noch eine Bedeutung haben, wenn ich mit allem fertig bin. Aber das dauert noch. Eines nach dem anderen.« Er schlenderte den gepflasterten Weg zurück zum Palast, den er gekommen war. »Du wirst niemandem von dieser Unterredung erzählen, und ich sage keiner Seele etwas über dein Bad im Teich. Kann ich auf deine Unterstützung zählen, Bruder?«, fragte er über die Schulter.
»Tausendmal ja«, bestätigte Krutor und nickte überschwänglich.
Der Thronfolger schenkte ihm ein Lächeln. »Das wird auch Zvatochna sehr freuen. Wir werden immer zueinander stehen. Drei geeinte Geschwister, was sollte uns da noch aufhalten?« Er ging weiter und verschwand um die Ecke hinter einem großen Nadelbusch.
Krutor sprang auf. Sein schwacher Geist versuchte, die seltsamen, geheimnisvollen Worte seines Bruders näher zu erkunden. Govans Behauptung in Bezug auf ihren Vater verstand er beispielsweise ganz und gar nicht. Vater arbeitet an seinen Papieren. Und ich habe noch nie erlebt, dass er wirres Zeug redet. Er ist der Einzige, der sich ständig um mich kümmert und mich normal behandelt. Die recht derben Späße Govans auf seine Kosten hatte er
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