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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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hätte, dass man ihn mit den Untersuchungen betraute, hatte er sich die Daten der Morde genau aufgeschrieben. Nun fügte er den Fundort der Kleidungsstücke zu.
    Nur in insgesamt vier Fällen war etwas entdeckt worden, meistens blutige Unterwäsche. Das sprach dafür, dass der Mörder seine Opfer auszog, bevor er sie entsorgte. Oder was auch immer er mit ihnen anstellt.
    Ehe er sich darüber den Verstand zermartern wollte, suchte er in den Daten nach einem möglichen Hinweis. Es könnten Ritualhandlungen gewesen sein, Opferungen zu Ehren einer Gottheit vielleicht, grübelte er und knackte den nächsten Knochen auf. Doch aus dem Stegreif fielen ihm keine überirdischen Wesen ein, die er mit den Taten in Verbindung bringen konnte.
    Es starben immer nur Menschen, umgebracht in loser Reihenfolge; anfangs drei auf einen Schlag, danach nur noch einzelne, der letzte Unglückliche gestern. Ihre Berufe reichten von Jäger über Torfstecher bis hin zu Händlern. Angefangen hat alles in der Nacht, als Lakastre mir das Leben rettete. Und wie es bisher aussieht, ist und bleibt sie meine Hauptverdächtige. Aber welches Motiv könnte sie haben? Auf Spekulationen allein wollte er sich nicht verlassen. Ich bin Inquisitor, ich muss mir Beweise besorgen.
    Gleich am folgenden Tag wollte er die Tatorte aufsuchen und sich ein wenig umsehen. Danach beabsichtigte er, in die Bibliothek zu gehen, um in den alten Aufzeichnungen zu schmökern. Abgesehen davon, dass es ein sehr guter Vorwand war, um ein bisschen zum Lesen zu kommen, würde er unter Umständen einen Hinweis darauf entdecken, ob es in der Vergangenheit der Stadt ähnliche Begebenheiten gegeben hatte.
    Vielleicht suche ich ja in einer völlig falschen Richtung. Lakastre als Mörderin zu verdächtigen ist mir zu einfach, sinnierte er, den Markknochen im Mundwinkel und leise daran nuckelnd. Es würde mich nicht wundern, wenn da etwas aus den dunklen Ruinen der Stadt gekrochen wäre, was schon früher sein Unwesen getrieben hat.
    Großreich Tarpol, Königreich Hustraban,
    Südgrenze zu Ilfaris, Eispass,
    Frühsommer 458 n. S.

    D ie Festung Windtrutz erhob sich majestätisch und unbesiegt über dem Eispass und sicherte den einzigen Durchgang von Norden her über die Bergkette gegen jegliche Einmarschversuche.
    Seit dem missglückten Ansturm im frühen Winter verhielten sich die Streitkräfte des Kabcar ruhig. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, sich bei den Temperaturen einen neuerlichen Feldzug gegen die Burganlage zu leisten. Die Soldaten wären erfroren, ehe sie nur ein einziges Katapult errichtet hätten.
    Nun aber, mit Ausbruch des Tauwetters und der Passierbarkeit der schmalen, steilen Steinstraßen, die zur Festung führten, rechneten die zwölfhundert Mann Besatzung von Windtrutz mit der nächsten Welle von hoheitlichen Truppen.
    Das Frühjahr nutzte der Staatenbund, um sämtliche entstandenen Schäden am Mauerwerk auszubessern, wobei die angereisten Handwerker kurzerhand auf die Steine zurückgriffen, die von den zerstörten Türmen herrührten. Das Baumaterial diente ihnen dazu, die Schutzwälle zusätzlich zu stabilisieren.
    Mit der Schneeschmelze wurden außerdem dreißig Bombarden aus Kensustria herbeitransportiert, und auch das Ungeheuer von Feuergeschütz, das die hoheitlichen Truppen bei ihrem Rückzug zurückgelassen hatten, eigneten sich die Verteidiger an. Die Schmiede entfernten den Kopf des Gebrannten Gottes und feilten die Sprüche zu Ehren Tzulans aus dem Lauf, um sie durch Loblieder auf Ulldrael den Gerechten zu ersetzen. Selbst die Matafundae ragten pünktlich zum ersten Frühsommertag im Burghof in das strahlende Blau.
    Die nächsten Angreifer würden Schwierigkeiten haben, auch nur näher als einen Warst an die Festung heranzukommen. Überstanden sie die Salven aus den Bombarden, blieben immer noch die Repetierkatapulte und Schleudern.
    Entsprechend entspannt gestaltete sich die Lage innerhalb der Mauern. Keiner der Soldaten rechnete damit, dass dieses Bollwerk jemals fallen würde.
    Hetrál stand im Hof, eine Hand an einen mächtigen Stützbalken der Matafunda gelegt, und betrachtete »seine« Festung.
    Obwohl es allmählich Sommer wurde, war die Luft noch immer empfindlich frisch. Einem Vergleich mit den unsäglichen Graden des Winters hielt sie allerdings nicht stand. Noch vor wenigen Monaten hatte es so ausgesehen, als schlüge das letzte Stündlein der Festung wie auch Hetráls. Aber er ließ sich von der Hochstimmung seiner Leute anstecken

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