Die Magier von Tarronn (1) (German Edition)

keinerlei Spuren hinterlassen. Die Seherin kam aus dem Staunen einfach nicht mehr heraus. Hier waren Dinge geschehen, die ihr Können um ein Vielfaches übertrafen und kopfschüttelnd nahm sie Hatiks Hände und drückte sie voller Freude. Sie mochte ihn sehr und gönnte ihm von ganzem Herzen den Erfolg. Der Tarronn erwiderte ihren Händedruck. Lächelnd lud er Neri für den nächsten Morgen zum Frühstück bei Solon ein, es gab schließlich viel zu erzählen. Dann verabschiedete er sich und eilte durch die sternenklare Nacht nach Hause. Unterwegs bat er Solon um Gastfreundschaft am nächsten Morgen für alle seine Freunde. Der alte Magier konnte eins und eins zusammenzählen und so rief er kurzerhand auch noch den Senat zu sich. Ob drei oder vier Personen mehr am Frühstück teilnehmen würden, bereitete ihm keinen Kummer. Was Hatik zu berichten hatte, war sicher Grund genug, für diesen äußerst ungewöhnlichen Schritt. Kaum waren alle Vorbereitungen getroffen, erschien auch schon Hatik in der Tür. Solon klopfte ihm auf die Schulter, wünschte ihm eine gute Nacht und verschwand dann wieder im Bett, um noch ein paar Stunden zu ruhen.
    Als die Sonne aufging, eilten geschäftige Atlan zu einem gemeinsamen Ziel, nämlich zu Solons Hütte. Nach ein paar Minuten füllte sich der kleine Raum. Jeder hatte ein Mitbringsel dabei, sodass sich der Tisch bald in ein stattliches Buffet verwandelte. Neugierige Blicke huschten immer wieder zu Hatik. Nachdem etwas Ruhe eingekehrt war, erzählte Hatik von seinem Zusammentreffen mit Horus. Auch, dass er diesen etwas erstaunt hatte, was die Sache mit dem Atlamat anging.
    Talos war den Ausführungen aufmerksam gefolgt. Er hatte die Brauen zusammen gezogen und schien strategische Betrachtungen zu führen. Schließlich sprach er Hatik an. „Seit ich auf der Erde bin, weiß ich manchmal nicht, ob ich wirklich wieder unsterblich werden will. Hätte ich hundertprozentige Gewissheit, dass wir wieder nach Atla oder überhaupt zu unserem Volk kommen – dann ja. Aber unter Menschen würde ich mich auf Dauer einer Ewigkeit fehl am Platze fühlen.“
    Einige der Senatoren nickten zustimmend.
    „Aber andererseits kommen wir hier nur wieder weg, wenn uns genug Zeit bleibt“, fügte Solon zu.
    Hatik warf ein: „Fakt ist, die Zeitspanne, sprich eure Lebenspanne, ist in jedem Fall zu gering. Wie lang meine ist, weiß ich nicht, werde es aber hoffentlich erfahren, bevor es zu spät ist. Ihr Atlan passt euch allen Situationen an, statt sie zu verändern. Wir Tarronn machen meist das Gegenteil. Ich habe also nun den dringenden Wunsch, EURE Lebensspanne auf diesem Planeten zu verlängern. Was ich dabei brauche, sind ähnliche Elemente, wie sie bei euch zu Hause vorkamen.
    Ich habe auch eine Idee, woher wir sie bekommen. Nur dazu brauche ich jede erdenkliche Hilfe.“
    „Dann sprich.“
    „Also gut. Talos hat euch sicher erzählt, dass ich weiß, wie man Drakonium in Atlamat umwandelt. Hier auf der Erde kommt das Drakonium nur und wirklich nur, in den Eierschalen der Drachen vor. Ihr wisst, wie selten hier Drachen sind. Wir müssen also beinahe jede Schale einsammeln. Das heißt überdies, dass wir das in allen Jahrhunderten tun müssen, um eine brauchbare Menge des Minerals zu gewinnen. Es ist langwierig, gefährlich und von zweifelhaftem Erfolg.“
    Die Atlan schwiegen. Neri flüsterte: „Du verlangst sehr viel. Aber ich glaube, die Sache ist es wert.“ Ihre Gestalt straffte sich, als sie die Antwort gab. „Ich werde sogar als Erste das Atlamat nehmen und jedem soll es frei gestellt werden, ob er das Gleiche tut. Wer sein Leben hier, auf der Erde, beenden will, dem soll es nicht verwehrt werden. Übrigens habe ich in den vergangenen Wochen Bruthöhlen entdeckt. Mit etwas Geschick können wir ganze Schalen bekommen. Die Frage ist nur, wie wir sie durch die Zeit bekommen.“
    Hatik legte ihr die Hand auf den Arm. „Da habe ich einen Plan. Ich könnte sie in körpereigene Stoffe umwandeln, herbringen und zurück transferieren. Ich denke, der Schwund dabei dürfte in vertretbaren Grenzen liegen.“
    „Du hast wohl für jeden Topf einen Deckel?!“ Safi verzog anerkennend das Gesicht. „Also, ich möchte bitte, als einer der Ersten, Atlamat haben, mit dir wird es nie langweilig, da möchte ich schon bis in alle Ewigkeit mitmischen.“
    Aron hob den Finger. „Vergiss mich bitte nicht, Abenteuer für die Ewigkeit, ich bin dabei.“
    „Das junge Volk ist völlig verrückt geworden!“ Talos