Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
schon erschöpft sein musste, doch dann tauchte der Vermisste endlich auf. Schwer atmend hing er mit einer Hand an der offenen Kanzel des kleinen Raumgleiters. In der anderen hielt er einen unförmigen, schwärzlichen Klumpen. Horus half seinem Sohn herein. Es dauerte eine Weile, bis Hatik endlich sprechen konnte. „Du hattest Recht, da unten herrscht ein gewaltiger Druck. Aber ich habe, glaube ich wenigstens, gefunden, wonach wir gesucht haben.“ Er legte den Klumpen auf das Cockpit. „Wenn ich mich nicht völlig irre, dann steckt er unter diesen ganzen Ablagerungen.“
Merit streckte dem Gebilde die Handflächen entgegen. „Hm, fühlt sich gut an.“
„Deswegen habe ich es ja auch mitgenommen“, strahlte Hatik. „Sehen konnte ich dort unten jedenfalls nichts. Ich kam mir vor, wie ein Maulwurf.“
„Gute Arbeit.“ Horus war sehr zufrieden. Gemächlich wendete er das kleine Gefährt und ließ es langsam dem Land zu schweben. Nun konnte Merit den Flug genießen. Es war schon ein seltsames Gefühl, von Ferne auf Atla zuzufliegen, auf die Insel, die ihre Heimat geworden war. Ja und fliegen, davon hatte sie in ihrer Menschenzeit so oft geträumt. Wieder war ein Traum wahr geworden. Horus und Hatik blinzelten sich zu, Merits strahlende Augen sprachen Bände. Auch die besorgten Freunde, die am See schon lange auf die Rückkehr des Gleiters gewartet hatten, waren sofort im Bilde.
„Es war wunder-wunderschön!“, rief Merit, kaum dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Vorsichtig übergab sie die kleine Drachen-Statuette wieder an Neri, die sie sofort in ihren kleinen Beutel in den Falten ihres Umhanges steckte. „Sie hat uns gut geführt.“
„Wo ist denn nun der Drachenreif? Habt ihr ihn wirklich gefunden?“ Safi konnte nichts entdecken.
„Er muss da drin sein“, antwortete Hatik und hielt ihm den Klumpen unter die Nase.
„Äh – ja – tolles Design. Ich lass mich überraschen.“ Er zog einen Flunsch. „Aber wenn ihr drei so sicher seid, dann will ich es mal glauben.“
Talos hatte die Energie aus dem unförmigen Batzen sofort wiedererkannt. „Ja, das ist er, er muss es einfach sein. Ich kenne nichts, was sich genau so anfühlt. Bringen wir ihn schnell nach Hause.“
Neri hakte sich zwischen Horus und Hatik unter. „Sie ist einfach nur glücklich“, sagte sie und deutete mit dem Kopf zu Merit. „Und wenn sie glücklich ist, dann bin ich es auch. Ich danke euch beiden.“
„Ich kann dir gut nachfühlen.“ Horus lächelte. „Wenn er glücklich ist, geht es mir genau so.“ Er ahmte die Kopfbewegung von Neri in Richtung Hatik nach.
„Wenn da nicht zwei bis drei Wermutstropfen wären, dann könnten wir hier auf unserer Insel wirklich die glücklichsten Wesen im Universum sein“, stellte Hatik treffend fest. „Aber das würde auf Dauer kaum so bleiben. Das haben wir ja in der Zukunft gesehen. Stimmt’s?“ Neri nickte. Alle Atlan waren froh, wenn ein Jahr verging, ohne, dass Schiffe der Menschen in der kleinen Bucht vor Anker lagen. Der Machthunger und die Eroberungssucht der Menschen würden auch vor ihrem Refugium nicht halt machen, obwohl hier keine Schätze zu holen waren. Neri hatte sich keine Mühe gegeben, ihre Gedanken zu verbergen. Horus las in ihnen, wie in einem offenen Buch. Wie gern hätte er ihr spontan Hilfe versprochen. Aber er wusste, er würde sein Versprechen nicht halten können.
„Wie viele seid ihr eigentlich noch?“, fragte er plötzlich.
„Hier auf der Insel noch etwa 1500, davon haben aber mindestens 1480 noch kein Atlamat bekommen“, antwortete Solon. „Einen kleinen Vorrat an pulverisierten Schalen, so für zwei bis drei Portionen, haben wir noch.“
Horus winkte ab. „Egal, wie es kommt, ihr bräuchtet ein komplettes Raumschiff, um von hier zu verschwinden. Oder wenigstens eine Raumstation, die euch erst mal als Zwischenstopp aufnehmen könnte. Seit die Osiris-Basis in die Luft geflogen ist, haben wir auch nichts mehr hier in der Nähe, was annähernd ausreichend wäre.“
Schweigend setzte die kleine Gruppe den Weg zu Solons Häuschen fort. Vorsichtig legte Hatik den unförmigen, mit den Schalen unzähliger Meerestiere verkrusteten, dunklen Gegenstand auf den Tisch.
„Wir sollten es weder mit Magie noch mit Werkzeug versuchen“, stellte Talos nüchtern fest. „Am sichersten ist es, wenn sich Hatik um die Sache kümmert, er kennt sich auch am besten mit der Energie der Drakon aus.“ Zustimmung heischend schaute er Horus an.
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