Die Magier von Shannara 3 - Die Verschwörung der Druiden
über die Vernichtung der Elfen führte. Shadea hätte es ihm durchaus verziehen, dass er nicht rechtzeitig zu ihrer Verabredung erschien; die Niederlage der Elfen stellte einen wichtigen Schlag gegen die Freien dar, und der Premierminister wollte gewiss sichergehen, dass niemandem ein Fehler unterlief. Sie hatte von der Zerstörung der Elfenflotte erfahren, von den verbrannten Luftschiffen, vom Tod Kellen Elessedils und seiner jungen Söhne. Auch hatte man ihr von der anschließenden Flucht der Elfenarmee erzählt, die sich Hals über Kopf in die nördlichen Hügel zurückgezogen hatte. Sen Dunsidan war ein wichtiger Erfolg gelungen, sogar ohne ihre Hilfe. Seinen Sieg wollte sie ihm gönnen, auch wenn es sie wurmte, dass er hinter ihrem Rücken gehandelt hatte. Also hatte sie sich in ihrer Unterkunft mit der Erwartung schlafen gelegt, ihr Treffen würde früh am nächsten Tag stattfinden.
Darin hatte sie sich getäuscht. Ein Tag voller Verzögerungen, an dem sie mit der Regierung gesprochen und eine Rede vor dem Koalitionsrat gehalten hatte, überzeugte sie davon, dass hier etwas vor sich ging, von dem sie nichts ahnte. Sie spürte es an dem Gebaren der Minister, mit denen sie sich traf - Männern und Frauen, die sie mit Zuvorkommenheit und Nachsicht behandelten, sie jedoch nichtsdestoweniger verabscheuten. Sie überhäuften sie mit Höflichkeiten, weil sie dies selbst bei einem Besuch ihres übelsten Feindes tun würden, doch suchte sie bei ihnen vergebens nach Herzlichkeit oder Aufrichtigkeit.
Bei Einbruch der Nacht hatte sie die Geduld mit Sen Dunsidan verloren. Vor einigen Stunden hatte man ihr die Nachricht seiner Rückkehr überbracht, doch dann hatte er sie gebeten, noch zu warten, damit er sich für ihr Treffen frisch machen konnte. Sie hatte sich beherrscht, indem sie sich immer wieder einredete, es würde ihre Verhandlungsposition schwächen, wenn sie enthüllte, wie verärgert sie tatsächlich war. Falls er zu der Überzeugung gelangte, er könne sie ungestraft so behandeln, würde der Umgang mit ihm schwieriger werden. Und schwierig würde er sein, wie sie sich nach der Art ihres Empfangs und den Nachrichten über den Sieg auf der prekkendorranischen Anhöhe denken konnte.
Nach einem Klopfen trat zögernd ein Beamter ein und blieb in der Tür stehen. Shadea kehrte sofort aus ihrer Versunkenheit zurück, ließ den Mann jedoch einen Moment stehen, wo er war, und schaute weiterhin durchs Fenster auf die Stadt hinunter. Dann richtete sie sich auf und wandte sich um.
»Meine Dame«, sagte er und verneigte sich. »Der Premierminister lässt sich für seine Verspätung entschuldigen und bittet um Eure Geduld für ein paar weitere Minuten. Er ist fast bereit, Euch zu empfangen, und bittet Euch zu warten, bis …«
»Ich habe lange genug gewartet«, sagte sie leise und schnitt dem Mann damit das Wort ab.
Sie sprach mit derart scharfer Stimme, dass der Beamte sichtlich zusammenzuckte. Er zögerte, wollte etwas erwidern, doch Shadea hob die Hand, zeigte in seine Richtung, und plötzlich versagte ihm die Stimme. Er keuchte und versuchte wieder und wieder zu sprechen, doch brachte er kein Wort heraus.
Sie durchquerte den Raum und stellte sich vor ihn. »Hauptmann?«, rief sie den Anführer ihrer Gnomeneskorte. Neben ihr erschien das harte, wettergegerbte Gesicht. »Macht die
Allanon
zur Abreise bereit. Nehmt Eure Männer mit. Ich werde in einigen Minuten bei Euch sein.«
Der Hauptmann ihrer Wache runzelte die Stirn. »Es ist nicht sicher, Euch hier allein zu lassen, Herrin.«
»Sicherer für mich als für manchen anderen«, entgegnete sie. »Tut, was ich Euch sage.«
Ohne eine weitere Bemerkung ging er mit seinen Männern hinaus und ließ sie in dem Empfangszimmer mit dem stimmlosen Beamten zurück.
»Was dich betrifft, kleiner Mann«, sagte sie zu ihm, »so habe ich meine Pläne mit dir. Möchtest du deine Stimme zurück?« Der Beamte nickte heftig. »Habe ich mir schon gedacht. Welchen Dienst, meinst du, erwarte ich von dir, wenn ich dir diese Gunst erweisen soll?«
Er brauchte nicht lange nachzudenken. Er führte sie hinaus und den Gang entlang. Sie passierten zwei Dutzend Wachen, die alle schwer bewaffnet waren, doch niemand machte Anstalten, sie aufzuhalten. Shadea hatte ihre Druidenrobe eng zusammengebunden, und in den Falten, dem Auge verborgen, bewegte sie die Finger der rechten Hand in einer Reihe komplizierter Muster, wodurch sie ihre Magie in Bereitschaft versetzte und sich auf unerwartete
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