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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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das.
    »Wir fliegen nach Arborion«, sagte er.
    Der Tag brach mit flammender Helligkeit an, als die Sonne über den Rand der Berge in den Himmel stieg. Die Elfen hatten ihre Positionen eingenommen, hockten überwiegend versteckt hinter Hügeln und Felsen und im Schatten der Gräben, sie hatten ihre Formation gebildet und hielten die Waffen bereit. Schon konnte man hören, wie die Föderationsarmee heranmarschierte, die Stiefeltritte und das Klopfen der Speere und Schwerter gegen die Schilde in stetem, nervenaufreibendem Rhythmus. Licht blitzte auf den Klingen, als sich die Föderationssoldaten durch den gewundenen Geländeeinschnitt drängten und mit dem langen Weg über die Ebene begannen, wo ihre Gegner warteten.
    Pied stand bei seiner Leibgarde, suchte seine Reihen nach unerwünschten Bewegungen ab und entdeckte keine. Die Elfen hatten sich vollkommen unsichtbar gemacht, so wie es eben nur Elfen können. Die Föderationstruppen würden sie nicht bemerken, ehe es zu spät wäre. Er wünschte, ihm hätten Kavallerietruppen zur Verfügung gestanden, aber Infanterie musste genügen. Auch Katapulte oder Feuerwerfer hätte er gut gebrauchen können, doch Schleudern und Bögen waren alles, was er hatte. Er befand sich in der Unterzahl, ungefähr im Verhältnis fünf zu eins. Ihm mangelte es zudem an praktischer Erfahrung als Kommandant auf dem Schlachtfeld; schließlich war er Hauptmann der Leibgarde, nicht Befehlshaber der Elfenarmee. Zwar war er der ranghöchste Offizier, aber er hatte nie zuvor an einer Schlacht von solchen Ausmaßen teilgenommen.
    Irgendwann ist immer das erste Mal,
lautete ein altes Sprichwort. Er wünschte sich einfach nur, es hätte nicht so viel auf dem Spiel gestanden.
    Er schaute sich die Soldaten in seiner Nähe an. Drumundoon stand fast neben ihm, groß und schlaksig und in seiner Kampfausrüstung ein wenig wie am falschen Ort. Drum hätte er eigentlich nie an der Front kämpfen sollen; er war für den Dienst dahinter bestimmt. Dennoch zeigte sich Entschlossenheit auf seinem jungen Gesicht, und als er Pieds Blick bemerkte, zwinkerte er.
Es gibt ausreichend Gründe, an ihn zu glauben,
dachte Pied.
Ausreichend Gründe, an sie alle zu glauben.
    Er packte sein Schwert fester und duckte sich tiefer in den Schatten.

Achtundzwanzig
    Grianne Ohmsford lag mit dem Gesicht auf dem Steinboden ihrer Zelle und hielt die Augen geschlossen. Sie versuchte zu fliehen, obwohl es keinen Ort gab, an den sie hätte flüchten können. Fackelschein aus dem Gang drang in die Dunkelheit ein, in der sie sich verstecken wollte. Tiefe Stimmen und das leise Schlurfen von Stiefeln stießen sie aus den Verstecken. Wasser tropfte, die Erde rumorte tief in ihrem Kern, und das erinnerte sie daran, wo sie sich befand. Wie hungrige Raubtiere preschten die Erinnerungen, die sie verdrängen wollte, aus schwarzen Löchern hervor und ließen sie schaudern.
    Doch waren es die wimmernden Schreie der Furien, die Schrecken und Wahnsinn auslösten, und vor ihnen gab es keine Flucht, die jagten sie und fanden sie, gleichgültig, wie weit sie sich in sich selbst zurückzog. Sie krümmte sich, rollte sich zu einer Kugel zusammen, wurde so klein und so still wie möglich und zwang sich regelrecht zu verschwinden. Aber es half nichts. Sie hatte ihre Magie benutzt, um eine von ihnen zu werden, und daran konnte sie nichts mehr ändern. Sie heulte mit ihnen. Sie zischte und fauchte mit ihnen. Sie spuckte in verderblicher Absicht. Sie zeigte die Krallen und fletschte die Zähne. Sie erhob sich, um sie zu begrüßen, reagierte auf ihr Rufen, was sie verabscheute und trotzdem nicht verhindern konnte. Die Augen drückte sie so fest zu, dass es schmerzte. Sie hätte geweint, wenn sie noch Tränen gehabt hätte. Ihre Welt war ein Raum von drei mal vier Schritten Größe, aber genauso gut hätte er auch die Maße eines Sarges haben können.
    Aus der Arena war sie auf dem gleichen Wege in ihre Zelle zurückgekehrt, wie man sie dorthin gebracht hatte, in Ketten gelegt in einem Käfig, von Goblins und Dämonenwölfen umzingelt, die von Hobstull geführt wurden. Wieder durch die Massen und das verdorrte Land. Durch die Düsternis und den Nebel. Die Zeit hatte angehalten, und ihr Gefühl für sich selbst und für ihren Aufenthaltsort war geschwunden. Sie war ein gefangenes Tier. Ihr Leben in der Rolle der Ard Rhys hatte man ihr genommen, und die Druiden mitsamt Paranor waren nur eine schwache Erinnerung. Auf dem gesamten Rückweg hatte sie sich verbissen

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