Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
aufgezogen und sich um sie gesorgt hatte, der stärkste Halt in ihrem Leben. Warum sollte sie das tun? Schlimmer noch, er bat sie, ihn selbst anschließend an einen Ort zu begleiten, wohin sich niemand, der bei vollem Verstand war, je begeben würde. Sie ahnte das zwar nicht, er jedoch wusste Bescheid. Er kannte die Gefahren, die sie erwarteten.
»Es tut mir Leid, Cinnaminson«, sagte er rasch. »Ich habe keine Ahnung, was in mich gefahren ist. Ich habe nicht das Recht, dich zu bitten, mit mir zu gehen. Das ist egoistisch. Du musst zunächst bei deinem Vater bleiben. Was wir entschieden haben, war richtig - wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, hole ich dich. Doch noch ist es nicht so weit. Es geschieht zu plötzlich.«
Sie hob den Kopf von seiner Schulter und wandte sich ihm mit verwunderter Miene zu. Im trüben Licht glänzte der Dunst feucht auf ihrer Haut, und sie wirkte so jung. Wie alt war sie? Bisher hatte er nicht daran gedacht, sie danach zu fragen.
»In Anatcherae hast du mir gesagt, du würdest kommen und mich dorthin mitnehmen, wohin immer ich bereit zu gehen bin«, sagte sie. »Gilt das noch? Liebst du mich genug, um das zu tun?«
»Ja«, sagte er.
»Dann nimm mich mit, wenn wir unser Ziel erreichen. Nimm mich jetzt mit.«
Ungläubig starrte er sie an. »Jetzt? Aber ich dachte …«
»Der richtige Zeitpunkt ist da, Pen. Mein Vater wird es verstehen. Ich werde es ihm erklären. Ihm habe ich lange genug gedient. Sein Navigator will ich nicht mehr sein. Ich wünsche mir ein anderes Leben. Nach einer solchen Gelegenheit halte ich schon lange Ausschau. Nun habe ich sie gefunden, glaube ich. Ich möchte bei dir sein.« Sie streckte die Hand aus und strich über sein Gesicht. »Du hast mir gerade gesagt, du liebst mich. Ich liebe dich auch.«
Daraufhin umschlang sie ihn fest und innig. Erneut schloss er die Augen und fühlte ihre Wärme, die ihn erfüllte. Er liebte sie über alle Maßen, und er dachte keinen Augenblick lang darüber nach, dass seine Jugend oder seine Unerfahrenheit ihn vielleicht für die Konsequenzen blind machten. Wie er sie beschützen sollte, wo er kaum in der Lage war, seine eigene Sicherheit zu gewährleisten, ahnte er zwar nicht, aber er würde bestimmt einen Weg finden.
»Alles wird gut«, flüsterte er ihr zu.
Doch diese Worte sagte er letztlich, um sich selbst zu beruhigen.
Vierundzwanzig
Bei Tagesanbruch bekamen Pen und seine Gefährten ein wenig mehr von den Schlacken zu sehen, allerdings war dieser Anblick nicht ermutigend. Das Sumpfgebiet war ein riesiger Dschungel, ein undurchdringliches Gewirr aus Bäumen, Rankpflanzen, Schilf und Sumpfgras. Dazwischen breitete sich das algenbedeckte Wasser aus, so weit das Auge reichte. Allerdings konnte man nicht sehr weit sehen, da der Nebel der vergangenen Nacht immer noch wie eine schwere graue Decke über den Schlacken hing. Wabernd kroch er, einem lebendigen Wesen gleich, durch das Unterholz, schlängelte sich zwischen den dunklen Baumstämmen hindurch und über den stachligen Grasteppich hinweg und bildete eine dichte Wand, die ein langsames und gefahrvolles Vorankommen verhieß, wenn man nicht fliegen konnte.
Ähren Elessedil schaute sich diesen Morast um den
Rochen
herum an, betrachtete die Decke aus Wolken und Dunst, die so niedrig hing, dass sie die Mastspitze des Luftschiffes berührte, und schüttelte den Kopf. Hier würde sie niemand entdecken, dachte er. Nur würden sie möglicherweise auch keinen Weg herausfinden. »Also, wir werden Folgendes tun«, sagte Gar Hatch, der seine Miene bemerkt hatte. In den Schlacken war es wärmer, und der Fahrende lief mit bloßem Oberkörper herum, der vom Nebel feucht glänzte. Seine Muskeln traten hervor, als er aus der Pilotenkanzel stieg und zu dem Elf trat. »Erstens ist die Lage gar nicht so übel, wie sie aussieht. Nun, sie ist auch nicht gerade angenehm, aber das zwingt uns wenigstens zur Vorsicht, solange wir auf dem Wasser bleiben, und das wird überwiegend der Fall sein. "Wir legen den Mast um, werfen so viel Ballast wie möglich über Bord und fahren durch die Kanäle, es sei denn, die Umstände zwingen uns zu fliegen. Dann geht es zwar langsamer voran, dafür sind wir jedoch sicher. Das große Kriegsschiff wird uns hier unten niemals finden.«
Davon war Pen nicht überzeugt, doch Gar Hatch war der Kapitän, und in dieser Situation wollte er sich nicht mit ihm streiten. Also bauten sie gemeinsam den Mast ab, legten ihn auf Deck, nahmen die Spieren ab, falteten die
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