Die Magie Des Herrschers
genas, hatte ich keinen rechten Blick für den Luxus, der Euch umgibt.«
»Ja, ja«, sagte Tchanusuvo selbstgefällig. »Ich bin zwar erst seit kurzem im Rang eines Adligen, aber ich weiß schon, wie man es sich gemütlich macht. Die Kabcara geruhte, mich in ihren erlauchten Kreis aufzunehmen.«
»Und wie war Euch das möglich?«, erkundigte sich Tokaro. »Vielleicht möchte mein Vater auch zu den Auserwählten gehören.«
Das Gesicht des frisch gebackenen Vasruc wurde argwöhnisch. »Hat Euer Vater denn so viel Geld, dass er sich den Titel kaufen kann? Fünfzigtausend Waslec?«
Tokaro schaute nachdenklich zur dunklen Holzdecke hinauf und hoffte, dass der Mann sein Erstaunen nicht bemerkte. »Das wäre doch ein wenig viel. Meine Hochachtung, Tchanusuvo. Dann seid Ihr nun vermutlich knapp bei Kasse, wie?«
»Aber nicht im Geringsten«, winkte der Adlige hochnäsig ab. »Das Doppelte liegt in meinem Tresor.«
Ein Glückstreffer!, jubilierte Tokaro.
»In Ulsar, natürlich. Hier wäre mir das zu gefährlich. Und seit diese Räuberbande ihr Unwesen treibt, Ulldrael schicke sie zu Tzulan, habe ich keine ruhige Minute mehr.«
»Ja, ja, die Pest über Euch«, murmelte Tokaro ärgerlich, weil er den Reichtum wieder verloren sah.
»Bitte, lieber Fjodosti?«, räusperte sich der Vasruc ungläubig.
»Ich sagte, die Pest über das Zeug. Das Räuberzeug«, verbesserte sich der Junge lächelnd und kratzte sich unter seiner Perücke. »Man sagt, sie geben den einfachen Leuten etwas von ihren Beutezügen ab. Ich vermute, mein schönes Geld dient irgendeinem Schweinehirten, Euch die Pacht zu bezahlen.«
»Dann verdiene ich ja doppelt an Euch, werter Fjodosti.« Der Augen des Adligen hefteten sich an die Jacke des Jungen. »Ihr hattet da wohl eine Motte in Eurem Schrank«, bemerkte er und deutete auf das Loch im Rock.
»Ach, das?!« Tokaro fuhr mit der Rechten unter das Kleidungsstück und streckte den Finger von der anderen Seite hindurch. »Nein, nein. Das ist ein Einschussloch.«
»Guter Ulldrael, wie kommt denn das dahin?«, rief Tchanusuvo entsetzt und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Wurdet Ihr etwa schon wieder ein Opfer der Räuber?«
»Ich nicht. Aber der Träger des Wamses«, grinste der Junge und langte nach dem Paket.
Der Vasruc wirkte irritiert. »Ich verstehe nicht, mein lieber Fjodosti …«
»Ich zeige Euch Euer Präsent, und Ihr werdet sehen, die Klarsicht kommt von ganz allein.« Er entfernte das Papier mit einem einzigen Ruck und richtete den Lauf der Büchse auf die Brust des Adligen. »Seht Ihr, aus diesem Lauf kommt ein Geschoss, eine Bleikugel, so dick wie Euer stinkend reicher Ringfinger. Und sie durchschlägt einfach alles.«
»Ihr seid ein Räuber!«, schrie Tchanusuvo auf und fasste sich mit der Linken ans Herz. »Das überlebe ich nicht!«
»Das hängt allein von dir reichem Sack ab«, meinte Tokaro drohend und hielt ihm die Mündung unter die Nase. »Krachbumm, und dein Kopf verteilt sich im ganzen Salon.«
»Nein, nicht. Meine schönen Teppiche«, jammerte der Adlige. Dann kehrte sein Mut zurück. Die Augen verengten sich zu Schlitzen, die Zunge fuhr über die Lippen. »Aber du wirst nicht lebend rauskommen. Meine Diener und Angestellten sind zahlreich, Bürschchen. Wenn ich jetzt um Hilfe rufe, bist du im Nu überwältigt. Pass auf!«
Der Junge ließ ihn rufen und rufen, bis der Adlige heiser wurde.
»Das liegt bestimmt am Wein, dass sie nicht erscheinen«, schätzte Tokaro lächelnd. »Er hat eine Wirkung, die selbst den Stärksten von den Beinen holt.« Die Tür flog auf, und vier Männer mit gezückten Säbeln stürmten in den Raum. »Wie auf Bestellung, meine Herren. Darf ich vorstellen, Tchanusuvo, das sind ganz hervorragende Jahrgänge. Ein 421er Ulsarer, zwei 423er Kareter, allesamt Gossenlage. Ohne Sonne, viel Abwasser und wenig Waslec. Der da ist ein 438er Köhlerhütte, starker, rauchiger Geschmack.« Die Männer lachten bei der Vorstellung. »Die und sechzehn andere Jahrgänge habe ich dir mitgebracht, einer besser als der andere und tausendmal mehr wert als du.«
»Eine verdammte List!«, tobte der Vasruc.
Tokaro erhob sich und stützte sich auf den Lauf der Büchse. »Die sich aber gelohnt hat, wie ich deinen Ausführungen entnommen habe. Und die die ganzen Schläge und Blessuren entschädigt, die ich mir zur Täuschung verpassen lassen musste.«
Späße machend, trieben sie den Adligen durch die Gänge hinunter zu den anderen Gefangenen, die man
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