Die Magie Des Herrschers
Gesicht des Bombardiers. Dann wandte sich der palestanische Offizier um und kletterte erbost die Stiegen hinauf an Deck.
»Sammelt die verdammte Ladung ein, bevor sie uns absäuft«, blaffte er seinen Adjutanten an, als die nicht zu verleugnende Seele eines Kaufmanns bei ihm durchbrach. »Immerhin haben wir uns ein paar Kisten mit irgendwas verdient.« Ärgerlich entfernte er kleine Rußflöckchen von seinem teuren Brokatrock und der Perücke.
Als sie die Hälfte des Treibgutes an Bord verstaut hatten, meldete der Ausguck die Rückkehr der Dharka. Ohne lange nach dem Inhalt der Behältnisse zu schauen, ließ Commodore Baraldino seine Männer den Rest einladen und unter Deck verstauen. Wenn die Ladung so wertvoll für euch ist, dann müsst ihr sie euch schon holen.
Das Piratenschiff umkreiste die Kogge und hielt Abstand zum Gegner, nur auf eine Gelegenheit wartend.
Die Güldenstern konterte, indem sie ihre Fahrt so manövrierte, dass sie jederzeit das Feuer eröffnen konnte, sollte die Dharka ein überraschendes Entern versuchen.
Lucari Baraldino zog den Mantel enger und drückte den Hut fest an seinen Kopf. Der Wind frischte zu allem Unglück auf, was den Rogogardern einen für die Palestaner unerreichbaren Bewegungsvorteil bescherte.
Der Offizier stellte sich dicht an die Reling und betrachtete die Seeräuber durch sein Fernrohr. An Deck des Zweimasters herrschte unverschämte Ruhe, der Feind verfügte nicht einmal über Gefechtsbereitschaft.
»Die wollen uns nur foppen!« Der Palestaner entdeckte einen Mann, der ihn wiederum mit einem Fernrohr beobachtete und ihm ausgelassen zuwinkte. Das schlägt dem Fass den Boden aus. Er ließ sich zu einigen obszönen Gesten hinreißen, was der Rogogarder mit dem Zeigen seines Gemächts retournierte. Empört fuhr Baraldino zurück und schob das Fernrohr mit einer energischen Bewegung zusammen. »Sie machen sich einen Spaß daraus, uns an der Nase herumzuführen. Wo sind unsere verfluchten Segler?«
»Commodore, sie setzen Vollzeug und nehmen Kurs auf uns!«, meldete der Ausguck.
»Ha!«, schrie der bunt herausgeputzte Palestaner und reckte der heranfliegenden Dharka die Faust entgegen. »Euch blase ich aus dem Wasser. Sägemehl machen meine Bombarden aus euren Planken, feinstes Sägemehl!«
Er hielt das Fernrohr wieder vor sein rechtes Auge, damit er die Wirkung der Treffer besser sehen konnte. Noch befanden sich die Seeräuber nicht innerhalb der Reichweite.
Dafür erschien der Rogogarder wieder, ebenfalls ein Fernrohr haltend. Warte, Freundchen, dich durchbohre ich der Länge nach mit meinem Rapier. Dein bestes Stück wird an der Rahe flattern. Der Pirat hatte ihn entdeckt und wedelte mithilfe von zwei Wimpeln eine Nachricht.
» Güldenstern, ergib dich«, übersetzte Baraldino ungläubig Buchstabe für Buchstabe. »Den Säufern haben sie wohl was in den Rum getan«, schnaufte er. »Batteriedeck, Feuer!« Eilig steckte er sich einen Finger ins Ohr.
Nichts geschah.
Hinter ihm rannten zahlreiche Männer umher, um ihre Posten zu besetzen, und erzeugten einen erheblichen Lärmpegel.
Der Commodore räusperte sich. »Feuer, verdammt noch eins, ihr tranigen Fischköpfe!«, brüllte er, den Blick in freudiger Erwartung auf den Bug des Angreifers gerichtet, den er unter den Bombardengeschossen bersten sehen wollte.
Stattdessen signalisierte ihm der feixende Rogogarder eine neue Botschaft.
»Dreh dich um«, übersetzte er zunächst, ohne den Sinn zu erfassen. »Dreh dich um? Was ist denn das für eine schwachsinnige Anweisung?« Baraldino wandte sich zur Seite, um seinen Adjutanten ins Geschützdeck zu schicken, damit er nach dem Rechten sähe.
Neben ihm stand jedoch ein Rogogarder wie aus dem Bilderbuch, die Bartsträhnen geflochten und mit kleinen Muschelschalen verziert; goldene Ohrringe baumelten rechts und links. Er lehnte entspannt an der Brüstung, breitete die Arme aus und atmete übertrieben die Seeluft ein.
»Ist das nicht ein wunderbares Wetter zum Aufgeben, Commodore Baraldino?«, grinste er und zeigte ein nur schwach bestücktes Gebiss.
»Bei allen verdammten Geldfälschern, Ihr seid Rudgass!«, stieß der Palestaner verdutzt hervor und langte nach dem Griff seines Rapiers.
»Genau.« Torben zog ihm blitzartig die Perücke ins Gesicht, schnappte sich die schlanke Waffe und warf sie über Bord. »Wenn Ihr den Zahnstocher wieder haben wollt, dann müsst Ihr tauchen. Meine Männer befördern Euch gern hinunter.«
Wutschnaubend riss sich der Befehlshaber
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