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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Penderrin«, sagte er leise und betrachtete den Jungen, während er das Schiff in eine stabile Lage brachte, »an Bord gibt es nur einen Kapitän. Halt dich dran, und wir kommen gut miteinander aus. Und nun raus aus der Kanzel. Zurück unter Deck zu den anderen. Ein braver Bursche bist du.«
    Pen ging ohne ein Wort davon, in ihm loderten Niedergeschlagenheit und Scham, und er war ausgesprochen wütend auf sich selbst. Allerdings wollte er Gar Hatch nicht noch die Genugtuung geben und ihm seine Gefühle offenbaren. Er beherrschte sich mit Mühe, stellte sich an die Steuerbordreling und schaute nach vorn, obwohl er deutlich den Blick des Fahrenden im Nacken spürte. Er hätte Ähren Elessedils Warnung besser beherzigen sollen. Doch dazu war es zu spät. Jetzt kam es darauf an, wie gut er sich die gerade gelernte Lektion einprägte. Sehr gut, versprach er sich. Wenn Gar Hatch beim nächsten Mal versuchte, ihn zum Narren zu halten, würde er den Spieß umdrehen.
    Am späten Nachmittag des gleichen Tages kam Cinnaminson an Deck. Sie stieg die Kajütstreppe aus den engen Schlafquartieren nach oben und trat wie ein Schatten in das rote Licht des Sonnenuntergangs. Pen hockte mit Khyber an der Heckreling und schmollte noch immer, weil er sich von Gar Hatch hatte vorführen lassen. Als er sie entdeckte, wusste er nicht, wo sie herkam oder was sie an Bord machte. Schließlich hatte er gedacht, außer ihnen vier wären nur mehr Hatch und zwei Besatzungsmitglieder auf dem Schiff. Und plötzlich sah er diese Erscheinung. Er hielt mitten im Satz inne, woraufhin Khyber, die ihm nicht sehr intensiv zugehört hatte, aufschaute und seinem Blick folgte.
    Sie war noch ein Mädchen, kaum älter als Pen, jünger als Khyber, und ihre schlanke Gestalt war in weiches Grau und Grün gehüllt, vermutlich eine lange Robe, die schimmerte wie das Meer. Sie schien aus tiefem Schlaf erwacht zu sein, ihr kurzes rotblondes Haar war zerzaust, und sie blinzelte ins Licht, als versuche sie die Tageszeit auszumachen. Pen fand sie wunderschön, ein Urteil, das er später in bemerkenswert und daraufhin in bezaubernd ändern würde. Ihr Gesicht wirkte zart, doch nicht weiter bemerkenswert und auch nicht ganz perfekt. Dennoch faszinierte es ihn. Besonders jedoch gefiel ihm die Art, wie sie sich bewegte und nichts anschaute, während sie doch alles aufzunehmen schien. Sie schwebte eher, als dass sie ging, und das leise Rascheln ihres Gewandes begleitete ihre Bewegungen.
    Sie kam nun bei ihnen an, und jetzt sah Pen ihre Augen. Sie waren weiß wie Milch und leer, starrten geradewegs ins Nichts. Sie war blind.
    Pen wusste nicht, wer sie war. Er kannte ihren Namen nicht. Nur eins war ihm klar: Er würde sie nie wieder vergessen.
    »Seid ihr unsere Passagiere?«, fragte sie und blickte zu einer Stelle, an der sie sich gar nicht befanden. Pen nickte, ehe er begriff, dass sie ihn nicht sehen konnte. »Ja, jedenfalls zwei von ihnen. Ich heiße Pen, und das hier ist Khyber.« Wenigstens hatte er die Geistesgegenwart, nur ihre Vornamen zu benutzen. »Ich bin Cinnaminson«, stellte sie sich vor. »Die Tochter von Gar Hatch.«
    Sie streckte ihnen die Hand entgegen und wartete, dass jemand sie nahm, was sie nacheinander taten. Dabei lächelte sie gewinnend und auch ein wenig ängstlich, dachte Pen, zögerlich und beschützend gleichzeitig, was gut zu ihrer Behinderung passte. Aber sie strahlte auch Kraft aus. Sie fürchtete nicht, sich gegen etwas zu wehren, das sie nicht sehen konnte.
    »Ihr seid unterwegs ins Charnalgebirge«, stellte sie fest. »Der Teil der Welt gefällt mir. Ich mag es, wie sich die Gebirgsluft anfühlt, wie sie riecht und schmeckt. Schneeschmelze und Immergrün und Eis.«
    »Begleitest du deinen Vater auf jeder Reise?«, erkundigte sich Khyber. Sie machte einen misstrauischen Eindruck.
    »O ja. Seit ich acht Jahre alt bin. Ich begleite ihn auf jeder Reise. Papa fliegt nicht ohne mich.« Sie lachte leise und blinzelte dabei amüsiert mit den weißen Augen. »Ich bin ein alter Luftbär, sagt er, ein Kind der Lüfte und der See.«
    Khyber blickte Pen stirnrunzelnd an. »Das überrascht mich. Er hat dich so jung mit an Bord genommen, obwohl du nicht sehen kannst? Ist das nicht gefährlich?«
    »Ich kann sehr gut sehen«, erwiderte das Mädchen. »Nicht mit den Augen, doch mit meinen anderen Sinnen. Außerdem kenne ich jeden Zoll des
Rockens
in- und auswendig. Für mich ist das nicht gefährlich.« Sie setzte sich zu ihnen und fand mühelos einen Platz

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