Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
von den lehmverschmierten Felswänden tropfte Schmutzwasser. Das Gwel des Jal’karu war allgegenwärtig und so feucht, dass es den Erben durch die Kleider drang.
    Die finsteren Gänge und Höhlen gehorchten keiner Logik. Schlimmer noch, sie veränderten sich ständig. Kaum waren die Erben in die Unterwelt eingedrungen, hatte Corenn die Gefährten umkehren lassen, um Lloïols Worte zu überprüfen. Prompt waren sie in einer Sackgasse gelandet, und ihre Beklommenheit war in Angst umgeschlagen.
    Trotzdem marschierten sie weiter. Mit eingezogenem Kopf folgten sie dem Zwerg, der sich unter der Erde pudelwohl zu fühlen schien. Als sich der Gang etwas verbreiterte, konnten sie ihre Fackeln entzünden. Doch dem schwachen Lichtschein gelang es kaum, die Finsternis zu durchdringen, die aus den Wänden zu sickern schien.
    Grigán hielt sich dicht hinter Lloïol, und seine Freunde folgten ihm auf dem Fuß. Etwas anderes blieb ihnen ohnehin nicht übrig. Vom Mit-Tag bis zum Abend marschierten sie durch das unterirdische Labyrinth, kletterten über Geröllhaufen, rutschten im Schlamm aus und zwängten sich durch enge Spalten, bei denen Bowbaq jedes Mal fürchtete, stecken zu bleiben. Ihre Gedanken kreisten nur noch um die Gefahren, die in der Dunkelheit lauerten.
    Am ersten Tag enttäuschte Lloïol ihr Vertrauen nicht, und alle hofften, dass dies ein gutes Zeichen war. Bisweilen riss er zweifelhafte Witze: Er tat so, als hätte er sich verirrt, oder behauptete plötzlich, ihre Abmachung aufkündigen zu wollen. Kaum hatte er die Lüge ausgesprochen, lachte er irre und ging weiter, als wäre nichts geschehen. Sein unberechenbares Verhalten machte sie immer nervöser.
    Wie Nol vorhergesagt hatte, blieben die Erben nicht vom Einfluss des Gwels verschont. Während die Gärten sie in einen Rausch versetzt und alle schönen Gefühle verstärkt hatten, bewirkte das Jal’karu das Gegenteil: Das leichte Unwohlsein, das sie während der ersten Dekanten empfunden hatten, wuchs sich im Laufe des Tags zu einer starken Übelkeit aus. Und das war noch längst nicht alles: Das schwarze Gwel brachte ihre hässlichsten Charakterzüge zu Tage.
    Rey war noch zynischer als sonst, Corenn noch gebieterischer, Léti noch angriffslustiger, und selbst der sanftmütige Bowbaq wagte es mehrmals, sein Missfallen laut zu äußern. Seine Stimme hätte das Echo der Argosfelsen vor Neid erbleichen lassen. Niemand blieb davon verschont, doch zum Glück gelang es ihnen dank Nols Warnung recht schnell, ihre Laune wieder in den Griff zu bekommen - allen, nur Grigán nicht.
    Er litt am meisten unter dem Einfluss des Gwels. Der sonst schon wortkarge Krieger war verdrießlicher denn je. An ihrem ersten Tag in der Unterwelt öffnete Grigán den Mund nur, um kundzutun, dass sie Saat ohnehin nicht entkommen konnten. Klugerweise beachteten die anderen seine Worte nicht, auch wenn sie sein Missmut beunruhigte. War die Farikskrankheit erneut ausgebrochen? Grigán machte sich ebenfalls Sorgen darum, was seine Stimmung nicht gerade besserte.
    Zum Glück gewannen die Zuneigung und der Zusammenhalt der Erben, die im Laufe ihrer Reise immer stärker geworden waren, bald wieder die Oberhand. So wie sie sich an die rauschhafte Wirkung der Gärten gewöhnt hatten, lernten sie nun, die Bösartigkeit zu unterdrücken, zu der sie das Jal’karu anstachelte. Trotzdem wussten alle, dass sie nicht vor weiteren Ausbrüchen gefeit waren.
    Müdigkeit, Hunger, Schmerz und andere körperliche Empfindungen, von denen sie im Dara befreit gewesen waren, kehrten nun mit voller Wucht zurück. Deshalb waren alle erleichtert, als Lloïol einen Halt für die Nacht vorschlug. Der Zwerg wollte auf keinen Fall im Labyrinth unterwegs sein, wenn die Dämonen erwachten. Da er sie bisher vor einer Begegnung mit den Kreaturen der Unterwelt bewahrt hatte, zweifelte niemand seine Entscheidung an.
    Die Nacht erschien ihnen sehr kurz, zumal sie in der undurchdringlichen Finsternis jedes Zeitgefühl verloren hatten. Sie wussten nicht mehr, ob es oben im Tal Tag oder Nacht war, und vermissten das Sonnenlicht schmerzlich. So konnten sie nur raten, wann der zweite Tag in der Unterwelt anbrach. Wie konnte sich Saat im Karu auch nur ein kleines Quäntchen Glück bewahrt haben?
     
     
     
    Von allen Ärgernissen des Labyrinths war eins am schlimmsten: Ein Mitglied der Expedition war Grigán von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen, und es war noch dazu taub für seine Beschwerden. Am zweiten Tag griff Lloïol erneut zur

Weitere Kostenlose Bücher