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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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wieder fortgetrieben. Die Mauern des Keeps bedrängten ihn, schlössen ihn ein und erweckten in ihm das Gefühl, eingesperrt zu sein. Die steinernen Gänge erinnerten ihn an das unterirdische Labyrinth von Antrax. Die dunklen Gestalten der Druiden erweckten den Anblick des Morgawrs und seiner Mwellrets in ihm zu neuem Leben. Die Geschehnisse in Parkasia verfolgten ihn noch immer, die Erinnerungen lebten auf unangenehme Weise fort.
    Seine Schwester hatte ihm unbedingt erklären wollen, was sie mit dem Orden zu erreichen hoffte und wie die Druiden in ihrer Vision den Vier Ländern dienten. Sie strebte danach, Walker Bohs Traum zu erfüllen, und sie hatte dieser Aufgabe ihr Leben gewidmet. Aber diese Vision war ihre, nicht Beks, und es fiel ihm schwer, daran zu glauben. Er teilte nicht Walkers Überzeugung von der Wichtigkeit der Druiden für die Rassen; er wollte nicht akzeptieren, dass der Druidenrat besser oder weiser handeln würde als die Regierungen, die längst ins Amt eingesetzt waren. Er vertraute seiner Schwester und hielt sie für fähig und engagiert. Aber sie war nur eine einzige Person, und für wie mächtig sie sich auch halten mochte, sie litt unter ihrer Vergangenheit als Ilse-Hexe. Durch das Schwert von Shannara war sie mit der Wahrheit darüber, wer und was sie gewesen war, konfrontiert worden, und diese Erfahrung hatte ihrer Seele großes Leid angetan. Zwar war sie aus dem Koma wiedererwacht, weil sie diese Wahrheit akzeptiert hatte, doch war Bek nicht sicher, ob sie diesen Prozess heil überstanden hatte. Ihre Pflichten waren so umfangreich, und die Reaktionen jener, deren Hilfe sie suchte, so verächtlich, dass er sich fragte, ob sie sich am Ende nicht zurückverwandelt hatte in das dunkle Wesen, das sie gewesen war, ehe er sie gefunden hatte. Er hasste sich allein für den Gedanken, doch begriff er, unter welchem Druck sie gestanden und welche Last auf ihren Schultern gelegen haben musste. Es war eine Sache, den Druidenorden wieder ins Leben zu rufen, und eine ganz andere, ihn zu führen. Er hätte ihr am liebsten gesagt, sie solle loslassen und mit ihm kommen. Noch während sie ihm erklärte, wonach sie strebte, wollte er sie unterbrechen, damit sie aufhöre. Zu guter Letzt hatte er sich gar nicht dazu geäußert. Es war ihr Leben, nicht seines. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen.
    Nun stand er auf dem vorderen Deck der
Schnell und Sicher,
während Rue das große Luftschiff auf dem Landefeld der Druiden aufsetzen ließ, und er fragte sich, ob er Grianne jemals wieder sehen würde. Seine Sorge hatte bislang vor allem Pen gegolten, doch Grianne war zuerst verschwunden und wurde schon am längsten vermisst. Weil solcherlei Verschwinden in ihrem Leben häufiger vorkam, sie jedoch stets zurückkehrte, hatte er dem nicht so viel Bedeutung beigemessen. Dennoch konnte es auch einer Ard Rhys passieren, dass sie sich zu weit auf feindliches Territorium vorwagte und den Rückweg nicht mehr fand. Möglicherweise würde Grianne nicht wieder auftauchen.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit darauf, die Ankerleinen hinunterzulassen, als das Luftschiff den Boden berührte, stieg die Strickleiter nach unten und vertäute das Schiff. Innerhalb der Mauern war es heiß, kein Lüftchen regte sich. Er roch den Staub und die Trockenheit. Schon wünschte er sich wieder an einen anderen Ort. Doch er atmete lediglich tief durch und wartete auf Rue und Traunt Rowan. Es war sinnlos, sich Gedanken über das Unbehagen zu machen. Er war hier, und hier würde er bleiben, bis er gefunden hätte, wonach er suchte.
    Mit Rue folgte er dem Druiden zu einer massiven Tür mit zwei Flügeln am einen Ende des Hofes. Doch ehe sie dort ankamen, öffnete sich die Tür, und eine kleine Gruppe schwarz gekleideter Gestalten strömte ins schwindende Licht hinaus. Auf dem Hof warfen sie Schatten wie Geister, gesichts- und körperlos unter ihren Gewändern. Ein Schauder kroch Bek über den Rücken, eine Mahnung zur Vorsicht. Er verfügte über beachtliche Magie, seine Fähigkeiten und seine Erfahrung würden hingegen nicht genügen, um es mit diesen Druiden aufzunehmen.
    Als die Gruppe sie erreichte, drehte sich Traunt Rowan zu ihnen um. »Eure Ankunft wurde erwartet«, sagte er und nickte respektvoll. Sie waren zu dritt, in der Mitte eine breitschultrige große Frau, die gewiss über eine ansehnliche Körperkraft verfügte. Sie zog die Kapuze zurück, und sofort erkannte er in den scharfen Gesichtszügen und der militärischen Haltung die

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