Die Magie Des Herrschers
und würde es bedauern, wenn er sie ausradieren müsste.«
»Sag deinem Kabcar – diesem verwünschten Tzulan-Günstling –, dass wir uns niemals ergeben werden. Damit ist jedes weitere Wort überflüssig.«
»Dann wird es mich freuen, den Mann seiner gerechten Strafe zuzuführen, der er sich seit Jahren immer wieder entzogen hat. Kommandant Hetrál«, nickte der Konsultant, wandte sich mit einer geschmeidigen Drehung um und schlenderte in Richtung des Passes. »Ihr wollt doch wohl nicht etwa auf einen unbewaffneten Unterhändler feuern lassen?«, sagte er laut, während er sich entfernte.
Bei dir mache ich eine Ausnahme. Der Arm des Meisterschützen ruckte in die Höhe, und ein Repetierkatapult spie eine Reihe von Geschossen aus.
Elegant drehte sich Nesreca zur Seite, sodass die Speere wirkungslos auf das Felsgestein aufschlugen.
Im nächsten Augenblick riss die Sehne der Fernwaffe und schlug dem Katapultisten ins Gesicht. Schreiend ging er zu Boden; zwischen den Fingern, die er sich vor die getroffene Stelle hielt, quoll Blut hervor.
Als die Aufmerksamkeit sich wieder nach draußen richtete, fehlte von dem silberhaarigen Mann jede Spur.
Hetrál verließ den Wehrgang nicht mehr. Er wollte mit eigenen Augen sehen, was sich der Konsultant einfallen ließe, um Windtrutz in die Knie zu zwingen. Nach wie vor bezweifelte er, dass eine Waffe mächtig genug war, den Wall einzureißen. Und selbst wenn, die eigenen Geschütze reichten ebenso weit.
Am Ende des kleinen Plateaus erschienen am Nachmittag zwei Gestalten, die sich gemütlich näherten.
Eine davon erkannte der Kommandant als Nesreca, die zweite, wesentlich kleinere war ein Junge von geschätzten vierzehn Jahren. Jetzt versteckt er sich schon hinter Kindern, dieser Bastard.
Die Sehhilfe zeigte ihm, dass der Knabe durchaus eine hoheitliche Uniform trug, und wenn er sich recht erinnerte, waren die Insignien auf der Brust und auf den Schulterpolstern die eines Tadc.
Hetrál fühlte sich an die Zeit in Granburg erinnert, als er den Kabcar noch als Thronfolger kennen gelernt hatte. Der Junge da unten hatte jedoch nur eine entfernte Ähnlichkeit mit seinem Vater, die Züge seiner Mutter traten deutlicher hervor. Voller Schrecken fiel ihm ein, dass man sich erzählte, der Konsultant bilde den Tadc in der Kunst der Magie aus.
Weitere Erinnerungen stiegen in ihm auf. Nach der Schlacht von Telmaran hatte er versucht, den Kabcar zu töten. Doch Lodrik hatte ihn bemerkt und mit magischen Blitzen beschossen, die ihn um ein Haar das Leben gekostet hätten. Hetrál fühlte sich äußerst unwohl bei der Erinnerung daran. Doch reichte diese Kunst aus, um die gewaltigen Mauern einzureißen? Was hatten sie vor?
Er ließ eine der Bombarden einen Warnschuss abfeuern. Die Kugel krachte zehn Schritt links von dem Duo in den Fels und zersprang.
»Das ist nahe genug«, ließ er rufen.
Govan zuckte zusammen, als das Geschütz in ihre Richtung feuerte; unbewusst umfasste er Nesrecas Hand.
»Ihr müsst keine Angst haben, hoheitlicher Tadc«, beruhigte ihn der Konsultant. »Sie können Euch nichts anhaben. Ihr tragt Kräfte in Euch, die allem überlegen sind, was sie Euch entgegenstellen.«
Der Junge atmete schnell. »Ich bin sehr aufgeregt, Mortva.« Seine braunen Augen schweiften über die Mündungen der Bombarden, die sich drohend gegen ihn reckten. Er sah die Katapulte und die vielen, vielen Soldaten, die auf den Zinnen standen und feindselig auf ihn herabstarrten. »Ich bekomme Zweifel, ob es mir gelingen wird. Wenn ich nun etwas falsch mache?«
»Ich kann Euch verstehen, hoheitlicher Tadc. Es ist immerhin eine Art Feuertaufe für Euch.« Der Mann mit den silbernen Haaren setzte den Weg fort. »Kommt, wir gehen noch ein wenig näher heran. Ich beschütze Euch. Ihr kümmert Euch einzig und allein um die Vernichtung der Festung, einverstanden?« Das grüne und das graue Auge richteten sich beruhigend auf ihn. »Tut es für Euren Vater.«
»Nein, Mortva.« Entschlossen folgte Govan ihm. »Ich tue es für dich.«
In zweihundert Schritt Abstand blieben sie stehen und sprachen sich ab, dann stellte sich Nesreca hinter den Knaben und legte ihm beide Hände auf die Schultern.
Der Thronfolger senkte den Kopf, dann bewegten sich seine Hände. Nach wenigen, vermeintlich wirren Fuchteleien, formten die Finger ein leuchtendes Muster bei jeder Geste.
Feuert alles, was wir haben, auf die beiden ab.
Der Offizier schaute den Kommandanten irritiert an. »Habe ich eben eines Eurer
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