Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Zeichen falsch verstanden? Meintet Ihr …«
    Hetrál schlug nur auf die Zinne und starrte seinen Untergebenen an.
    »Es ist ein Kind, Kommandant«, wagte dieser einen letzten Widerspruch. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass …«
    Auf der Stelle!, gestikulierte der Turît und wünschte sich einmal mehr, eine Stimme zu haben. Das ist kein Kind. Das ist womöglich unser Untergang.
    Der blasse Offizier schwenkte verstört die Fackel, und alles, was die Festung an Fernwaffen zu bieten hatte, entlud sich in einem ohrenbetäubenden Donnern, Dröhnen und Rumpeln.
    Als die beiden Fässer mit unlöschbarem Feuer der Matafundae auf den Mann und den Jungen niedergingen, verschwanden ihre Gestalten in lodernden Feuerbällen.

    Govan sah die brennenden Behälter zielgenau auf ihn zukommen und wandte sich zur Flucht. Doch die Hände seines Mentors, die sich wie Klammern unbarmherzig um seine Oberarmgelenke schlossen, verhinderten ein Entkommen vor dem tödlichen, alles zu Asche verwandelnden Regen, der sogleich auf ihn herabprasseln würde. Vor Angst schreiend, presste er die Lider zusammen, und die Gesten, mit denen er eben noch eine magische Reaktion in Gang hatte setzen wollen, erstarrten in ihrer Bewegung.
    Dumpf krachte es. Govan spürte die verderbliche Hitze, die sich mehr und mehr steigerte.
    Aber er verbrannte nicht.
    Zögerlich öffnete er die Augen und fand sich inmitten einer schützenden Sphäre wieder, an deren irisierenden Wänden das zähflüssige Gemisch aus Pech, Schwefel und anderen Zutaten langsam herablief. Mit offenem Mund schaute er in die Flammen, in deren Mittelpunkt er stand, ohne zu vergehen.
    »Es gibt wahrscheinlich niemandem auf diesem Kontinent«, hörte er die sanfte Stimme Nesrecas, »der inmitten einer solche Hölle gestanden und überlebt hat.«
    »Kann ich das auch, Mortva?«, flüsterte Govan fasziniert und legte eine Hand an die Hülle. Sie fühlte sich heiß an, aber sie hielt der Kraft des Feuers stand.
    »Ja. Ihr weißt nur noch nicht, wie.«
    Ein großer Schatten senkte sich auf sie herab. Instinktiv duckte sich der Tadc, doch der mehr als eintausendvierhundert Pfund schwere Steinbrocken prallte gegen die Halbkugel und zerbarst in kleine Teile.
    Govan lachte auf. »Damit sind wir unbesiegbar, Mortva!«
    »Bis zu einem gewissen Maß«, schränkte der Mann mit den silbernen Haaren ein, und seine Stimme klang etwas angestrengt. »Es ist auf Dauer sehr ermüdend. Würdet Ihr, hoheitlicher Tadc, bitte fortfahren?«

    Hetrál schaute zufrieden auf das Inferno, in dem Nesreca und der Thronfolger versunken waren. Die Flammen loderten so hoch, dass er nichts erkennen konnte.
    Dann, auf einen Schlag, erlosch das Feuer.
    Umgeben von gesprungenen Bombardenkugeln und zertrümmerten Steingeschossen, standen die beiden Gestalten unversehrt in einem Kreis unverbrannten Gesteins, während sich der Fels um sie herum schwarz gefärbt hatte. Nicht einmal ihre Uniformen wirkten angesengt.
    Ein erschrockenes Raunen lief durch die Reihen der Verteidiger.
    »Du hättest das Angebot von Mortva annehmen sollen«, rief der Knabe hochmütig. »Die Waffen, die ihr habt, schrecken uns nicht.« Während er redete, nahmen seine Hände das Gestikulieren auf. »Aber wir haben etwas, dem ihr nicht standhalten könnt. Ihr habt eure Wahl getroffen.«
    Die Arme fielen herab, der Thronfolger schloss die Augen.
    Es wird nur eine Möglichkeit geben, eine Niederlage abzuwenden. Hetrál zog seine aldoreelische Klinge und stürmte den Wehrgang hinab. Ich schicke dich zu Tzulan, Nesreca. Mitsamt dem Jungen.
    Als der Kommandant den ersten Treppenabsatz erreichte, erbebten die Steine unter seinen Füßen. Ein Riese schien sich einen unterirdischen Weg durch den Berg zu bahnen und erschütterte mit seinem Graben die gesamte Burganlage. Es folgten mehrere rasche, harte Stöße hintereinander, die Hetrál stürzen ließen. Kopfüber polterte er die restlichen Granitstiegen hinunter, während sich der Fels wieder beruhigte.
    Vereinzelt waren Katapulte gekippt oder hatten sich selbstständig entladen, mehrere Bombarden waren aus den Wiegen gesprungen, und die Kugeln rollten umher.
    Ächzend stemmte Hetrál sich in die Höhe. Dabei fiel sein Blick auf eine Pfütze. Unmerklich zitterte das Wasser darin, die Dreckpartikel schwammen auf der unruhigen Oberfläche hin und her.
    Die Schwingungen des Bodens nahmen wieder zu. Wie die Körner auf einem Rüttelsieb hüpfte und tanzte bald alles in der Festung, das nicht irgendwie festgemacht war.

Weitere Kostenlose Bücher