Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
Die Lage bestärkt ihn in seinem Glauben, was die Sache noch attraktiver macht. Und es stützt die von ihm getroffene Entscheidung. Die neueste Nachricht lautet also: Seiner Meinung nach ist dieser Krieg in einer Woche vorüber.« »Er feiert seinen Sieg schon, ehe die Kampfhandlungen begonnen haben. Das sieht ihm ähnlich.« Pied schüttelte den Kopf. »Irgendetwas, das wir nicht wissen, geht da vor sich. Ich spüre es in den Knochen. Dieser Angriff ist ein Fehler. Ich muss einen Weg finden, ihn zu verhindern.«
Drumundoon schürzte die Lippen. »Ich weiß es zwar nicht sicher, doch soweit ich verstanden habe, hat der König unsere Verbündeten nicht von seinen Plänen unterrichtet.«
Abrupt blieb Pied stehen und starrte ihn an. »Wie bitte?« »Er beabsichtigt, es ihnen mitzuteilen, kurz bevor es losgeht, wurde mir gesagt. Auf diese Weise können sie ihn nicht zurückhalten.« Sein Adjutant zwinkerte ihm zu. »Er will nicht riskieren, dass sich ihm jemand in den Weg stellt. Schließlich ist er nicht der Kommandant der Freien Armee, nicht einmal der Kommandant der Luftschiffflotte. Aber er ist König der Elfen, und die Elfen machen den größten Teil des Luftschiffkommandos aus, und deshalb nimmt er sich das Recht heraus, auf eigene Faust zuzuschlagen.« Drumundoon blickte sich vorsichtig um, ob jemand zuhörte. »Hauptmann, er beabsichtigt, niemanden bei dieser Sache um Unterstützung zu bitten. Der Sieg soll allein den Elfen gehören. Zwerge, Trolle und die Grenzländer dürfen sich später beteiligen, wenn das Entscheidende passiert ist, doch die Elfen sollen die Wende allein herbeiführen. Das, so heißt es, habe er entschieden.« Pied schäumte vor Wut. Wie hatte er das übersehen können? Seit nunmehr über zwei Monaten hatte Kellen Elessedil hier mit seinen Elfenjägern das Lager aufgeschlagen; er stärkte die Moral der Truppe und oberflächlich betrachtet nicht viel mehr. Aber Kellen Elessedil war von Ehrgeiz getrieben. Das sah man deutlich an seiner Ungeduld wegen des Scheiterns der Freien Armee, merkliche Änderungen am Status Quo herbeizuführen. Stets darauf erpicht, sich mitten ins Getümmel zu werfen, und immer bedacht, für Sachverhalte, die in der Schwebe hingen, eine Lösung zu finden, drängte der König seine Mit-Kommandanten bei jeder Gelegenheit voran. Der Krieg dauerte seit weit über dreißig Jahren an, und die Elfen waren ihn leid. Der König sah darin einen moralischen Auftrag, ihn zu einem Ende zu bringen, und niemand konnte ihm diese Selbstverpflichtung vorwerfen.
Falsch war lediglich, dass er es auf seine Weise erledigen wollte und eine Lösung anstrebte, welche die Verbündeten nicht notwendig mit einschloss. Der Fehler in seinem Denken bestand in der Annahme, es könne überhaupt eine einfache Lösung geben; dass die Antwort in einem einzigen brillanten Militärschlag liege und man die Suche nach dieser Antwort ihm überlassen hatte.
Nun, jetzt war es zu spät, ihm das erklären zu wollen, selbst wenn er es sich hätte anhören wollen, was Pied bezweifelte.
Er ging weiter, zielstrebiger jetzt, verärgert und besorgt. König oder nicht, Kellen Elessedil übertrat seine Grenzen, und das würde auf sie alle zurückschlagen. Drumundoon passte seinen Schritt dem des Hauptmanns an und schwieg. Keiner von beiden sagte mehr etwas. Es war längst genug geredet worden.
Pied schaute sich unterwegs das Lager an und nahm in sich auf, was er sah. In diesem Bereich hatten sich die Elfen niedergelassen; weiter entfernt, östlich von ihrem Weg, waren Grenzländer aus den größeren Städten von Callahorn untergebracht, dazu Zwerge und Trolle, Letztere zumeist Söldner. Offiziell war ein alter, wenn auch hochrespektierter Südländer namens Droshen der Anführer der Armee, doch der wirkliche Befehlshaber, der die Soldaten auf dem Schlachtfeld kommandierte, war der Zwerg Vaden Wick, der zahllose Feldzüge gegen die Gnomenstämme geführt hatte, ehe er auf die prekkendorranische Anhöhe gekommen war. Im Augenblick war die Koordination der alliierten Streitmächte locker, ein Zustand, der aus der überwiegenden Tatenlosigkeit der Armeen auf beiden Seiten der Front während der letzten Jahre herrührte, wodurch Strukturen und Disziplin aufgrund ständiger Wechsel sowohl bei den Soldaten als auch bei den Befehlshabern ausgehöhlt worden waren. Die dritte Generation des Bündnisses kämpfte jetzt im Krieg, und das forderte seinen Preis. Die meisten vermuteten, der Krieg werde erst enden, wenn die Führer
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