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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Anfall. Bisher war jeder Ausbruch schlimmer verlaufen als der vorherige, und sie alle machten sich große Sorgen um ihren Freund.
    Nol trat zu den Erben, die Grigáns leblosen Körper umringten. Yan sah dem Wächter in die Augen, weil er hoffte, darin Trost zu finden. Doch Nols Miene blieb undurchdringlich.
    Konnte man in der Kinderstube der Götter sterben?
     
     
     
    Grigáns Haut war eiskalt und bleich.
    Die Erben hatten eine Dezime lang hilflos mit ansehen müssen, wie seine Körpertemperatur gefallen war. Nach einer Weile hatte sie sich stabilisiert, war jedoch nach wie vor erschreckend niedrig.
    In der Herberge von Semilia hatten sie ihn bei einem ähnlichen Anfall vor den Kamin getragen. Doch im Jal’dara konnte man kein Feuer entzünden, und ihre Decken reichten nicht aus. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich neben den Freund auszustrecken, um ihn mit ihrem Körper zu wärmen. In beklommenem Schweigen wechselten sich alle ab. Léti hielt den Krieger fest umklammert und hatte dabei das Gefühl, eine Leiche zu umarmen. Bald überließ sie Bowbaq den Platz, der einen ganzen Dekant neben Grigán ausharrte, obwohl auch ihm die Kälte in die Glieder kroch.
    »Könnt Ihr wirklich nichts für ihn tun?«, fragte Léti Nol mit zitternder Unterlippe.
    »Falls eine Genesung möglich ist, wird ihn das Jal’dara heilen«, versicherte Nol. »Ihr dürft die Hoffnung nicht aufgeben.«
    Die junge Frau wandte dem Wächter den Rücken zu und suchte in ihrem Gepäck nach den Feuersteinen. Sie schlug sie mehrmals aneinander, aber es gelang ihr nicht, auch nur den kleinsten Funken zu erzeugen. Schließlich gab sie sich ihrem Kummer hin und war taub für Lanas und Corenns tröstende Worte.
    Nol schien sie nicht verlassen zu wollen, aber er war abgelenkt. Der Wächter starrte immer wieder zum anderen Ende des Tals hinüber, wo einige kaum sichtbare Gestalten ziellos umherstreiften: die kindlichen Götter.
    »Warum geht Ihr nicht zu ihnen?«, fragte Rey, dem Nols Unruhe nicht entgangen war. »Wir kommen auch ohne Euch zurecht.«
    Nol blickte von Grigáns lebloser Gestalt zu der Pforte, die er bewachte. Dann trat er näher zu Rey und sagte mit gesenkter Stimme: »Niemand darf im Jal’dara sterben. Wenn der Tod unvermeidlich ist, müsst Ihr gehen, bevor es dazu kommt.«
    Rey sah den Hüter an und nickte. Dann begann er, das Gepäck zu durchwühlen. Blieb ihnen tatsächlich nur Wasser? In diesem Moment hätte er alles für eine Flasche billigen Wein gegeben.
    Nach einer Weile gab er die Suche auf und spielte mit dem Gedanken, Yan abzulösen, doch der junge Mann hatte sich gerade erst neben Grigán gelegt. So kehrte er zu Nol und Corenn zurück. Der Seltsame hatte seine stumme Beobachtung wieder aufgenommen.
    »Habt Ihr etwa Angst, sie könnten sich prügeln?«, fragte Rey hitzig. Er war wütend über seine eigene Hilflosigkeit.
    »Ich befürchte, eines der Kinder könnte herkommen und Euren Freund sehen«, antwortete der Gott offen. »Alle Kinder sind beeinflussbar«, sagte er und sah Corenn an. »Doch diese sind es tausendmal mehr als andere.«
    Die Ratsfrau erinnerte sich an eine Zeile des Gedichts von Romerij, das sie im Tiefen Turm gefunden hatten: Weder gut noch böse ist ein Kind / Arglos sind Menschen wie Götter. Welche Wirkung würde der Anblick des kranken Grigán auf einen heranwachsenden Gott haben? Vielleicht würde er ihn gleich wieder vergessen. Vielleicht aber auch nicht.
    Am liebsten hätte sie Nol zu ihren Vorfahren befragt: Tiramis, Yon und vor allem Saat. Doch sie beschloss zu warten, bis Grigán wieder gesund war. Sie würden ihre Suche gemeinsam zu Ende führen - oder gar nicht.
    Als die Dämmerung hereinbrach, hatte sich Grigáns Zustand nicht gebessert. Yan beobachtete voller Sorge, wie die Sonne hinter den Bergen verschwand: Im Jal’dara verging die Zeit fünfmal langsamer als in ihrer Welt. Sie hatten schon vier Tage verloren, und das, obwohl die Zeit drängte.
    Irgendetwas an diesem Gedanken ließ ihn nicht mehr los. Wie konnte es sein, dass die Sonne in der Welt der Menschen fünfmal auf- und unterging, im Jal’dara im gleichen Zeitraum hingegen nur ein einziges Mal? Nur der Hausherr würde ihm diese Frage beantworten können.
    »Das Jal’dara liegt nicht in Eurer Welt«, erklärte Nol. »Man kann in sie zurückkehren, indem man diese Berge überquert. Aber damit geht man auch in eine andere Wirklichkeit über. Zum Beispiel gibt es im Tal keine Jahreszeiten. Selbst wenn es auf der anderen

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