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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Klinge nach vorn gerichtet, um das Raubtier bei einem Angriff aufzuspießen.
    Der Wolf fletschte die Zähne und kauerte sich nieder. Aus dieser Lage würde er sofort springen können. Die Frage blieb nur, für welches Opfer sich das mächtige Tier entscheiden würde.
    Lorins Kräfte waren am Ende. Er musste sich einzig und allein auf Waljakov verlassen. Der Schwarzwolf drückte sich ab und warf sich gegen den Hünen. Mensch und Tier verschwanden in einer Wolke aus aufgewirbeltem Schnee.
    Soini stieß Lorin von sich, rannte an den um Hilfe bettelnden Vekhlathi vorüber, ohne sich weiter um ihr Schicksal zu kümmern, und suchte sein Heil in der Flucht. Lorin war es gelungen, sich so unter Soinis Arm wegzudrehen, dass der Dolch ihm nicht die Ader aufschlitzte, sondern nur einen oberflächlichen Kratzer anrichten konnte. Dennoch troff etwas Blut in den frischen Schnee.
    Den Jungen ärgerte es maßlos, dass der Kalisstrone, der eben um ein Haar seinen Tod verantwortet hätte, einfach so davonkommen sollte.
    So schwer kann es nicht sein, dachte er und langte eilig nach Pfeil und Bogen, um dem skrupellosen Mann einen Gruß nachzusenden. Das Geschoss traf Soini ins rechte Schulterblatt, bevor er den Schutz der herabhängenden Tannenzweige erreichte.
    Eilig wandte sich der Junge um. Waljakov lag im Schnee; der Schwarzwolf stand über ihm und hatte die entblößten Fänge um die Kehle des Leibwächters gelegt. Lorin warf den Bogen zur Seite und schaute in die weißen Augen des heiligen Tieres.
    »Erinnerst du dich an mich?«, sagte er zu dem Wolf, als spräche er mit einem Menschen. »Ich habe bei den Klingenden Steinen Musik gemacht. Und wir haben uns vorher schon einmal gesehen. Ich habe dich vor den Fallen bewahrt, nun musst du mir einen Gefallen tun. Bitte.«
    Der Kopf des Wolfes hob sich, das Knurren wurde leiser und verstummte. Der Junge atmete auf. Die Reihe scharfer Reißzähne befand sich nun nicht mehr unmittelbar an der Kehle seines großen Freundes.
    »Bitte, lass ihn gehen.«
    Der Schwarzwolf schaute herab auf den regungslos verharrenden Mann, dann trabte er in den dichten Wald zurück.
    Lorin stieß erleichtert die Luft aus und lief zu Waljakov, der sich aufstemmte und den Geifer des Wolfes angewidert von seiner Kehle wischte. »Früher wäre mir das nicht passiert«, lautete seine einzige Bemerkung.
    »Niemand würde gegen einen Schwarzwolf bestehen«, versuchte der Knabe seinen Waffenlehrmeister zu trösten.
    »Du musst mich nicht aufmuntern«, wehrte Waljakov nachdenklich ab. »Ich bin älter geworden.« Er verstaute den Säbel in der Hülle. »Bald kommt der Tag, an dem ich Gegner bitten muss, langsamer zu schlagen.«
    »So schlimm ist es nicht.« Lorin lächelte und nickte in Richtung des immer noch bewusstlosen Vekhlathi, der von Waljakov niedergeschlagen worden war. »Für den und seine Freunde hat es immer noch gelangt.«
    Gegen seinen Willen musste der Tarpoler doch lachen. »Komm, Knirps. Wir packen die Jäger in den Käfig.« Er schaute zu den aufsteigenden Sonnen. »Sie werden ein paar Stunden hier draußen überleben, und bevor sie erfrieren, holen wir sie mit den Milizionären ab.«
    »Und was ist mit Soini?« Der Junge half seinem Waffenlehrmeister, die rebellischen Gefangenen in das enge Gefängnis zu bugsieren, wo sie sich gegenseitig wärmten. »Wenn er zurückkommt?«
    Ein langes Heulen hallte durch den Wald.
    »Der hat wohl andere Schwierigkeiten.« Waljakov ließ das Gitter einrasten und legte dem Jungen die Hand auf die Schulter. »Danke.« Dann drehte er sich um und stapfte in Richtung Bardhasdronda.
    »Keine Ursache«, meinte Lorin grinsend und folgte ihm.

    Lorin und Waljakov suchten Rantsila und Kalfaffel auf, um ihnen von dem verbrecherischen Vorhaben Soinis und den fremden Jägern zu erzählen.
    Der Anführer der Miliz, dessen Auge ein Veilchen, zierte gab den Fremdländlern auf Anweisung des Cerêlers ein Dutzend Männer sowie sechs Hundegespanne mit, damit sie die Gefangenen abholen konnten. Sehr zu Lorins Erleichterung saßen die Vekhlathi immer noch hinter den engen Gitterstäben, keiner von ihnen war erfroren.
    Bei ihrer Rückkehr hatte sich bereits eine kleinere Menschenansammlung vor dem Gefängnis Bardhasdrondas eingefunden, welche die Ankunft der ertappten Verbrecher erwartete. Die Milizionäre brachten die Vekhlathi in die Zellen, während Lorin seine Geschichte nun hochoffiziell zu Protokoll gab.
    Kalfaffel stellte ab und zu Fragen, Rantsila hielt sich völlig zurück.

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