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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Rede gestellt hat, da ist mein Großvater Tom wutentbrannt zu dem Haus der MacMurrays gefahren, um ihnen das zu untersagen. Er soll sich so aufgeregt haben, dass er einen Herzanfall bekommen hat. Seitdem durfte bei Strafe kein Mensch mehr darüber reden. Aber Mutter meinte, das sei ein sicheres Zeichen dafür, dass die MacMurrays die Wahrheit gesprochen hätten. Wenn da nichts dran gewesen wäre, warum hätte er sich so aufregen sollen, oder?«
    Eva lächelte gequält. »Das wird schon seinen Grund gehabt haben. Dass es nämlich völlig aus der Luft gegriffen war. Und dass es eine Gemeinheit Lucie gegenüber gewesen ist. Er wollte seine Frau vor diesen Gerüchten schützen. Ich glaube eher, mit deiner Mutter ist ihre Fantasie mächtig durchgegangen. Merkst du das denn nicht? Es war höchstwahrscheinlich ihr innigster Wunsch, die Tochter von Misses MacMurray zu sein.«
    Berenice kicherte dümmlich.
    »Misses MacMurray soll in Wahrheit die Dame der feinen Gesellschaft gewesen sein, mit der mein Großvater ein Techtelmechtel hatte, denn sie war wunderschön, während Mister MacMurray kein sonderlich attraktiver Mann gewesen sein soll und Großmutter, na ja, ihr sieht man eben die Maori an«, raunte sie vertraulich.
    Eva musste sich sehr zusammenreißen, um der aufgeblasenen, einfältigen Berenice nicht an den Kopf zu werfen, dass ihre Mutter in Wahrheit die Tochter einer intriganten Küchenhilfe war.
    »So ein Blödsinn!«, fauchte sie stattdessen. »Dann hätte Misses MacMurray wohl kaum zugelassen, dass auf ihrer Teegesellschaft darüber geklatscht wurde. Da hätte sie sich doch selber ins Gerede gebracht. Und was deine Großmutter angeht: Sie ist eine Frau von exotischer Schönheit.«
    »Pah«, schnaubte Berenice. »Exotisch? Mom war aber fest davon überzeugt, dass sie Misses MacMurrays Tochter  und  damit  Rosalyns  Schwester  war!«
    »Also, tut mir leid. Ich konnte zwischen den aufgetakelten Damen Rosalyn und Margret MacAlister keine auch nur annähernde Familienähnlichkeit mit dir feststellen, liebe Berenice. Ich befürchte, der Wunsch danach war so stark, dass sich deine Mutter zeitlebens in etwas hineingesteigert hat! Die MacMurrays und MacAlisters sind weniger mit dir verwandt als ich, nämlich gar nicht! Und deshalb schlage ich vor, du nimmst die Kette deiner Großmutter und trägst sie zu deiner Hochzeit.«
    Gern tat Eva das nicht, aber sie wollte Berenice auch nicht um ein derart wertvolles Schmuckstück bringen, Nachher hieß es, Eva hätte sich den Familienschmuck unter den Nagel gerissen. Also reichte Eva Berenice seufzend die wertvolle Kette, doch die Braut verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Ich mag nicht! Nimm du es!«, zischte sie.
    »Was hast du eigentlich gegen deine eigene Großmutter? Ich meine, außer dass sie Maori ist?«, stieß Eva wütend hervor. »Ich verstehe das nicht!«
    »Sie hat einst Großvaters Andenken beschmutzt, und ich könnte dir da noch Geschichten erzählen. Sie hatte einen Geliebten, einen Mörder. Alle haben es gewusst. Die ganze Stadt …« Ihre Stimme war lauter geworden.
    »Pst!«, ermahnte Eva sie. »Berenice, sie ist deine Großmutter, was immer sie auch getan haben mag …«
    »Ich sage nur: Wenn du wüsstest, was ich gefunden habe. Dann würdest du sie nicht mehr so verehren. Und außerdem kannst du dir gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn dich deine Großmutter von der Schule abholt und die anderen fragen, ob das unsere Köchin sei!«
    »Du bist ungerecht und eingebildet! Ich hätte mir so eine Großmutter von Herzen gewünscht, aber meine beiden waren schon tot, als ich zur Welt kam. Und jede Wette, eines Tages wirst du dich entschuldigen bei ihr, weil du ihr Unrecht tust. Wenn du erst ihre Lebensbeichte liest, wird dir manches Licht auf …« Eva unterbrach sich hastig, denn das mit den Aufzeichnungen war ihr versehentlich herausgerutscht. Sie überlegte gerade fieberhaft, wie sie sich da würde herausreden können, als es klopfte.
    »Miss Clarke, ein Brief für Sie!«, rief von draußen ihre Haushaltshilfe.
    »Nimmst du ihn an«, bat Berenice, während sie das blaue Strumpfband befestigte.
    Eva ließ sich das Schreiben geben. Mit einem flüchtigen Blick sah sie den Absender, »Margret MacAlister aus Wellington«, während sie den Brief weiterreichte.
    »Die gute Margret«, seufzte Berenice.
    »Kommt deine Freundin aus Wellington denn nicht zu deiner Hochzeit?« Eva reckte den Hals, um einen Blick auf den Brief zu erhaschen.
    »Leider nicht!

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