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Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane

Titel: Die Magier von Shannara 2 - Der Baum der Talismane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Chance zur Flucht, sobald sie den Ort erreichte, zu dem man sie führte. Wenn sie nur bestraft werden sollte, bestand die gleiche Möglichkeit. Vielleicht würde sie lange genug leben, um herauszufinden, weshalb man sie bisher am Leben und so lange allein gelassen hatte.
    Im nächsten Stockwerk wurde sie einen weiteren Gang entlang geführt, dann traten sie durch einen Ausgang, der von einer schweren Eisentür versperrt wurde, in einen winzigen Hof, der an allen vier Seiten von Gebäuden begrenzt wurde. Die Mauern ragten mehrere Dutzend Fuß hoch auf und warfen kühle Schatten, und sie ließen Stimmen widerhallen, die von anderen Orten herüberdrangen. Grianne stand in diesem Hof, als Hobstull erneut die Ketten von ihren Händen löste und sie diesmal nicht wieder anlegte. Der Fänger betrachtete sie abschätzend und wortlos, dann ging er mit den Goblins durch die Tür hinaus und ließ sie allein.
    Sie blickte sich um. Die Wände waren zu glatt, um daran hinaufzuklettern. Bis auf die Eingangstür gab es keine weiteren Zugänge und auch keine Fenster. Oben entdeckte sie kleine Schlitze, die jedoch außerhalb ihrer Reichweite waren. Mordlöcher. Sie holte tief Luft, ging zu einer Wand, setzte sich dort und lehnte sich an. Über ihr huschten Wolken durch den grauen Himmel wie Schaum, der sich auf rauer See bildet. Sie sah einen dunklen Schemen, der über sie hinwegflatterte, eine Harpyie vielleicht. Der Geruch von Verfall lag über dem Land. Alles in dieser Welt fühlte sich misshandelt und befleckt an, so, als würde es bald sterben. Mehrere Minuten verstrichen, und dann öffnete sich die Tür zum Hof erneut, und Tael Riverine trat heraus. Wie ein Geist, der sich um Mitternacht aus seinem Unterschlupf erhebt, kam er herein, so schwarz, dass sie sein Gesicht nicht erkennen konnte. Er wirkte größer als in ihrer Erinnerung, doch vielleicht lag das nur daran, dass die Stacheln aufgestellt waren wie die Halskrause eines wütenden Hundes und in alle Richtungen standen. Für sie fühlte sich das an wie eine Warnung.
Bleib auf Abstand. Halt dich fern.
Die Waffen hatte er umgeschnallt wie eine Rüstung, Beschlagnägel und scharfe Klingen glänzten matt.
    Mit den blauen Augen fixierte er sie.
    Sie erhob sich, da sie sich nicht den Anschein von Schwäche geben wollte. Das kostete sie allerdings erhebliche Anstrengung. »Du hast dich mir widersetzt«, sagte er.
    Auf eine schwache Geste hin spürte sie den inzwischen bekannten Schmerz, der sie durchfuhr, ihre Muskeln lähmte und sie auf die Knie fallen ließ. Sie beugte den Kopf, umklammerte ihren Körper und versuchte zu atmen.
    »Ungehorsam ist eine inakzeptable Reaktion auf meine Befehle«, fuhr der Dämon fort und wiederholte die Geste.
    Diesmal brach sie völlig zusammen, der Schmerz warf sie zu Boden, sie krümmte sich und schluchzte. Ihr Verstand versagte ihr den Dienst, alles Denken war unmöglich, es gab nur mehr den Schmerz. Sie drückte ihr Gesicht in den Staub und fühlte sich gebrochen und hilflos.
    »Erheb dich auf die Knie«, befahl Tael Riverine.
    Dafür brauchte sie eine Weile, doch am Ende gelang es ihr, gekrümmt, die Arme zum Schutz um den Leib geschlungen. »Sieh mich an.«
    Sie gehorchte, hob den Kopf aus dem Schleier ihres schwarzen Haares und versuchte, Schmerz und Leid zu verbergen. »Entschuldige dich für deinen Ungehorsam.«
    »Es tut mir Leid, Herr«, flüsterte sie.
    Der Straken-Lord nickte, seine kalten Augen glitzerten. »Es tut dir nur Leid, dass du erwischt worden bist. Das sehe ich dir an den Augen an. Du reagierst nicht gut auf Disziplin. Gehorsam ist deiner Natur fremd, und du meidest ihn, wann immer möglich.« Er ging zu ihr, riesig und Furcht einflößend, zog sie auf die Füße wie eine Lumpenpuppe und drückte sie an die Wand des Hofes. Sie sackte in sich zusammen, hielt sich jedoch aufrecht und wich dem Blick des Dämons nicht aus.
    »Jeden anderen hätte ich für diese Tat umgebracht«, sagte er leise. »Und ich hätte mir dabei viel Zeit gelassen. Den Schmerz hätte ich so unerträglich werden lassen, dass der Tod eine Erlösung gewesen wäre. Verstehst du das?«
    Sie schluckte. »Ja, Herr.« »Aber du interessierst mich.« Er zögerte, und sie wartete, da sie nicht ganz begriff, was das zu bedeuten hatte. Warum sollte sie von Interesse für ihn sein? Über den Zweck hinaus, dem sie bereits gedient hatte, nämlich den Platz mit jenem Wesen zu tauschen, das die Magie aus der Verfemung in die andere Welt gebracht hatte, welches Interesse

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