Die Magie Des Herrschers
Ihm schien es sichtlich unangenehm zu sein, dass er den Jungen fälschlicherweise verdächtigt hatte.
Danach war die Reihe an den Männern aus der Nachbarstadt. Der Anführer der Miliz begleitete Lorin humpelnd hinaus.
»Ich muss mich bei dir entschuldigen«, sagte er unterwegs, und seine grünen Augen blickten geradeaus. »Wenn du mir erklärt hättest, was in Wirklichkeit in den Wäldern vorgeht, wäre alles anders gekommen.« Er nickte ihm knapp zu. »Aber bei der Abmachung bleibt es natürlich. Da kann ich keine Ausnahme machen.«
»Sicher«, antwortete Lorin und gab sich Mühe, nicht allzu unwissend zu wirken. »Ich verstehe das.«
Rantsila lächelte erleichtert. »Gut. Aber leichter werde ich es dir auch nicht machen.«
»Das verlange ich auch gar nicht.« Vermute ich zumindest. »Ich schaffe das schon.« Der Knabe trat hinaus ins Schneegestöber, das wieder eingesetzt hatte. Waljakov, der allein auf dem Platz gewartet hatte, glich inzwischen mehr einem Schneemann als sich selbst. Die anderen waren wegen des schlechten Wetters in ihre Häuser zurückgekehrt.
»Ich bewundere deinen Mut«, verabschiedete sich Rantsila.
Wenn ich nur wüsste, wovon er spricht. Lorin lief zu seinem Waffenlehrmeister, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. »Was ist das für eine Abmachung, die du mit Rantsila getroffen hast?«
»Er wird einen Zweikampf mir dir austragen«, erklärte er wortkarg. »Verliert er, hast du deinen Posten wieder.«
»Einen Zweikampf? Mit dem besten Kämpfer der Stadt?«, platzte es aus dem Jungen heraus.
»Zweitbesten«, verbesserte Waljakov. »Die Unterredung mit ihm verlief erfolgreich.«
Lorin hatte plötzlich eine Ahnung, woher die Blessuren des Kalisstronen stammten. »Aber ich weiß nicht, ob ich so weit bin.«
»Bis zum Frühjahr wirst du es sein.« Waljakov steuerte die Gewächshallen an, die in Matucs Obhut lagen. »Ich bringe dich dazu.« Er öffnete die kleine Seitentür. Warme Luft strömte hinaus. »Und nun geh und berichte von deinem Erfolg. Er hat sich Sorgen um dich gemacht. Wir sehen uns morgen, direkt nach deiner Arbeit bei Akrar.«
Gehorsam betrat der Knabe die warme, nach Erde riechende Halle, in der einige Veränderungen vorgenommen worden waren, um die Süßknollen in der kalten Zeit gedeihen zu lassen. Große Feuer sorgten dafür, dass die Temperatur angenehm blieb. Das Schmelzwasser des auf dem Dach tauenden Schnees leiteten die Helfer, die sich Ulldrael dem Gerechten angeschlossen hatten, über ein Innenrohr in ein gewaltiges Fass, um immer genügend Nass zur Bewässerung zu haben.
Als ein kleines Wunder der Landwirtschaft präsentierte sich die mehrstöckige Keimanlage für die jungen Süßknollen. Mannsdicke Baumstämme bildeten die Säulen der vier Ebenen umfassenden Gewächsanlage. Auf einer Fläche von acht auf vier Schritt waren breite Bretter miteinander verbunden worden. Darauf hatten Helfer eine Lage Erde geschüttet, in welche die jungen Erdfrüchte gesetzt und auf die nächste Keimebene gebracht wurden. Erreichten sie diese, bettete man sie in die schwere, lehmige Erde, wo der Reifungsprozess begann. Auf diese Weise sparte man Zeit, und die Süßknollen wurden noch schneller erntereif. In dem menschenfeindlichen, nahrungsarmen Winter war dieses Vorgehen überlebenswichtig geworden.
Lorin entdeckte seinen betagten Ziehvater in einem Kräuterbeet kniend. Matuc hatte den Ehrgeiz, nach den tarpolischen Erdfrüchten nun auch die ein oder andere Kräutersorte im Winter zum Treiben zu bringen. Bisher hatte er jedoch keinen Erfolg zu verzeichnen. Offensichtlich benötigten sie die Kraft der Sonnen.
Lorin räusperte sich.
Matuc hielt kurz inne und warf einen Blick auf den Schatten, den der Knabe warf. Nach der kurzen Unterbrechung setzte er seine Arbeit an den zierlichen Halmen fort.
»Diese verdammten Gräser sind undankbar«, murmelte er, ohne sich umzudrehen. »Zuerst hilft man ihnen, unter den schwierigsten Umständen aufzuwachsen. Aber danken sie es einem? Nein. Sie handeln nur nach ihrem eigenen Willen und machen, was sie wollen, ohne sich um die zu scheren, die sich liebevoll um sie gekümmert haben. Es ist ihnen gleich, wenn man sich sorgt.«
Der Junge wusste, dass der Geistliche nicht wirklich zu den Pflanzen sprach. Er kniete sich neben ihn und fuhr mit den Fingerspitzen über die Spitzen der Kräuter.
»Sie wissen es schon, wenn man sich um sie sorgt. Aber es fällt ihnen erst hinterher auf, wenn sie anderen durch ihr Verhalten Verdruss
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