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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Vergangenheit wiederzufinden.«
    »Wie meint er das?« Evas Herz pochte bis zum Hals.
    »Es ist eine ziemlich tragische Geschichte. Er weiß nur das Eine: dass er bei dem Erdbeben in der Hawke’s Bay schwer verletzt wurde, aber das auch nur aus den Schilderungen eines Sanitäters, der auf einem Schiff war, das Verletzte nach Auckland gebracht hat. Mister Grant hatte keine Papiere bei sich, sondern nur eine Jacke, die man neben ihm gefunden hatte und in die ein Wäscheschild mit dem Namen B. Grant eingenäht war. Der Matrose hat sich persönlich um ihn gekümmert und ihn, als er wenig später den Dienst auf dem Schiff quittiert hat, mit auf die Obstplantage seiner Eltern genommen. Das sei gar nicht seine Sache, hat Mister Grant mir gestanden. Deshalb war er froh, dass er sich in unsere Nachbarstochter verliebt hat und mit ihr nach London gehen kann. Er will dort unbedingt Architektur studieren. Er weiß nicht, warum, aber das interessiert ihn brennend. Wirklich ein guter Kerl!« George Geoffrey stockte. »O Gott, Eva, du siehst plötzlich wieder aus wie der Tod. Ich rede zu viel. Das überfordert dich. Ich hole deine Großmutter und verabschiede mich.« Er gab Eva Küsschen auf beide Wangen und verließ das Zimmer. »Ich will auf keinen Fall schuld an einem Rückfall sein. Ruh dich bloß aus!«, bemerkte er in der Tür, bevor er endgültig verschwand.
    Eva aber war mit den Gedanken bei Mister Grant. Was, wenn es die Jacke eines anderen gewesen war? Eines Mannes, der unter den Trümmern des Department Stores zu Staub zermahlen worden war?
    »Eva, was ist mit dir? Mister Geoffrey sagte, dir geht es ganz schlecht. Soll ich den Arzt holen?« Lucies Stimme klang sehr beunruhigt.
    »Wie spät ist es?«, fragte Eva, ohne darauf einzugehen.
    »Halb drei«, erwiderte Lucie und musterte Eva durchdringend. »Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen.«
    Eva ignorierte Lucies Worte und erhob sich langsam. »Ich muss an die Luft. Hier drinnen werde ich erst richtig krank«, sagte sie mit belegter Stimme.
    »Das erlaube ich nicht«, protestierte Lucie energisch. »Und wenn du nicht auf mich hörst, dann werde ich Daniel holen!«
    »Lass Daniel aus dem Spiel!«, entgegnete Eva energisch, während sie das Zimmer verließ.
    Lucie ließ sich erschöpft auf die Bettkante fallen. Einmal abgesehen davon, dass sie aus Angst um Eva kaum ein Auge zugetan hatte, kam ihr die junge Frau seltsam vor. Sie hatte das bislang auf die Krankheit geschoben, aber war das wirklich alles, was sie bewegte? Lucie war nicht blind. Natürlich war ihr aufgefallen, dass Eva nicht einmal nach Daniel gefragt hatte. Im Gegenteil, Lucie hatte ihn ja nicht einmal wegen Evas Zustand benachrichtigen dürfen. Und das war gar nicht so einfach, denn er rief jeden zweiten Tag an, und Eva sprach mit ihm, als wäre nichts geschehen. Ihre krächzige Stimme hatte sie ihm mit einer kleinen Erkältung erklärt. Lucie missfiel das außerordentlich. Was war nur in sie gefahren?
    »Ich werde mir ein wenig die Füße vertreten«, hörte sie Eva nun sagen, als sie aus dem Badezimmer zurückkam.
    »Willst du dir den Tod holen?«, schnaubte Lucie.
    »Nein, ich verspreche, mich so dick anzuziehen, dass mir das Wetter nichts anhaben kann.« Eva warf einen Blick aus dem Fenster. »Schau, es scheint sogar die Sonne. Gut, das Meer ist etwas aufgewühlt, aber es regnet wenigstens nicht.«
    Lucie beobachtete missbilligend, wie sich Eva anzog. Sie sah ein, dass sie diesen Ausflug nicht würde verhindern können. Eva schien keinem Argument zugänglich.
    »Gut, dann komme ich mit«, erklärte sie schließlich.
    Eva fuhr erschrocken herum. »Nein … ich … ich möchte allein gehen. Ich gehe bestimmt viel zu langsam für dich.«
    Lucie tippte sich an die Stirn. »Schneller als ich alte Frau bist du sogar noch als Rekonvaleszentin!«
    Eva konnte nicht verhindern, dass Lucie aus dem Zimmer stürmte, um sich ausgehfertig zu machen. Einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, so überstürzt das Haus zu verlassen, dass Lucie ihr gar nicht folgen konnte. Diesen Gedanken verwarf sie aber sofort wieder, obwohl es ihr keinesfalls recht war, dass Lucie sie begleiten wollte. Was, wenn sie wider Erwarten tatsächlich Adrian begegnen würden? Würde Großmutter Lucie nicht tot umfallen vor Schreck? Eva holte ein paar Mal tief Luft. Aber war es nicht alles so vage, dass sie es ruhig riskieren konnte, sich von Lucie begleiten zu lassen? Wenn sie jetzt fortlief, würde sich Lucie schrecklich

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