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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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postiert.
    Den Krieger erfasste eine ungewohnte Erregung. Die Vision, die ihm die Undinen offenbart hatten, nahm vor seinen Augen Gestalt an. Obwohl er sie nur kurz gesehen hatte, war er von dem Anblick so überwältigt gewesen, dass sich eine Fülle von Einzelheiten in sein Gedächtnis gebrannt hatte. Nun wurde das Bild lebendig: Der düster verhangene Abendhimmel. Die für diese Jahreszeit ungewöhnliche Hitze. Das sanfte Schaukeln der Kriegsschiffe im stillen Wasser. Die Wellen des Feuermeers, die von der Küste der Insel Zuïa zurückzukehren schienen. Die roten Flaggen, die im Wind flatterten, begleitet vom Geräusch der Taue, die gegen die Masten schlugen. Und die Männer.
    Die Einschiffung hatte bereits am Vorabend begonnen, war aber noch nicht ganz abgeschlossen. Auf jedem Schiffsdeck drängten sich Yussa-Söldner und Seeleute aus Yérim, sie liefen hin und her, kletterten die Masten hinauf, setzten Segel, lösten Leinen, schlangen Knoten, nahmen ihre Posten ein, lachten, prügelten sich und bellten Befehle. Zwar durften sie nicht mehr von Bord gehen, doch die Männer waren nun größtenteils an Deck versammelt, um die Abfahrt der ersten Schiffe mitzuverfolgen. Rund zwei Meilen vor dem Hafen würde die Vorhut den Anker auswerfen und warten, bis alle hundert Schiffe abgelegt hatten. Dann würde die Flotte geschlossen gen Norden segeln. Das Manöver würde die ganze Nacht dauern, und die letzten Hundertscharen, die sich noch auf dem Kai drängten, würden erst an Bord gehen, wenn die meisten Schiffe schon auf hoher See waren.
    Das war Grigáns größte Sorge. Wenn die Wölfe zu spät angriffen, würde Aleb womöglich mit einem Großteil seiner Flotte entkommen. Doch wenn sie ihre Deckung zu früh aufgaben, mussten sie zunächst die Horden auf dem Kai bezwingen, bevor sie auch nur daran denken konnten, die Schiffe zu kapern. Kurzum, wenn sie den richtigen Zeitpunkt verpassten, war alles verloren.
    Grigán war froh, diese Entscheidung nicht treffen zu müssen. Diese Bürde trug Narro, der König der Rebellen, der mit einem Dutzend Männer ein wenig weiter oben am Fluss auf der Lauer lag und das Zeichen zum Angriff geben würde. Wenn Grigán daran dachte, dass sich sein Bundvater auf die Auskünfte von Boten verlassen musste, wurde es ihm angst und bange. Doch die Aufständischen wussten alle, wie gefährlich ihr Unterfangen war. Jetzt konnte es keine Reue mehr geben: Es war Zeit zu handeln.
    Aus reiner Gewohnheit sah er sich nach Yan um, bevor er sich wieder auf den Hafen konzentrierte. Der junge Mann saß auf einer Taurolle und fütterte Miff mit Obst, das er in kleine Stücke schnitt. Seine Gelassenheit verblüffte Grigán, obwohl er eigentlich wissen musste, was es damit auf sich hatte: Yan hielt sich einfach an das, was er ihm eingeschärft hatte, und benahm sich möglichst unauffällig.
    Leider gelang das den schwarzen Wölfen weniger gut. In den Straßen von Mythr hatten sich die zweitausend Männer unauffällig unter die Leute mischen können, doch hier am Hafen, so groß er auch war, blieb ihre Anwesenheit nicht unbemerkt. Um ihre Feinde zu täuschen, gaben sie sich als zusammengehörige Kompanien aus, die wie die Hundertscharen der Yussa am Kai darauf warteten, an Bord gehen zu können. Rund tausend weitere Krieger verbargen sich in den angrenzenden Straßen und machten jeden mundtot, der dumme Fragen stellte. Dennoch wunderte sich so mancher Hauptmann der Söldner über die vielen Bogenschützen, die sich obendrein auf beide Molen verteilten.
    Als die Sonne hinter den Jezebahöhen versank, wurden immer mehr Fackeln und Laternen entzündet. Voller Sorge sah Grigán den ersten Schoner durch die erleuchtete Fahrrinne segeln und unter dem Jubel der Besatzungen Kurs aufs offene Meer nehmen. Dann machte sich ein Kutter zum Ablegen bereit, dem offensichtlich ein weiterer Schoner folgen sollte. Der Krieger belauerte jeden Handgriff der Besatzung auf Alebs Kommandoschiff. Wie die Schlacht auch ausgehen mochte, Grigán hatte sich geschworen, dass zumindest einer seiner Feinde die Nacht nicht überleben würde.
    Inzwischen war es dunkel, aber unvermindert schwül. Zur großen Erleichterung der schwarzen Wölfe begaben sich die meisten Yussa nun wieder in ihre Kajüten. Nur so konnten sie ihren Plan in die Tat umsetzen: Solange die Söldner nicht unter Deck gegangen waren, konnte Narro das Signal nicht geben. Jetzt war der Angriff nicht mehr aufzuhalten.
    Grigán zählte rund ein Dutzend Yussa, die ziellos auf dem

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