Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
bereits entschieden, der für sie in Paranor nur von beschränktem Nutzen war.
Sie stieg in den Turm hinauf und trat auf den Wehrgang. Der Wind blies kalt und frisch aus Westen herüber, doch genoss sie die Kälte auf ihrer Haut, ohne zu zittern. Sie schloss die Augen und atmete ruhig in der Nacht, lauschte ihren schwachen Geräuschen und den leisen Stimmen. Hier fand sie ihren Frieden, allein, oben auf dem Druidenkeep, ihrer Festung, ihrer Welt. Sie hatte sie erobert, und sie würde sie behalten. Wer ihr helfen wollte, sollte das tun, aber auf keinen Fall sollte er seinen Rang vergessen.
Am Morgen würde sich Gerand Cera an den Rat wenden. Vorgeblich sollte er über die Lage in den Vier Ländern sprechen und über die Rolle der Druiden, die Veränderungen zu überwachen. Eigentlich sollte er mit seiner Rede jedoch deutlich machen, dass er sich mit ihr verbündet hatte, dass er ihr Gefährte geworden war, ihr Schatten. Er würde dies tun und sich dabei in dem Glauben wiegen, er hätte die Druiden überzeugt, Shadea unter Kontrolle zu haben. Niemand würde das jedoch ernsthaft annehmen. Es spielte keine Rolle, was er sagte oder tat. Niemand würde es glauben. Und falls doch, sollten sie es Shadea besser nicht zeigen.
Sieben
Es war bereits spät am Tage, als die
Schnell und Sicher
aus dem Schatten der Drachenzähne heraussegelte und auf die hell erleuchteten Türme von Paranor zuhielt, die sich gegen den rotgoldenen Himmel im Westen abzeichneten. Bek beschäftigte sich mit Takelage und Segeln und bereitete die Landung vor, während Rue in der Pilotenkanzel stand und das große Schiff steuerte. Da Windstille herrschte, war das Schiff leicht zu lenken, und angetrieben wurde es vor allem mit der Energie der Diapsonkristalle. Die Reise hatte kaum achtundvierzig Stunden gedauert, das Wetter war gut und machte keine Schwierigkeiten, sie flogen bei Tag und Nacht, und die Ohmsfords hatten sich am Steuer abgewechselt, wenn einer ein paar Stunden Schlaf brauchte. An diesen Ablauf waren sie gewöhnt, da sie es schon oft so gehalten hatten, wenn das Wetter dazu Anlass gab. In diesem Fall hätten sie auch landen und beide zur gleichen Zeit schlafen können, doch wollten sie ihr Ziel möglichst schnell erreichen und die Wahrheit über Pens Verschwinden erfahren.
Einer Sache waren sie sicher. Traunt Rowan verschwieg ihnen etwas, und worum es sich auch handelte, es hatte mit dem Grund zu tun, aus dem man sie gerufen hatte.
Bek schaute zu dem Druiden hinüber, der auf einer Bank mit dem Rücken zum Fockmast saß und die Sicherheitsleine eng um den Bauch geschnürt hatte. Er fühlte sich beim Fliegen nicht sehr behaglich, daher hatte er die meiste Zeit in dieser Haltung verbracht. Immerhin benahm er sich freundlich. Mehr als bereitwillig ließ er sich auf jedes Gespräch ein und redete gern über die Umstände, unter denen Grianne und Pen verschwunden waren, wobei er sich den Anschein gab, ihnen bei der Suche nach ihren Familienangehörigen behilflich sein zu wollen. Dennoch hatte Bek schon zu Beginn der Reise festgestellt, dass Traunt Rowan durch das, was er nicht sagte, ebenso viel verriet. Noch immer hatte er keinen Hinweis darauf gegeben, warum sich die Druiden auf die Suche nach Tagwen gemacht hatten, nachdem dieser aus Paranor verschwunden war, oder was sie zu Pen geführt hatte. Zudem verschwieg er, was aus der Trollwache geworden war, die seiner Schwester so treu gedient hatte, seit sie zur Ard Rhys geworden war. Und wichtiger noch, er äußerte keinerlei Vermutungen, was mit Grianne geschehen sein könnte.
Möglicherweise, das war Bek bewusst, überreagierte er auf die Auslassungen, Bruchstücke, die ihr Bote vielleicht nur zu erwähnen vergessen hatte, die eventuell leicht zu erklären waren, wenn man die Sprache darauf brachte. Aber Bek hatte seinen Instinkten in dieser Hinsicht stets vertraut, und in diesem Fall warnten sie ihn. Da stimmte etwas nicht. Weil Rue die Sache ebenso empfand, neigte er dazu, seine Sorgen für sich zu behalten und gut aufzupassen, bis er die Ereignisse besser verstanden hatte.
Als die
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im Inneren des großen Hofs im Westen landete, wo die Druidenschiffe vor Anker lagen, wenn sie nicht unterwegs waren, fiel ihm ein, dass er erst zweimal in seinem Leben in Paranor gewesen war. Er war darüber ein wenig schockiert, denn schließlich war seine Schwester über zwanzig Jahre die Ard Rhys gewesen. Allerdings war ihm der Grund dafür klar. Bei beiden Besuchen hatte es ihn bald
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