Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Segel, verstauten sie und warfen alles über Bord, was sie von ihrer Ausrüstung erübrigen konnten. Das dauerte den größten Teil des Morgens, und sie arbeiteten so leise wie möglich; an Orten wie diesem trugen Geräusche über weite Entfernungen hinweg.
Doch von der
Galaphile
bekamen sie nicht das Geringste zu sehen, und gegen Mittag fuhren sie schon durch die verzweigten Kanäle und das überflutete Flachland. Sie schoben sich durch die schmalen Rinnen und die eng stehenden Bäume, deren Äste so sehr mit Rankpflanzen verwoben waren, dass man sich wie in einem Tunnel fühlte. Dreimal war es unvermeidbar, in die Luft aufzusteigen, wobei sie die Trennröhren nur gerade so weit öffneten, um über die Wipfel zum nächsten offenen Gelände zu gelangen. Dort landeten sie und setzten die Fahrt fort. Es ging langsam voran, wie Hatch vorhergesagt hatte, doch stetig, und die Reise verlief ohne Zwischenfälle. Es hätte ganz anders kommen können, wenn der Fahrende mit diesen Gewässern weniger vertraut gewesen wäre. Zweimal brachte er das Luftschiff zum Stehen, in Kanälen, die tiefer ins Sumpfland führten als die anderen, und in der Ferne beobachtete Pen riesige Schemen, die knapp unter der Oberfläche schwammen und kleine kreisförmige Wellen erzeugten, die sich nach allen Seiten ausbreiteten. Einmal tauchte etwas Großes hinter einer Wand aus Bäumen und Gebüsch auf und schlug mit solcher Wucht um sich, dass mehrere Stämme umfielen und das Wasser aufgewühlt wurde. Dem Luftschiff näherte sich jedoch nichts, da Hatch genau zu wissen schien, wann er anhalten und warten musste und wann er weiterfahren konnte.
Bei Einbruch der Nacht befanden sie sich tief im Sumpf land, allerdings auch viel weiter östlich als zuvor, und noch immer entdeckten sie keine Spur von ihren Verfolgern. Auf die Frage hin, wie gut sie vorangekommen seien, antwortete Hatch, sie hätten ein wenig über die Hälfte ihres Weges zurückgelegt. Bis zur nächsten Nacht würden sie, wenn das Glück sie nicht verließ, die andere Seite erreichen. Das Ende der Reise durch den Sumpf konnte Pen kaum erwarten. Er hatte die Schlacken satt, den Geruch, der in der Luft lag, das fahle Licht und die Krankheiten, die im fauligen Wasser lauerten und mit denen sich der Unvorsichtige leicht infizierte. Dies war kein guter Ort für Menschen. Selbst an Bord des Luftschiffes fühlte sich Pen verwundbar.
Aber vielleicht setzte ihm auch zu, was er tun musste, wenn es an der Zeit wäre, den
Rochen
zu verlassen. Die Aussicht, Cinnaminson von ihrem Vater zu trennen, war nicht sehr angenehm. Er bezweifelte nicht im Geringsten, dass ihm das gelingen und er tun würde, was notwendig war. Allerdings befiel ihn Unbehagen, wann immer er daran dachte. Gar Hatch war ein gefährlicher Mann, und Pen unterschätzte ihn nicht. Er glaubte, Cinnaminsons Befürchtungen in Bezug auf das, was sich in Anatcherae möglicherweise ereignet hatte, waren durchaus begründet. Wahrscheinlich hatte der Kapitän sie an Terek Molt verraten. Vermutlich hatte er gedacht, sie würden den
Rochen
nicht mehr erreichen, um die Reise fortzusetzen, und deshalb war er so unglücklich, als Ähren Elessedil erneut auftauchte und ihm befahl, die Segel zu setzen. Nicht die unbeendeten Reparaturen oder fehlende Vorräte hatten ihn verstimmt, sondern allein die Tatsache, dass er überhaupt aufbrechen musste. Was würde er tun, wenn er die Absicht seiner Tochter - seines wichtigsten Kapitals in diesem Geschäft - herausfand, ihn zu verlassen und Pen zu begleiten? Er würde irgendetwas unternehmen. Dessen war sich Pen sicher.
Andererseits hatte Pen auch noch nicht viel getan, um die Angelegenheit zu regeln. Seinen drei Gefährten hatte er kein Wort über den Plan gesagt, den Cinnaminson und er geschmiedet hatten. Er wusste nicht, wie er das anstellen sollte. Tagwen und Khyber wären bestimmt nicht einverstanden. Der Zwerg würde ihre Bemühungen, die Ard Rhys zu finden, nicht gefährden wollen, und das Elfenmädchen hielt sein Verhältnis zu Cinnaminson grundsätzlich für einen großen Fehler. Bestenfalls Ähren Elessedil würde vielleicht Mitgefühl zeigen und sich bereit erklären, seine Bitte zu erfüllen. Leider hatte Pen keine Ahnung, auf welche Weise er sich am besten an den Druiden wenden sollte. Daher hatte er es den ganzen Tag vor sich hergeschoben und es sich für später vorgenommen.
Nun, jetzt war später. Die Nacht senkte sich, inzwischen hatten sie zu Abend gegessen, und ihm blieb nur noch der
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