Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
dass eine der höchsten Würdenträgerinnen Kauls und Mitglied des Ständigen Rats diesem unheimlichen Fremden widerspruchslos gehorchte. Seiner Ansicht nach hätte sie ihre Anführerin sein müssen. Vielleicht war sie aber auch einverstanden mit Grigáns Entscheidung oder zu erschöpft, um die Führung zu übernehmen.
Yan stand ebenfalls auf und entdeckte sein Bündel, seine Harpune und das Fischermesser am Fuß eines Baums.
Er erinnerte sich, dass er das Gepäck unter einem Busch versteckt hatte, bevor er zum Feuer gekrochen war. Grigán musste ihm die ganze Zeit gefolgt sein. Als Spitzel war er wirklich eine Niete!
Yan ging zu den Pferden und wartete geduldig, dass man ihm sagte, was er tun solle. Der Schwarzgekleidete zurrte das Gepäck fest. Er nahm Yan sein Bündel ab und zog die zwei Fuß lange Harpune heraus. »Wenn du mitkommst, bleibt das Ding hier. Es ist unhandlich, nutzlos und könnte uns verraten.«
Yan nahm die Harpune und legte sie gehorsam unter einen Dornenbusch. Grigán machte ein zufriedenes Gesicht. An seinem Sattel hingen zwei Bögen. Er löste einen und reichte ihn Yan.
»Weißt du, wie man damit umgeht?«
»Ja«, log Yan.
Er hatte noch nie im Leben einen Bogen in der Hand gehabt. Aber wenn es den Krieger beruhigte … Außerdem würde er Léti mit dieser Waffe beschützen können.
»Gut. Hier sind die Pfeile. Schieß nur, wenn ich es sage. Geh nicht zu nah ran. Halte immer Abstand zu deinem Ziel. Verstanden?«
»Ja.«
Mit dem Köcher in der einen und dem Bogen in der anderen Hand bemühte sich Yan um ein selbstbewusstes Gesicht. Verflixt, das Zeug war schwerer, als er gedacht hatte. Er bezweifelte, dass er damit umgehen könnte.
»Hast du schon mal jemanden getötet?«
»Nein.«
Bei Eurydis, nein, noch nie! Was dachte sich dieser Kerl bloß? Glaubte er etwa, er verbringe seine Zeit damit, Leute mit der Harpune aufzuspießen? Bei so etwas konnte Yan nicht lügen. Er war bislang noch nicht einmal in einen Kampf verwickelt gewesen.
»Gut.«
Für Grigán schien das Gespräch damit beendet. Er drehte sich um und zurrte das letzte Gepäckstück fest.
»Ich will auch eine Waffe haben.«
Mit hängenden Armen stand Léti vor ihnen. Sie weinte nicht mehr, doch mit ihrem geröteten Gesicht und den geschwollenen Augen sah sie aus, als wäre sie nicht ganz bei Sinnen.
Grigán wandte ihr den Rücken zu. Er schien nicht die Absicht zu haben, ihr den Wunsch zu erfüllen. »Frauen kämpfen nicht«, sagte er barsch.
Léti rührte sich nicht und starrte ungläubig auf seinen Rücken. Yan sah, dass sie kurz davor war, wieder in Tränen auszubrechen. Schnell streckte er ihr sein Fischermesser hin.
»Hier. Nur für den Notfall. Aber halte dich raus, falls es zu einem Kampf kommt.«
Der Schwarzgekleidete musterte sie beide einen Moment lang stirnrunzelnd. Léti nahm das Messer und ging davon, bevor er sie daran hindern konnte. Yan fragte sich, ob er seiner Laufbahn als edler Ritter gerade ein jähes Ende bereitet hatte. Doch der Krieger wandte sich nur ab, nickte kurz und packte die Pferde am Zügel.
Corenn scheuchte die beiden jungen Kaulaner hinter Grigán her, vergewisserte sich mit einem letzten Blick, dass sie nichts vergessen hatten, und folgte den anderen.
Sie hatte das Gefühl, dass es der Beginn einer sehr langen Reise war.
Ein vorwitziges Margolin schlich sich an seinen Vorratsbeutel heran. Bowbaq tat so, als schliefe er, ließ es derweil aber nicht aus den Augen.
Erst als sich der kleine Vielfraß auf den Beutel stürzte und seine scharfen Zähnchen und Krallen in den Stoff schlug, griff er ein.
›He! Was würdest du sagen, wenn ich deine Höhle überfiele? ‹
Das Nagetier erstarrte und nahm dann schneller Reißaus als vor einer Meute Wölfe. Wahrscheinlich hatte es nicht viel verstanden, doch allein die Tatsache, dass jemand in seine Gedanken eingedrungen war, hatte ihm einen gehörigen Schreck eingejagt.
Anfangs war das immer so. Bowbaq konnte sich noch gut daran erinnern, wie heftig sich Mir beim ersten Mal gewehrt hatte. Zum Glück war er so schlau gewesen, den Löwen vorher anzubinden.
Bei Wos war es anders gewesen. Bowbaq war noch vor der Geburt des Ponys in seine Gedanken eingedrungen, und so war es viel leichter gewesen, eine Verbindung herzustellen.
Der arme Wos. Er hatte ihn in der Nähe von Cyr-la-Haute zurücklassen müssen. Das Riesenpony, das in den Eiswüsten Zentralarkariens zu Hause war, litt schon entsetzlich unter dem milden Klima Nordloreliens. Bis nach
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