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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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akzeptiert.«
    »Dein Mann hat in dir eine würdige Nachfolgerin in der Versammlung«, lobte er sie und nickte ihr zu. »Du bist eine echte Ausnahme, wie ich finde. Keine bekennende Tzulani, keine von uns, und dennoch bedenkst du alles, was der Stadt zum Vorteil gereichen kann.«
    »Ich versuche, das Zünglein an der Waage zu sein und auf Gerechtigkeit zu achten«, gab sie zurück. »Wir beide machen eine hervorragende Arbeit, Pashtak.« Sie legte ihre verätzte Linke kurz auf seine Schulter und wandte sich zum Gehen. »Ich wünsche dir den Erfolg, den wir alle benötigen. Wenn du Unterstützung bei deinen Ermittlungen brauchst, so weißt du, wo du mich findest.«
    Nachdenklich schaute er ihr nach. Die schwarzen Haare wehten leicht in der lauen Frühlingsbrise. Was war an ihr anders als sonst? Er hatte sie noch lange nicht von der Liste der Verdächtigen gestrichen, denn jener Anblick von damals, als sie ihn in völlig veränderter Gestalt vor den herabstürzenden Bauteilen beim Monument zu Ehren Tzulans gerettet hatte, ging ihm nicht aus dem Gedächtnis. Sie hatte etwas Unheimliches, Zügelloses an sich gehabt und eine Wildheit offenbart, die sie heute vor den Bewohnern der Stadt verbarg.
    Obgleich sie erst seit drei Monaten in dem Gremium saß, richteten sich alle Tzulani bewusst oder unbewusst nach ihrer Meinung. Doch das fiel eigenartigerweise wohl nur ihm auf. Die Ausdünstungen der Männer, wenn sie Lakastre sahen, waren erfüllt von Lockstoffen und Begierde nach Paarung. Ein Blick ihrer Augen, und es herrschte Einigkeit bei den männlichen Nackthäuten.
    Der eigentümliche Geruch hat gefehlt, dämmerte es ihm. Der Geruch des Todes. Nun ja, es wird eben Frühjahr. Sie wird aufblühen. Von der Stinkmorchel zur betörenden Rose.
    Einerseits fühlte sich Pashtak durch die Ernennung zum Inquisitor geschmeichelt, traute man ihm doch die Aufklärung der Morde zu, andererseits bedeutete das Amt wahrscheinlich noch mehr Arbeit und Aufwand als die Betreuung der Bibliothek, die er vorher wahrgenommen hatte.
    Band für Band tauchten die uralten Bücher auf, die einst in der Hauptstadt Sinureds gelagert hatten und die nun von den zurückkehrenden Kreaturen mitgebracht wurden. Über Generationen mussten sie an geheimen Orten aufbewahrt worden sein.
    Der Zustand der Schriftstücke versetzte die Hand voll Tzulani, die als Bibliothekare fungierten, abwechselnd in Tobsuchts- und Ohnmachtsanfälle; die Restaurierung der Seiten würde wahrscheinlich ebenso lange dauern, wie ein Abschreiben in Anspruch genommen hätte.
    Pashtak liebte es, in den alten Schriften zu blättern. Nachdem man ihm das Lesen und Schreiben beigebracht hatte, verschlang er die Folianten, Nachschlagewerke, Berichte und Geschichten geradezu. Diese Passion war es auch gewesen, die ihm die Betreuung der Bibliothek eingebracht hatte. Das hatte jedoch vorerst ein Ende. Nun mussten seine geistigen und realen Spürsinne zum Einsatz kommen.
    Auf dem Weg nach Hause erstand er vorsichtshalber ein schönes Stück frisches Fleisch, das er seiner Gefährtin als »Opfergabe« anbieten wollte.
    Kaum öffnete er die Tür, fielen seine vier Töchter und drei Söhne über ihn her und redeten alle gleichzeitig auf ihn ein.
    Der frisch ernannte Inquisitor erfuhr zugleich von den neuesten Abenteuern seiner Sprösslinge, von den Ungerechtigkeiten, die ihnen widerfahren waren, von siegreichen Prügeleien, erfolglosen Jagderlebnissen und überstandenen Krankheiten.
    Vorsichtig schob er sich durch die Behausung, während die Kinder wie Kletten an ihm hingen und an ihm zerrten. Lächelnd hielt er Shui das Fleischstück hin und schnurrte.
    Argwöhnisch schaute sie ihn von der Seite an. »Was hast du angestellt, Pashtak?«
    Sofort herrschte Stille.
    Gebannt erwarteten die Jungs und Mädchen die Antwort ihres Vaters, der ins unbarmherzige mütterliche Verhör genommen wurde – ganz so wie sie es des Öfteren erfuhren.
    »Ich? Natürlich nichts.« Die Köpfe der Kinder ruckten gespannt hinüber zur Mutter.
    Shui prüfte das Fleisch, roch daran und knallte es auf die Anrichte. »Dann freut es mich umso mehr.«
    Erleichtert atmete Pashtak auf. »Ich bin zum Inquisitor ernannt worden. Ich soll die Mordfälle an den Nackthäuten lösen.«
    Mit kraftvollen Bewegungen trennte seine Gefährtin das Gewebe vom Knochen. Fasziniert beobachtete er, wie die Muskeln an ihren Armen arbeiteten; die Schneide des Messers rutschte nicht einmal ab oder ging fehl.
    »Und das bedeutet, dass du mir

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