Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane
dahinter ab, der kaum größer als ein Wandschrank war. Es gab ein Holzbett, Stroh und einen Eimer. Der Boden, die Decke und die Wände waren aus rauem Stein, das ganze Verlies hatte man aus dem gewachsenen Fels geschlagen.
Sie lösten die Fesseln an Armen und Beinen, jedoch nicht den Knebel.
»Nimm den Knebel ruhig aus dem Mund, nachdem ich gegangen bin«, ermunterte ihn Shadea. »Aber höre dir zuerst an, was ich zu sagen habe. Benimm dich anständig, dann kommst du vielleicht mit dem Leben davon. Dein geliebtes Weib schließe ich getrennt von dir ein, weit von dir entfernt, wo du sie nicht so leicht finden kannst. Dich werden Steinmauern und Eisentüren nicht aufhalten, aber sie. Wenn du zu fliehen versuchst, oder wenn die Wachen nur glauben, du wolltest es versuchen, wird sie sofort getötet. Hast du verstanden?«
Bek nickte.
»Diese Wachen werden auf jedem Stockwerk stehen, und sie werden untereinander Kontakt halten. Wenn einer der Gnomen nicht antwortet, wirst du dein Weib nicht mehr lebend wiedersehen. Beherrsche dich also, und für dich und deine Familie besteht die Chance, das alles lebend zu überstehen.«
Sie winkte die Gnomenjäger zurück in den Gang, folgte ihnen, schlug die Tür mit einem lauten Krachen zu und schob den Riegel vor.
So stand Bek Ohmsford vollkommen allein in der Dunkelheit und lauschte den Schritten, die sich entfernten. Gleichgültig, was Shadea a'Ru gesagt haben mochte, wenn er nicht selbst einen Ausweg fand, würde er niemals hier herauskommen.
Vierzehn
Ich habe mir ein paar Gedanken über das gemacht, was ich gestern zu dir gesagt habe«, meinte Pen und setzte sich zu Cinnaminson. Es war Mittag, und schon seit einer Stunde suchte er sie.
Sie hielt den Blick stur nach vorn, während ihre Finger sich mit den Fäden des feinen Schals beschäftigten, den sie auf einem Handwebrahmen herstellte. Wie sie eine Farbe von der anderen unterscheiden konnte, war ihm ein Rätsel, doch so, wie das bereits fertige Stück aussah, hatte sie damit keine Schwierigkeiten. »Ich habe nicht gründlich genug über das nachgedacht, was ich sagte«, fuhr er fort und suchte ihr Gesicht nach einer Reaktion ab. »Du hast mich gefragt, ob ich dich noch mag, und natürlich mag ich dich. Deshalb wollte ich unbedingt darauf bestehen, dich hier zu lassen. Ich habe ständig nur daran gedacht, was dir auf so einer Reise zustoßen könnte.«
Erneut antwortete sie nicht. Sie saßen oben im Rund des Versammlungsplatzes, des Amphitheaters, in dem die Wahlen zum Maturen abgehalten wurden, Darbietungen von Musik und Gesang bei Festen und Feiern stattfanden und andere Zusammenkünfte der Bewohner, wenn es um Entscheidungen ging, die das gesamte Dorf betrafen. Das Theater war in die Felswand am Südende des Dorfes gebaut, umringt von Steinmauern und zähen Fichten und bot eine Oase der Ruhe in der ansonsten geschäftigen Gemeinschaft.
Zurzeit war es, abgesehen von dem Jungen und dem Mädchen, verlassen.
Pen seufzte. »Ich möchte dich bitten zu vergessen, was ich gesagt habe. Du hast uns auf dem Lazareen das Leben gerettet, als wir von der
Galaphile
gejagt wurden. In den Schlacken hast du uns vor den Gefahren bewahrt. Dort hast du bewiesen, wie wichtig du für uns bist, und ich habe nicht das Recht, es nun in Frage zu stellen. Eigentlich habe ich überhaupt kein Recht, dir zu sagen, was du tun und lassen sollst. Du kannst für dich selbst entscheiden.« »Hast du mit Khyber geredet?«, fragte sie leise.
»Ich habe mir durch den Kopf gehen lassen, was sie gesagt hat«, antwortete er und vermied eine direkte Antwort. »Sie war so wütend auf mich. Ich brauchte eine Weile, um mir darüber klar zu werden.« Er strich sich durch das rote Haar und knetete es mit den Fingern. »Ich weiß nicht, weshalb sie so wütend auf mich war, bis ich eine Weile gegrübelt habe. Denn ich habe so getan, als würde ich für dich sprechen, obwohl ich gar nicht das Recht dazu hatte. Du hast mich gefragt, weil du meine Hilfe wolltest. Ich hätte das gleich begreifen und mich entsprechend verhalten sollen.«
Sie webte weiter, ihre Finger bewegten sich geschmeidig und unermüdlich und zogen die gefärbten Fäden ein, mit dem Schiffchen trennte sie die Farben und schob sie zusammen. Er wartete, weil er nicht wusste, was er noch sagen sollte, und fürchtete, er habe schon zu viel preisgegeben.
»Darf ich mich jetzt auf deine Hilfe verlassen?«, fragte sie ihn schließlich.
»Ja.«
»Möchtest du, dass ich mitkomme? Du
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