Die Magie Des Herrschers
wurde es plötzlich hell.
Die Wölfe wandten sich zu dem Lichtschein um, zögerten. Lorin hörte unverständliches, zorniges Geschrei. Ein Armbrustbolzen sirrte dem ersten Raubtier in die Seite, das wie vom Blitz getroffen zusammenbrach. Die übrigen Graupelze traten daraufhin die Flucht an und verschwanden zwischen den Bäumen, als hätte es sie nie gegeben.
Um Lorin herum wurde es immer heller, die Lichtquelle näherte sich. Der zitternde Junge packte den Griff des Dolches fester. Wenn Soini mir die Haut abziehen will, wird er sich wundern, schwor er sich.
Schnee knirschte unter den Stiefeln, als der Mann näher kam. Als Erstes entfernte er die Klammer von der Schulter des Jungen und dann die Fußangel vom Unterschenkel, den Lorin schon seit geraumer Zeit nicht mehr spürte. Als er auf den Rücken gedreht wurde, stieß Lorin nach dem Mann, den er nur noch undeutlich erkannte. Fluchend wurde seine Klinge von einer silbernen Hand im letzten Augenblick pariert.
»Knirps, was machst du denn hier draußen?«, hörte er eine polternde Stimme fragen.
»Lass mich, Soini!« Erneut stach Lorin zu.
»So nicht.« Die silberne Hand fegte den Dolch zur Seite und traf ihn kurz darauf genau zwischen die Augen. Der leichte Schlag genügte, um ihn ins Reich der Träume zu befördern.
Als Lorins Bewusstsein wiederkehrte, lehnte er am Stamm einer Tanne, deren dichte Nadeln den Schnee abgehalten und einen freien Platz geschaffen hatten. Seinen Körper umgab eine dicke Schicht Pelze, und um ihn herum brannten mehrere Feuer, die ihm Wärme spendeten. Trotzdem zitterte er immer noch vor Kälte. Ihm gegenüber erkannte er die breite Gestalt seines Waffenlehrmeisters, der soeben einen Schwung dicke Äste und Tannennadeln auf den Feuerstellen verteilte.
»Ich taue dich zuerst auf, bevor wir den Rückweg antreten«, erklärte Waljakov knapp. Auch wenn seine Stimme wenig Gefühl ausdrückte, zeigten die eisgrauen Augen etwas von der Sorge, die er sich um das Wohlergehen des Jungen machte. »Die Wölfe sind weg.«
»Wie hast du mich gefunden?«, fragte Lorin zitternd.
»Ich bin dir gefolgt. Schneeschuhe sind nicht zu übersehen.« Er setzte sich neben die zuckenden Flammen, damit auch er etwas von der Wärme abbekam. »Kannst du mir sagen, was du hier draußen machst, außer dich den Wölfen zum Fraß vorzuwerfen?« Waljakov machte sich nicht die Mühe, seine Ungehaltenheit zu verbergen. »Wenn du dich umbringen willst, Knirps, dann spring ins Wasser oder lass dir etwas Besseres einfallen. Oder frag mich, ob ich dir helfe.«
»Ich will Soini seine Jagdtrophäe nicht gönnen«, sagte Lorin mit klappernden Zähnen. »Er stellt einem Schwarzwolf nach. Zusammen mit Jägern aus Vekhlathi.«
»Ich verstehe«, nickte Waljakov. »Und die Jäger haben inzwischen bemerkt, dass ihnen jemand ins Handwerk pfuscht, und nun dir eine Falle gestellt.« Seine mechanische Hand nahm den mitgebrachten Topf mit Suppe aus dem Feuer, goss Lorin etwas davon in den Becher und hielt ihm diesen hin. »Trink.«
Gehorsam nahm der Junge einen Schluck und verbrannte sich die Lippen an der Suppe. »Eine Falle? Für mich?«
»Die Fußangeln hatten keine Widerhaken, die dich noch stärker verletzt hätten. Man wollte dich lebend. Und der Wolf … nun, den haben sie vorher hineingesetzt, weil sie vermuteten, dass du ihn befreien würdest.« Der Leibwächter verzog den Mund. »Dummer, unvorsichtiger Junge. Warum hast du mir nichts gesagt?«
»Ich habe niemandem etwas gesagt«, antwortete Lorin. »Ich wollte die Sache allein bewältigen.«
Waljakov lachte böse auf. »Du wärst beinahe gestorben, Knirps. In Zukunft wirst du mir so etwas berichten. Gegen einen kleinen Kampf mit ein paar Vekhlathi hätte ich nichts einzuwenden.«
Lorin schlürfte an der Suppe. »Warum bist du mir wirklich gefolgt?« Seine blauen Augen hefteten sich abschätzend auf das Gesicht des Hünen, der so tat, als hätte er die Frage nicht gehört. »Warum, Waljakov?«
»Ich habe mit Rantsila wegen dieser Türmlergeschichte gesprochen. Da dir die Aufgabe sehr am Herzen liegt, wollte ich eine Vereinbarung mit ihm treffen«, rückte er mit der Sprache heraus. »Er erzählte mir, dass du oft allein im Wald wärst. Und ich wollte herausfinden, was du machst.«
Der Knabe spürte unendliche Enttäuschung. »Du hast gedacht, dass ich mit den Lijoki und anderen gemeinsame Sache mache, um die Bardhasdronda zu verraten?«, fragte er fassungslos.
»Nein, das habe ich nicht gesagt«, wehrte sich der
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