Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
anderen, bis der Sturm vorüber ist. Und denk über das nach, was ich dir gerade gesagt habe.« Pen verließ die Pilotenkanzel und ging über Deck zur Treppe. Plötzlich hatte er ein ungutes Gefühl im Bauch. Hinter sich hörte er den Fahrenden lachen.
Achtzehn
Sicherheitsleinen lösen sich nicht von alleine«, flüsterte Khyber Elessedil und pikte ihm in die Brust, um ihre Meinung zu bestärken.
Draußen toste der Wind, und der Regen prasselte auf den hölzernen Rumpf des
Rockens,
als wollte er sie zu Kleinholz zertrümmern.
»Das habe ich auch schon gedacht«, antwortete Pen und schüttelte den Kopf. Die Kälte wollte sich nicht vertreiben lassen. Sie hatte sich tief im Innern eingenistet, und selbst unten an der Kajütstreppe, nachdem er das schlechte Wetter hinter sich gelassen hatte, hörte das Frösteln nicht auf. »Aber ich konnte ihm nicht widersprechen, denn schließlich hatte er Recht - ich hatte die Leine nicht überprüft.«
Sie drängten sich in seiner winzigen Kabine, sprachen mit gesenkter Stimme und warfen immer wieder einen Blick auf die geschlossene Tür. Knarren und Ächzen erfüllte die Stille zwischen ihren Worten und erinnerte an die gefährliche Situation, die er gerade überstanden hatte. Über sich hörten sie die schweren Stiefeltritte der Fahrenden auf Deck, die dafür sorgten, dass sich das Schiff nicht aus seiner Verankerung riss. Erst vor wenigen Minuten waren sie im Windschatten eines Eichenhains am Rande des Waldes von Paranor gelandet und machten fünf Fuß über dem Boden fest. Gar Hatch war sofort nach unten gekommen und hatte Cinnaminson mit in seine Kabine genommen. Ähren und Tagwen waren in der Unterkunft des Druiden. Jemanden, der so arg an der Luftkrankheit litt wie der Zwerg, hatte Pen schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen.
Khyber runzelte die Stirn. »Es ist sowieso egal, was er sagt. Hauptsache wir wissen, wie er fühlt. Ich bezweifle, wie viel es ihm bedeutet hat, ob du wirklich über Bord gingst oder nicht. Dein Absturz wäre ein unglücklicher Unfall gewesen, und solche Unfälle kommen vor. Mangelnde Vorsicht deinerseits, würde er behaupten, genau das, wovor er dich gewarnt hatte. Er ist ja nicht schuld daran, wenn du nicht auf ihn hörst. Dich zu retten, ergibt noch mehr Sinn. Damit macht er dir klar, wie verletzlich du bist. Damit du weißt, dass du seiner Tochter nicht mehr zu nahe kommen sollst.«
Sie zögerte. »Das hast du doch jetzt begriffen, oder?«
Er seufzte. »Erzähl mir nicht ständig, was ich tun und lassen soll, Khyber.«
»Irgendwer muss das doch tun! Von allein scheinst du ja nicht draufzukommen!« Sie zog eine finstere Miene und verstummte, und beide schauten sich nicht an, sondern lauschten nur dem Wind, der über Deck pfiff. »Ich will dich nur davor bewahren, umgebracht zu werden, Pen.«
»Ich weiß.«
»Was wollte Cinnaminson dir sagen, als du sie nach unten gebracht hast? Hast du es schon herausgefunden?«
»Ich sollte nur vorsichtig sein und auf mich aufpassen, mehr nicht.«
»Sie wusste Bescheid. Sie wollte dich warnen.« Khyber schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, diese Reise wäre endlich vorbei und wir wären diese Leute los.«
Er nickte und wünschte sich gleichzeitig, alle los zu sein außer Cinnaminson. Es war ungerecht, dass eine einfache Freundschaft eine solche Bedrohung für ihn darstellen sollte. Er konnte es immer noch nicht ganz glauben, obwohl er keine Illusionen hegte, zu welchen Handlungen Gar Hatch fähig war. Khyber hatte Recht in Bezug auf das, was oben passiert war. Vielleicht würde er nicht erfahren, ob Hatch ihn wirklich über Bord gehen lassen wollte, aber ganz bestimmt hatte er ihn gewarnt.
»Nun, die Reise wird bald vorbei sein«, murmelte er, plötzlich müde und unglücklich. »Vermutlich wird jetzt nichts mehr passieren.«
Khyber atmete scharf aus. »Darauf würde ich mich nicht verlassen.«
Zwar gab er es nicht zu, aber eigentlich dachte Pen das Gleiche.
Gegen Mittag war der Sturm abgeflaut, der Wind legte sich, und der Regen hörte auf. Der
Rochen
setzte seine Reise nach Osten fort. Sie befanden sich oberhalb des Jannisson-Passes, verließen Paranor und Callahorn und flogen nördlich entlang der niedrigen Berge vor dem Charnalgebirge und dem Ostland. Das Wetter wurde schwül, der Himmel bewölkte sich, und das Grau erstreckte sich, so weit das Auge reichte. Wasservögel zogen über ihnen dahin zu den Bergseen und Flüssen, weiße Flecken in der Düsternis, deren Schreie kalt und unheimlich
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