Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
Angst, sich hoffnungslos zu verirren, wenn sie darauf verzichtete. In ihrem fiebrigen Zustand fürchtete sie nichts mehr, und diese Unsicherheit höhlte das wenige Selbstvertrauen aus, das ihr geblieben war. Einen Augenblick lang war sie gewiss, einen Fehler zu begehen. Sie zwang sich zur Ruhe, nahm sich einen Moment Zeit, um nachzudenken, und widerstand dem Impuls, überhastet zu handeln. Dann ging sie mit dem Gefühl weiter, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Bald schon begann die erste ihrer beiden Fackeln zu flackern. Nachdem die zweite ausgebrannt wäre, würde sie im Dunkeln stehen. Inzwischen befand sie sich weit in den oberen Bereichen von Paranor, und hier gab es Türen in den Wänden, durch deren Ritzen Licht von der anderen Seite hereinschien. Sie hatte keine Ahnung, was für Räume hinter diesen Geheimtüren lagen, und sie hatte auch kein Verlangen danach, es herauszufinden. Die Gänge verzweigten sich auf jeder Ebene, durch die sie kam, in Dutzende von Richtungen. Das war eine beunruhigende Entdeckung. Paranors Mauern steckten wie seine Bewohner voller Geheimnisse. Mehrmals blieb sie stehen, um sich ein paar Momente Ruhe zu gönnen, damit ihr Kopf wieder klar wurde und Fieber und Schmerz nachlassen konnten. Ihr ganzer Körper tat weh, und sie war so müde, dass sie halb befürchtete, irgendwann einfach zusammenzubrechen. Wenn sie nur mehr über Heilmagie gewusst hätte. Sie hatte das Wenige, mit dem sie sich auskannte, dazu eingesetzt, die Wunde vor Entzündungen zu schützen und ihre rasch schwindenden Kräfte aufzufrischen. Trotzdem war es mühsam. Ihre Verletzungen kosteten sie Kraft und verminderten ihre Konzentrationsfähigkeit. Entschlossenheit und Adrenalin würden sie nur eine bestimmte Strecke weit bringen. Erreichte sie ihr Ziel nicht bald, würde sie dort überhaupt nicht ankommen.
Die Zeit verstrich, und sie wanderte weiter durch die Dunkelheit, während das verrauchte Licht der Fackel ihr den Weg erhellte. Sie fühlte sich wie in einer Gruft, begraben in der Erde unter Tonnen von Felsgestein. Die Düsterkeit der Gänge und Treppen änderte sich nie. Ihr Kopf täuschte ihr überall Bewegungen und Geräusche vor.
Ich schaffe das,
redete sie sich ein.
Den ersten Strängen von Druidenmagie begegnete sie kurz nachdem der Gang sehr schmal geworden war und nur noch die Breite einer Person hatte. Sie entdeckte sie sofort, denn Ähren Elessedil hatte sie in dieser Hinsicht gut ausgebildet. Aber eigentlich handelte es sich tatsächlich nur um Stränge: Fetzen und Teile von Geflechten, die zertrennt und lose und vergessen herumhingen, Überbleibsel komplizierter Magie aus früheren Zeiten. Vorsichtig studierte sie diese Reste; noch immer konnten sie denjenigen, der sie eingerichtet hatte, von ihrer Gegenwart unterrichten. Für sie gab es außerdem keine Möglichkeit, den Urheber zu erkennen.
Bald schon bemerkte sie, dass es nicht nur ein einziger Magieanwender gewesen war, der seine Spuren in diesen Wurmlöchern hinterlassen hatte. Erst vor einiger Zeit musste jemand die Geflechte seines Vorgängers zerrissen haben. Das deutete darauf hin, dass es sich bei dem späteren um Shadea und ihre Helfershelfer handelte, während die Erste Grianne Ohmsford gewesen sein musste. Wenn Magie benutzt worden war, um die Ard Rhys aus ihrem Schlafgemach in die Verfemung zu verbannen, konnte es sich kaum anders abgespielt haben. Um das Opfer unentdeckt zu erreichen, würde Shadea die Schutzbarrieren durchbrochen haben, die Grianne errichtet hatte.
Khyber ging vorsichtig weiter und hielt aufmerksam nach Fallen Ausschau, dennoch schien es ihr, Shadea habe sich lediglich darum gekümmert, zur Ard Rhys vorzudringen. Keine der früheren Schlingen und keines der Warnnetze waren erneuert worden. Als sie merkte, dass sie sich ihrem Ziel näherte, wurde Khyber noch aufmerksamer. Sie rief sich den letzten Teil der Vision, welche die Elfensteine hervorgerufen hatten, vor ihr inneres Auge und wusste, der Korridor, in dem sie sich gerade befand, würde sich noch ein kurzes Stück durch die Mauern des Keeps winden, ehe er vor der Geheimtür des Schlafgemachs endete. Erleichtert atmete sie auf und war dankbar, ihr Ziel erreicht zu haben, obwohl sie noch gar nicht genau wusste, was sie nun tun würde.
Dann entdeckte sie die Clipps.
Sofort blieb sie stehen und verhielt sich vollkommen still, während sie deren Verstecke suchte. Clipps waren eine kleine reagierende Magie, die Magieanwender in Wänden oder am Boden und
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