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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Fenster sah sie ein Gesicht, das sich ihr nur kurz zeigte, und dann wie von Zauberhand verschwunden war. Sein Gesicht! Ich bin verrückt, durchfuhr es sie eiskalt. Ich bin total verrückt. Ich sehe Gespenster! Sie beschleunigte ihren Schritt und rannte fast den ganzen Weg zu ihrem neuen Haus, als wäre der Teufel hinter ihr her. Zuhause angekommen zog sie sich still in ihr Schlafzimmer zurück, denn sie konnte unmöglich Lucie von ihren Wahnvorstellungen berichten. Mit einem Mal überkam sie eine geradezu unheimliche Kälte. Zitternd legte sie sich ins Bett, doch es hörte nicht auf. Sie fror so entsetzlich. Und sie ahnte auch, warum. Vor lauter Aufregung hatte sie ihren Mantel nicht von der Garderobe geholt, sondern war im dünnen Ballkleid durch Wellington geirrt. Und das bei Regen und Sturm.
    Als zu später Stunde Lucie nach ihr sah, erkannte sie die Maori nur schemenhaft. Eva registrierte zwar auch, dass ein Arzt nach ihr sah, aber es berührte sie alles nicht. Irgendwann sah sie nur noch dieses Gesicht vor sich, dieses Gesicht, das sie am Fenster gesehen hatte. Adrians Gesicht.



W ELLINGTON , A UGUST 1933
    Der Arzt hatte bei Eva eine Lungenentzündung festgestellt und der besorgten Lucie am ersten Tag nicht einmal die Garantie geben können, dass sie diese überleben würde. Am liebsten hätte Lucie Daniel kommen lassen, aber das verhinderte Eva, kaum dass sie wieder begriff, was um sie herum vor sich ging.
    »Bitte nicht«, bettelte sie. »Bitte nicht!«
    Lucie verstand das zwar nicht, aber sie wollte es auch nicht gegen Evas Willen durchsetzen.
    An diesem Tag fühlte sie Eva wesentlich besser und wäre gern aufgestanden, doch Lucie hatte es ihr strikt untersagt. »Bettruhe, hat der Doktor angeordnet«, schimpfte Lucie, als sie Eva im Nachthemd an ihrem Schreibtisch sitzend vorfand. »Marsch ins Bett!«
    Eva hatte zwar gehorcht, um die alte Dame nicht zu verärgern, sich aber fest vorgenommen, nicht länger im Bett zu bleiben. Spätestens morgen früh würde sie sich wieder unter die Gesunden mischen.
    »Eva, George Geoffrey ist da«, kündigte Lucie ihr den Besuch ihres zukünftigen Chefs an. Da Eva nicht wie verabredet am Montag ins Büro gegangen war, kam er zu ihr ans Krankenbett. Er hatte ihren Mantel über dem Arm.
    »Tag, George«, krächze sie, denn auch ihre Stimme war reichlich in Mitleidenschaft gezogen.
    »Was machst du denn für Sachen? Läufst halbnackt bei Wind und Wetter durch Windy Wellington. Das mag sein, dass man das bei euch an der Ostküste im Winter machen kann, bei uns führt das zu so was!«
    »Ich weiß auch nicht, was an dem Tag mit mir los war«, bemerkte Eva entschuldigend.
    »Hauptsache, du gibst in Zukunft besser Acht. Ich brauche dich dringend. Darf ich?«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, breitete er Pläne eines Bankgebäudes aus, das er konstruiert hatte und das demnächst am Lambton Quay gebaut werden sollte.
    »Du musst, sobald du wieder auf den Beinen bist, Zeichnungen für die Gestaltung der Innenräume machen. Sieh mal, wir brauchen viele kleine Nischen für die Schalter.«
    Eva setzte sich ächzend auf und warf einen interessierten Blick auf den Plan.
    »Ich würde vorschlagen, mit Glas zu arbeiten. Lass uns hier Art-déco-Fenster als Raumteiler einsetzen …«
    »Sehr guter Vorschlag. Kannst du das Muster zeichnen? Wir sollten Unikate schaffen!«
    »Ich hätte da schon eine Idee. Schlicht und nicht zu bunt. Wir …«
    George faltete lachend den Plan zusammen. »Nein, nein, du sollst nicht gleich arbeiten. Ich wollte dir nur zeigen, wie dringend du gebraucht wirst. Du musst schnell gesund werden.«
    »Ich freue mich auf die Arbeit«, seufzte Eva, während sie fieberhaft überlegte, ob sie George wohl noch mal nach Maggy MacAlisters geheimnisvollem Verlobten fragen konnte, ohne dass er skeptisch wurde.
    »Ich sehe dir doch an der Nasenspitze an, dass du noch etwas auf dem Herzen hast. Bist du womöglich nicht mit dem Gehalt zufrieden, das wir vereinbart haben?«
    »O nein, das Gehalt ist sehr großzügig, lieber George. Ich musste nur daran denken, worüber die beiden jungen Frauen gesprochen haben, bevor ich dein Fest verlassen habe.«
    »Ach, du meinst Mister Grant?«
    »Grant?«
    »Ja, das habe ich auch vorgestern erst erfahren. Ich traf ihn nämlich allein auf der Straße. Er ist ein höflicher Mensch. Wir sind zusammen in die Stadt gegangen. Er sagt, er habe seltsame Angewohnheiten, müsse jeden Nachmittag allein durch Wellington schlendern in der Hoffnung, seine

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