Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)
viele Jahre ich nach dem Unfall irgendwo, irgendwie, als irgendwas gelebt habe. Aber mir scheint tatsächlich, eine Menge entgangen zu sein.“
„Es sind, die Zeitsprünge nicht mitgerechnet, fast 6000 irdische Jahre gewesen, seit dem bewussten Tag. Und ich habe jedes Einzelne von ihnen gezählt, weil ich dich immer und überall gesucht habe. Es ist uns beiden wirklich viel Zeit entgangen.“ Horus hatte sich zurück gelehnt und schaute in die Ferne. „Auch wenn wir uns hier 5000 Jahre vor der Zeit befinden, in der du halb als Mensch gelebt hast, so sind die ganzen Jahre trotzdem unwiederbringlich weg. Würdest du jetzt wieder da hingehen, dann wäre alles anders. Es wäre nicht mehr die gleiche Zukunft, wie du sie erlebt hast.“
Horus wandte sich wieder den Kontrollinstrumenten zu. Zeile um Zeile formulierte er in Gedanken die Antwort und speiste sie in den Computer ein, der lange Kolonnen von Helion-Zeichen nach Tarronn sandte. Dann widmete er sich seinem eigenen Vorhaben und schickte die Anfrage, nebst tausenden von Messdaten ab. Schließlich erhob er sich. „Vor morgen Abend kann die Antwort nicht hier sein. Ich würde gern noch einen Tag mit euch am Strand verbringen, ehe ich wieder weg muss.“
„Wann ist es denn so weit?“, flüsterte Imset.
„In drei Tagen“, antwortete Horus, ohne sich umzudrehen. Imset sollte seine unterdrückten Tränen nicht sehen. „Frag schon mal all deine Freunde, ob sie mitkommen wollen. Ich habe noch ganz kurz zu tun.“
Imset sprang aus der Kanzel und nahm Kontakt auf. Sie verabredeten sich in einer Stunde an der gleichen Stelle, am gleichen Strand, wie beim letzten Mal.
Kurz nacheinander trafen alle ein. Als hätten sie sich abgesprochen, war die Strandkleidung etwas freizügiger als beim ersten Badetag. Die Damen hatten sich aus jeweils zwei großen Nesseltüchern kunstvolle Oberteile geknotet, das Dritte trugen sie um die Hüften, während die Herren den klassischen Lendenschurz angelegt hatten. Safi war es gelungen, ganz nach Merits Anweisung, einen Ball zu fertigen. Das Sportgerät erlebte auch gleich regen Zuspruch. Spontan spielten die Tarronn gegen Aron und Safi. Da der Ball aber nicht ganz rund war, landete er selten dort, wo ihn der jeweilige Werfer hin haben wollte, was für Lachsalven beim Publikum sorgte. Zuletzt musste ihn Imset mühsam aus dem Wasser fischen, bevor ihn die Wellen abtreiben konnten. Beim Anblick ihres Partners, dem das Wasser in großen, glänzenden Perlen vom muskulösen Körper rann, kam ein seltsamer Glanz in Neris Augen. Imset warf Horus den Ball und einen schnellen Blick zu. Dann fasste er Neri einfach bei der Hand und lief mit ihr ins tiefe Wasser. Bald waren sie vor den Augen der verdutzten Freunde um den kleinen Felsvorsprung der Landzunge verschwunden.
„Was ist denn nun los?“, Talos schaute etwas beunruhigt hinterher.
„Wichtige Geschäfte“, erwiderte Horus und machte es sich auf dem Sand bequem.
„Seit gestern Nacht ist Neris Aura irgendwie anders. Hängt es damit zusammen?“
Horus schaute Solon irritiert an. „Ja, das könnte man so sagen.“ Er war nicht drauf gefasst gewesen, dass die Veränderungen so offensichtlich waren. Er hätte es lieber gehabt, vorher selbst mit Neri darüber zu sprechen. Die Atlan bemerkten zeitig genug, dass ihm die ganze Sache unangenehm war, und fragten nicht weiter. Merit und Mara hatten nun den Platz der Tarronn eingenommen und spielten gegen Aron und Safi. Immer öfter landeten auch sie im Wasser und angelten nach dem widerspenstigen Ball. Die Männer bemerkten mit einigem Wohlgefallen, dass die nassen Stoffe mehr erahnen ließen, als sie verbargen. Besonders die beiden Magier, die noch keine passenden Partnerinnen gefunden hatten, waren recht angetan. Horus stellte zu seiner vollsten Zufriedenheit fest, dass die Unterschiede in dieser Hinsicht, zwischen Atlan und Tarronn kaum der Rede wert waren. Er konnte sich eine entsprechende Bemerkung auch nicht verkneifen. Die beiden Magier brachen in schallendes Gelächter aus. „Auch wenn es auf Atla kaum noch Kinder gibt, wir wissen erstens, wie es geht und haben zweitens genau so viel Spaß dabei, wie wohl alle anderen Völker auch.“ Solon zwinkerte Talos zu. „Nur steht bei uns der Sympathiefaktor an erster Stelle, der Spaß kommt dann von ganz allein.“ Horus stimmte in das Gelächter mit ein.
Plötzlich flimmerte neben ihnen die Luft. Imset erschien, der eine äußerst zufriedene Neri auf den Armen trug.
„Ah, ihr habt den
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