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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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ist.«
    Lucie stieß erneut einen tiefen Seufzer aus. »Morgen. Ich möchte sie jetzt nicht sehen …« Dann drehte sie sich um und winkte Vater und Sohn zu, ganz so, als würde sie nur kurz aus dem Haus gehen, ganz so, als würde man sich gleich wiedersehen, als wäre alles wie vorher.
    Doch die Erkenntnis, dass es nicht so war, kam in diesem Augenblick mit einer Macht über Lucie, dass ihr übel wurde. Sie streckte die Hände zum Himmel und verfluchte ihren Vater in seiner Sprache. Und zwar so laut, dass die Krankenschwester herbeigeeilt kam.
    Harakeke und der jungen Frau blieb schließlich nichts anderes übrig, als Lucie aus dem Zimmer zu schieben. Auf dem Flur hakte Harakeke sie unter und führte sie zum Ausgang. Dort kam ihnen der Arzt entgegen. Er war entsetzt darüber, dass Lucie das Krankenhaus verlassen wollte.
    »Ich muss. Sonst werde ich verrückt. Und bitte sagen Sie meiner Tochter nichts. Ich warte damit, bis sie morgen nach Hause kommt.«
    Der Arzt guckte betreten. »Sie weiß es schon. Sie wollte ihren Bruder offenbar besuchen, und da hat die Schwester ihr alles erzählt. Ich musste ihr eine Beruhigungsspritze geben. Sie wird eine Weile schlafen.«
    Lucie wandte sich wortlos um und rannte nach draußen. Sie schaffte es gerade noch zu einem Busch, unter dem sie sich erbrach.
    Harakeke reichte ihr ein Taschentuch, während sie gegen die Tränen ankämpfte. Die ganze Zeit über hatte sie sich beherrscht, um ihrer Schwester eine Schulter zu bieten. Nun war es um ihre Fassung geschehen, und sie schluchzte laut auf.
    Schließlich machten sie sich schweigend auf den Heimweg. Sie waren bereits in die Cameron Road eingebogen, als Lucie plötzlich stehenblieb und ihre Schwester fragend musterte.
    »Nun erzähl schon. Von welchen Gerüchten hast du gesprochen?«
    Harakeke zuckte zusammen. Das hatte sie nicht erwartet. Sie sann fieberhaft nach einer glaubwürdigen Lüge.
    »Welche Gerüchte?«, hakte Lucie unbarmherzig nach.
    »Ach, das ist nur dummes Gerede«, versuchte sich Harakeke herauszureden, doch Lucies Blick verhieß nichts Gutes.
    »Joanne und Bertram Thomas sollen ein Verhältnis haben, aber das ist bestimmt Humbug. Ich sage ja, da ist nichts dran«, murmelte Harakeke und wollte weitergehen.
    Lucie rührte sich nicht vom Fleck.
    »Es ist die Wahrheit. Leider! Und so ist auch Tommys Botschaft zu verstehen«, stieß sie heiser hervor. »Sie erwartet ein Kind von dem Kerl.«
    »Du meinst, von Doktor Thomas?«
    Lucie nickte.
    »Und Tommy hat von ihr verlangt, dass sie es John sagt. Er ist sein Freund. Er wollte ihn vor diesem Betrug schützen. Sie müssen sich gestritten haben, sie hat ihm ins Ruder gegriffen, und der Baum hat Tommy über Bord gehen lassen.«
    »Und wenn das wirklich so ist, was sollen wir tun?«
    »Gar nichts«, entgegnete Lucie. »Wir werden Joanne gegenüber so tun, als wüssten wir von nichts.«
    »Aber wenn sie John tatsächlich ein Kind unterjubelt und wir davon wissen, dass sie ihn nur heiratet, damit ihr Verhältnis zu diesem Mistkerl nicht ans Licht kommt, machen wir uns mitschuldig … John Clarke ist so ein freundlicher Mensch! So jemanden muss man davor warnen, dass er im Begriff steht, die Geliebte eines anderen Mannes zu heiraten …«
    »Wer sagt denn, dass sie die Geliebte eines anderen Mannes bleibt?«
    »Das kannst du dir ja wohl denken, dass sie fröhlich weitermachen.«
    »Da bin ich anderer Meinung. Ich schwöre, dass Doktor Thomas sich in Zukunft nicht mehr mit Joanne treffen wird!«
    Harakeke sah ihre Schwester irritiert an, doch dann huschte ein Lächeln über ihr Gesicht.
    »Ich verstehe, aber du solltest damit warten, bis das alles hier vorbei ist, ich meine die Beerdigungen und …«
    »Nein, das duldet keinen Aufschub. Ich möchte es erledigt wissen, wenn Joanne morgen zurück ist.«
    »Du liebst sie immer noch, nicht wahr?«
    »Ich tue es nicht für Joanne, sondern allein für das Kind, das sie erwartet, denn das liebe ich schon jetzt von ganzem Herzen.«
    Lucie atmete ein paar Mal tief durch, bevor sie sich auf dem Absatz umdrehte und das Haus von Bertram Thomas ansteuerte.



N APIER , D EZEMBER 1908
    Lucie hatte es sich einfacher vorgestellt, Bertram Thomas unter vier Augen zu treffen. Ihr Plan, sich einfach in sein Wartezimmer zu setzen, funktionierte nicht. Der Doktor hatte an diesem Abend keine Sprechstunde. Lucie hatte nicht daran gedacht, dass es schon kurz nach acht Uhr war. Dabei war es noch taghell, und die Sonne strahlte mit unverminderter Kraft vom

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