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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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beherrscht Künste, die nicht rechtens sind, und wer ihr einmal verfallen war, kommt nie wieder über sie hinweg. Ich traf sie kurze Zeit darauf in Patamanza.«
    Kauend lauschten die beiden Männer den Schilderungen. Jedes Mal, wenn der Hofnarr seine Finger nach Essen ausstreckte, stach der König mit einer Gabel nach ihm.
    »Mein Schüler und ich stellten die Lügnerin und fanden heraus, dass der Fluch, mit dem sie belegt wurde, in Erfüllung gegangen war. Sie hatte sich nach ihrem Tod zu einem Wesen verwandelt, das alle Kensustrianer verabscheuen.«
    »Was hat das mit der Verbotenen Stadt zu tun?« Fiorells Neugier brach durch und führte zu einem Tritt gegen das Schienbein durch den ilfaritischen König.
    »Geduld«, mahnte Moolpár. An seiner Miene erkannten beide, dass es ihm sichtlich Schwierigkeiten bereitete, über die Angelegenheit zu sprechen. Etwas Ungewöhnliches musste der Zurückhaltung zu Grunde liegen. »Das erkläre ich noch. Auf alle Fälle entkam sie uns an diesem Tag, und wir hatten wichtigere Dinge zu erledigen, als eine verfluchte Verstoßene für immer von dem Kontinent zu schicken.«
    »Was ist das Besondere?«, hakte Perdór vorsichtig ein. »Warum ist den Kensustrianern dieses Wesen zuwider?«
    »Sie wurde zur …«, er suchte nach einem passenden Begriff, »›Fresserin‹. Sie verzehrt das Fleisch ihrer Artgenossen und der Menschen.« Der Ekel stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Etwas Schlimmeres gibt es unserer Vorstellung nach nicht.«
    »Das klingt beinahe so, als hätte es diese Fresser einst öfter gegeben?«, mutmaßte der König behutsam.
    »Nur die widerlichsten Frevler sind dazu verdammt, nach ihrem Tod in dieser Gestalt zurückzukehren. Und sie sind üblicherweise auszumerzen.« Der Kensustrianer schluckte. »Bisher habe ich immer angenommen, es träfe nur die Abtrünnigen. Sie verwandeln sich, ihre Augen leuchten gelb, sie werden schlimmer als Tiere.«
    In Perdórs Verstand keimte ein ungeheuerlicher Gedanke auf. Der Anblick von Tobáar und seinen Gefolgsleuten und die Eindrücke, die ihm Soscha nach ihrer Rückkehr zitternd berichtet hatte, waren ihm noch bestens in Erinnerung. Sollte Tobáar, der Anführer der kensustrianischen Kriegerkaste, ebenfalls ein solches Wesen sein? Doch er scheute sich, seinen Verdacht laut auszusprechen. Zu unsicher erschien ihm die mögliche Reaktion Moolpárs, in dessen Innerem ein Kampf tobte. Einem Wesen in die Schlacht zu folgen, das er normalerweise zu vernichten hatte … Allein der Gedanke musste einen Zwiespalt in ihm auslösen, um den der König ihn nicht beneidete.
    Moolpár räusperte sich. »Wie auch immer … Belkalas Versprechungen nach, so erzählte man sich, sollte Lakastra zu Ehren eine Stadt errichtet werden, die sie Ammtára nennen wollte.«
    »Und es bedeutet nicht Freundschaft?«, fragte Fiorell, der es gerade noch rechtzeitig schaffte, seinen Mittelfinger vor den Zinken der Gabel in Sicherheit zu bringen.
    »Es bedeutet …«, wieder suchte Moolpár nach einer passenden Übersetzung für das kensustrianische Wort, diesmal allerdings vergebens. »Ich finde nichts, was dem gleich kommt. Ich werde nachdenken und es Euch wissen lassen.«
    »Nun scheint es, dass die ehemalige Priesterin ihren Weg bis nach Tûris gemacht hat«, schloss Perdór aus dem Gehörten. »Dann hat sie die Schlacht bei Telmaran überstanden und den Ritter verlassen, um sich inmitten der Wesen eine neue Existenz aufzubauen, wo sie am wenigsten auffällt.«
    »Aber sie besitzt noch so viel Trotz, dass sie die Stadt mit einem kensustrianischen Namen versehen lässt.« Fiorell schürzte die Lippen. »Das muss eine ganz schön eigenwillige Frau sein.«
    »Sie ist keine Frau. Sie ist eine tödliche Bestie«, stellte der Krieger unwirsch richtig. »Wenn die Sache mit dem Kabcar ausgestanden ist, trage ich unserer Kaste diesen Umstand vor. Wir werden nach Tûris ziehen und die Fresserin vernichten.«
    »Wie kann das geschehen, wenn sie doch bereits tot ist?«, wollte der Spaßmacher wissen.
    »Ich werde ihr den Kopf von den Schultern trennen und sie verbrennen«, schwor Moolpár. Er stand auf. »Ihr habt gehört, weshalb ich vorhin so seltsam reagierte. Ich bitte Euch, behaltet die Kunde über Ammtára für Euch. Es wäre möglich, dass sich einige verpflichtet fühlten, einen zweiten Kriegsschauplatz zu eröffnen – einzig von dem Wunsch beseelt, jene Stadt dem Erdboden gleichzumachen, deren Name eine einzige Herausforderung an alle Kensustrianer ist, die an

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