Die Maori-Prinzessin
Auch der Beton als Baustoff …«
»Entschuldigen Sie, darf ich mal fragen, woher Sie kommen? Sie haben einen harten Akzent. Sie sind keine Neuseeländerin, oder?«, unterbrach Mister Richards Eva.
»Mein Mann war Neuseeländer. Er ist bei dem Erdbeben ums Leben gekommen«, erwiderte Eva hastig. »Aber ich stamme aus Deutschland.«
»Das ist ja schrecklich«, entfuhr es Misses Richards empört. »Ich habe dort eine Cousine, wissen Sie eigentlich, was da los ist?«
Eva lief rot an. »Ja, das ist mir bekannt, denn meine Mutter war Jüdin!«
»Entschuldigung«, raunte Misses Richards peinlich berührt.
»Haben Sie sich gut unterhalten?«, fragte Mister Geoffrey, nachdem er sich wieder seiner neuen Mitarbeiterin gewidmet hatte und sie mit sich zu den nächsten Gästen zog. Die beiden Frauen waren in ein angeregtes Gespräch vertieft und schienen überhaupt nicht erfreut, dass sie gestört wurden.
»Das sind Misses Wong und Misses Newman, beide Damen haben aus dem Norden nach Wellington geheiratet und werden Ihnen bestimmt mit Rat und Tat zur Seite stehen, wo die junge Frau von heute einkaufen sollte. Verzeihen Sie, da kommen wichtige Gäste. Meine Damen, darf ich Ihnen Misses Clarke zu treuen Händen übergeben?« Und ohne eine Antwort abzuwarten, war Mister Geoffrey in der Menge verschwunden.
Den beiden jungen Frauen stand regelrecht ins Gesicht geschrieben, wie sie darauf brannten, ihr Gespräch unter vier Augen ungestört fortzusetzen. Eva rang sich zu einem Lächeln durch. »Lassen Sie sich durch mich nicht davon abhalten, Ihre Unterhaltung fortzusetzen. Ich stehe einfach bei Ihnen, als würde ich zu Ihnen gehören, und trinke in Ruhe meinen Champagner. Sie müssen mich nicht unterhalten.«
»Verzeihen Sie bitte!«, sagte die Chinesin entschuldigend. »Natürlich werden wir uns sofort um Sie kümmern, nachdem wir schnell noch den neusten Klatsch ausgetauscht haben.«
Eva lachte. »Nur zu, bei mir haben Sie Glück. Ich kenne doch noch niemanden in Wellington außer den Geoffreys, aber die auch nicht wirklich, sodass Sie nicht einmal Gefahr laufen, ungewollt Geheimnisse auszuplaudern, die mich interessieren könnten.«
Und schon hatten Misses Wong und Misses Newman ihre Köpfe erneut verschwörerisch zusammengesteckt. Eva war bemüht, nicht zur unfreiwilligen Lauscherin zu werden, doch das war gar nicht so einfach, denn die beiden redeten sehr laut. Eva konnte nicht umhin, zu erfahren, dass es um die Hochzeit des Jahres ging und den geheimnisvollen Bräutigam, den noch keiner zu Gesicht bekommen hatte. Dann fiel der Name MacAlister, und Eva horchte auf. Hatte diese Margret MacAlister ihrer Freundin Berenice nicht eine Absage zu deren Hochzeit erteilt, weil sie selbst bald heiraten und nach London gehen wollte? Was, wenn sie von genau dieser MacAlister redeten?
Scheinbar unbeteiligt nahm sich Eva ein weiteres Glas Champagner von dem Tablett, mit dem die livrierten Diener durch die Menge balancierten. Was sie nun mit anhörte, ließ ihr förmlich das Blut in den Adern gefrieren.
»Ich weiß auch nicht, warum sie so ein Geheimnis um ihren Verlobten macht. Ich meine, wir haben uns, seit sie nach Wellington gezogen ist, sehr angefreundet. Sie hat anfangs regelrecht um Kontakte zur feinen Gesellschaft gebuhlt. Und sie war auf unser beider Hochzeiten. Und nun habe ich ihn noch nicht mal zu Gesicht bekommen!«
»Ja, man munkelt, dass er ganz abgeschieden in der oberen Etage der Villa haust.«
»Merkwürdiger Mensch. Das passt gar nicht zu Maggy, die ihre Schätze sonst eher protzig vorzeigt. Vielleicht ist er hässlich wie die Nacht, aber steinreich?«
»Oder so gut aussehend, dass unsere Maggy um ihn fürchtet!«
Die beiden Frauen kicherten.
»Wie dem auch immer sei. Dass sie nicht mal eine Hochzeitsfeier in Wellington machen wollen, sondern in London ganz ohne ihre neuen Freundinnen! Was war ihr das immer wichtig, auf unsere Hochzeiten eingeladen zu werden.«
»Ich finde alles sehr egoistisch von ihr! Und überhaupt, wo hat sie ihn überhaupt kennengelernt?«
»Darüber hüllt sie sich auch in Schweigen. Ich habe nur gehört, sie sind sich kürzlich in Gisborne begegnet. Dort soll er auf einer Obstplantage gearbeitet haben.«
»Ein Obstbauer?«, lachte Misses Newman. »Das passt aber gar nicht zu unserer Lady MacAlister. Und auch nicht zu ihrer Mutter. Die tut immer so fein.«
»Ich habe gehört, sie begleitet das Brautpaar nach England.«
»Eine komische Geschichte, wenn du mich fragst. Es wundert
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