Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
gelassen.
»Feigling! Verräter! Stirb!«
Die Klinge schwang in die Höhe und senkte sich dann zu einem mörderischen Schlag, dem Grigán mühelos auswich. Nicht umsonst hatte er seine Reflexe ein Leben lang trainiert.
»Hör dir an, was ich zu sagen habe«, sagte er noch einmal. »Danach kannst du mit mir tun, was du willst.«
»Nichts da! Elender Schakal!«
Der Anführer der schwarzen Wölfe holte zu einem neuen Schlag aus, dem Grigán diesmal nur knapp entkam. Am liebsten wäre Yan dem geifernden Alten in den Arm gefallen. Er konnte die Anspannung kaum noch ertragen. Es fehlte nicht viel, und er würde die Beherrschung verlieren.
»Nun gut«, sagte Grigán, als sich Narro wieder auf ihn stürzen wollte. »Ich habe mir nicht verziehen, und du mir auch nicht, wie ich sehe. Ich bitte dich nur, meinen Begleiter zu verschonen. Er hat mit dieser Geschichte nichts zu tun.«
Narro packte sein Schwert mit beiden Händen und hob es drohend in die Luft. Grigán senkte den Kopf und schloss die Augen. Die Klinge sauste hinab, und Yan entfesselte seinen Willen.
Augenblicklich löste sich das Schwert in Luft auf, was den alten Kämpfer aus dem Gleichgewicht brachte. Er strauchelte und fiel auf die Knie. Grigán streckte ihm unwillkürlich die Hand hin, doch Narro stieß sie brüsk fort.
»Dämon! Hexer! Ich lasse dich auf den Scheiterhaufen werfen!«
Grigán sah Yan an, aber der bemerkte seinen Blick nicht, so erschrocken war er über das, was soeben geschehen war. Er hatte seinen Willen auf das Schwert gerichtet und dabei nur den Schlag aufhalten wollen. Stattdessen hatte sich die Waffe einfach in Luft aufgelöst. Nach einer Erklärung musste er nicht lange suchen: Das Jal’dara hatte seine Kräfte gesteigert. Sein magischer Wille war noch stärker als zuvor - und gefährlicher.
Alarmiert von Narros Schreien stürmten einige Krieger mit gezogenen Schwertern in den Saal. Ihr Anführer zeigte anklagend auf Grigán.
»Tötet ihn!«, befahl er wütend. »Er ist ein Hexer!«
»Hört auf! Es reicht!«, brüllte Yan, dem das Ganze endgültig zu viel wurde.
Für einen Augenblick kehrte Stille ein. Yan ließ den Ramgrith keine Zeit, sich von dem Schrecken zu erholen. »Ich habe die Nase voll! Hört Euch wenigstens an, was er zu sagen hat! Und wenn Ihr unbedingt einen Hexer verbrennen wollt, bitte sehr, hier bin ich! Aber ich warne Euch, ich habe keine gute Laune!«
Ein Dutzend Augenpaare starrten ihn ungläubig an. Yan kletterte auf einen der Tische und stemmte die Hände in die Hüften. Er war wild entschlossen, es mit jedem aufzunehmen, der ihnen weiter Schwierigkeiten machte.
Seelenruhig bahnte sich Grigán einen Weg zu ihm und schwang sich ebenfalls auf den Tisch. Nachdem er Yan einen dankbaren Blick zugeworfen hatte, wandte er sich an die Rebellen. »Meine ramgrithischen Brüder! Ich bin weder ein Verräter noch ein Feigling. Ich bin Grigán vom Stamm der Derkel, und ich habe dem Wahnsinnigen, der sich als unser König ausgibt, ein Auge ausgestochen. Nun bin ich zurückgekehrt, um das Werk zu vollenden, das ich vor zwanzig Jahren begonnen habe. Ich brauche Euch. Ich brauche die schwarzen Wölfe.«
»Du hast meine Tochter im Stich gelassen!«, jammerte Narro vom anderen Ende des Saals. »Du hast Héline auf dem Gewissen!«
Ein Raunen ging durch die Reihen. Immer mehr Kämpfer strömten in den Saal ihres Anführers. Grigán nahm die Anklage stumm hin und senkte den Kopf.
Je länger das Schweigen andauerte, desto wahrscheinlicher war es, dass sein wortloses Eingeständnis ihn den Hals kosten würde. Da er die Vorgeschichte nicht kannte, wusste Yan nicht, wie er seinen Freund in Schutz nehmen konnte. Er sprang zu Boden, lief zu Berec und zog den sich sträubenden Einarmigen zum Tisch.
»Jetzt oder nie. Ihr müsst etwas sagen«, flüsterte er ihm ins Ohr. »Für Grigán. Für Euren Freund.«
Berec kniff den Mund zusammen und sah seine Landsmänner an. Wenn er sich auf Grigáns Seite schlug, setzte er viel aufs Spiel. Aber wenn die schwarzen Wölfe nicht endlich handelten, blieb der Sieg unerreichbar.
»Héline war Grigán versprochen«, erklärte er allen, die es noch nicht wussten. »Nicht er, sondern die Yussa haben sie auf dem Gewissen.«
»Er hat sie im Stich gelassen!«, beharrte Narro verzweifelt. »Wenn er sie mitgenommen hätte, wäre sie noch am Leben!«
»Niemand kann wissen, was die Zukunft bringt«, sagte Berec behutsam. »Glaubt Ihr etwa, wenn Grigán gewusst hätte, was passieren würde, hätte er
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