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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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verschlagenen Blick. Eva entging nicht, dass er Lucie und Harakeke zwar scheinbar höflich begrüßte, sich in seiner Miene aber ganz offen die Missachtung für die beiden Maorifrauen spiegelte.
    »Misses Bold und Misses Dorson«, sagte Eva. Ben Baldwins Miene verfinsterte sich. »Sie sind Misses Dorson?«, fragte er und musterte Harakeke wie ein ekelhaftes Insekt.
    »Kennen wir uns?«, fragte Harakeke.
    »Nicht persönlich«, entgegnete Ben. »Aber Sie haben meinen Vater einst um sein Erbe geprellt!«
    »Das muss ein Irrtum sein. Ich wüsste nicht, was wir beide miteinander zu tun hätten«, entgegnete Harakeke ungerührt.
    Eva war wie erstarrt.
    »Doch, doch, das sind Sie! Sie haben meinen Großonkel geheiratet, ihn zu Tode gepflegt und sich sein Vermögen unter den Nagel gerissen.«
    Eva hielt den Atem an, Harakeke hingegen verzog keine Miene, sondern sagte kühl: »Ich wusste nicht, dass Sie zu dem Clan der raffgierigen Verwandten meines Mannes gehören, aber er sagte oft zu mir: Harakeke, du musst nach meinem Tod stark sein! Sie werden wie die Geier über dich herfallen, aber lass es an dir abprallen. Sehen Sie, diese Worte werde ich nie vergessen«, flötete Harakeke, wandte sich abrupt um und ging hocherhobenen Hauptes in Richtung Ausgang.
    Lucie wollte ihr folgen, doch in dem Augenblick rief eine bekannte Stimme hinter ihnen: »Schön, die ganze Familie auf einem Haufen zu sehen!«
    Eva fuhr herum. Ihr schwante Übles – und tatsächlich, es war keine Geringere als Berenice, die in einem atemberaubenden Abendkleid auf sie zuschwebte. Sie sah wirklich gut aus. Ihr kindliches Gesicht hatte markante Züge bekommen. Sie war raffiniert geschminkt. Wie ein Filmstar, ging es Eva durch den Kopf, und sie warf Daniel einen prüfenden Seitenblick zu. Doch der schien von Berenices Verwandlung vom Küken zum Schwan nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Zu Evas großer Überraschung begrüßte sie nun Daniel und sie wie alte Bekannte. Sogar Lucie bekam einen Kuss auf die Wange. Hatte sie vergessen, dass sie ihre Großmutter durch eine hundsgemeine Erpressung um ihr Haus gebracht hatte?
    Dann strahlte sie Hans an. Ihre Augen funkelten wie Sterne. »Das war ja eine wunderbare Idee Ihres Freundes, mich einzuladen. Aber ich sollte dich wohl duzen. Du bist schließlich mein Cousin …«
    Hans lief rot an. »Du bist meine Cousine Berenice? Unverantwortlich von meiner Schwester, dich mir vorzuenthalten. Sonst wäre ich bereits viel früher nach Neuseeland gereist.«
    »Ja, wenn mein alter Freund Henry mir nicht geschrieben hätte, dass du eine solch bezaubernde Cousine hast, du hättest sie vielleicht niemals kennengelernt. Wo haben Sie Henry gelassen?«, mischte sich Ben ein.
    »Er sitzt dort hinten am Architektentisch«, flötete Berenice, während sie Hans unvermindert anstrahlte. »Kaum zu glauben, dass Sie Evas Bruder sind. Sie sehen ganz anders aus.«
    »Finden Sie? Eigentlich sehen wir uns schon ein bisschen ähnlich«, erwiderte Hans sichtlich verlegen.
    Berenice reichte Hans ihren Arm. »Kommen Sie, ich stelle Sie ein paar wichtigen Leuten vor. Schließlich sind Sie bald der Eigentümer eines der größten Farmen des Bezirks.«
    Eva starrte den beiden wie betäubt hinterher. In diesem Augenblick bereute sie bitter, dass sie Hans die Gemeinheiten Berenices in ihren Briefen verschwiegen hatte. Sie hatte das Gefühl, dass er der Spinne nun ungeschützt ins Netz gehen würde.
    »Wisst ihr was? Ich suche mal nach Harakeke, die sich, so wie ich sie kenne, draußen vor der Tür eine Zigarette nach der anderen ansteckt«, knurrte Lucie, während sie die beiden jungen Leute mit besorgten Blicken verfolgte.
    »Du willst nicht etwa gehen?«, fragte Eva.
    »Mein Bedarf ist gedeckt«, zischte Lucie.
    »Wir begleiten dich! Glaubst du, ich will auf diesem Fest bleiben?«, widersprach Eva.
    »Nein, ihr müsst bleiben und darauf achten, dass dein Bruder nicht vereinnahmt wird. Weder von meiner Enkelin noch vom Sohn dieses Erbschleichers.«
    Eva war unsicher, doch Daniel überzeugte sie davon, das Fest nicht zu verlassen.
    »Dein Bruder ist völlig fremd hier. Der hat keinen Schimmer, was gespielt wird. Vielleicht können wir ihn davon überzeugen, mit uns nach Wellington zu gehen. Dieser Ben ist kein Umgang für ihn, und Berenice … keine Ahnung, was sie im Schilde führt, aber ich befürchte …«
    »Wir können ja nur von Glück sagen, dass Berenice mit diesem jungen Architekt verlobt ist. Sonst würde ich mir wirklich Sorgen machen

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