Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
mehr!«, stieß Lucie heiser hervor. »Und es ist die Rache dafür, dass ich meinen eigenen Vater …«
    Hehu griff nach ihrer Hand. »Ahorangi, hör auf! Was ist geschehen? Wofür soll das die Rache sein?«
    Ahorangi? Wie fremd dieser Name in ihren Ohren klang. Zögernd begann sie zu erzählen. Sie ließ nichts aus. Weder die toten Kinder und die Adoption von Joanne noch deren Ablehnung und den Tod ihres Mannes. Sie wunderte sich selbst, dass sie darüber sprechen konnte, ohne in Tränen auszubrechen. Nur von Tommys Tod zu berichten, fiel ihr schwer.
    In dem Augenblick, als sie bei dem Segelunfall angelangt war, ertönten im Flur Harakekes unverkennbar energische Schritte. Lucie stockte und wollte ihm schnell erklären, dass es doch noch ein Familienmitglied gab, da rief ihre Schwester: »Lucie? Lucie, wo steckst du?«
    Hehu musterte sie durchdringend. »Wer ist Lucie?«
    »Das bin ich. Ich habe mich meiner Familie zuliebe taufen lassen und mir den Pakeha-Namen Lucie zugelegt«, erwiderte sie kleinlaut.
    Hehu wollte seiner Empörung darüber gerade Luft machen, als Harakeke ins Zimmer trat und wie vom Donner gerührt stehenblieb, als sie den Maori erblickte.
    »Du?«, fragte sie verblüfft. »Hehu? Bist du gekommen, um Lucie zu holen? Es ist zu spät. Geh zu Vater und teile ihm mit, wir kommen nicht zurück!«
    Hehu warf Lucie einen fragenden Blick zu. Sie verstand sofort. Er wunderte sich darüber, dass Harakeke nichts vom Tod ihres Vaters ahnte, geschweige denn, dass ihre eigene Schwester ihn umgebracht hatte.
    »Nein, du irrst, ich bin nicht hier, um euch zu holen. Ich bin hier, um Ahorangi mitzuteilen, dass euer Vater schon seit Jahren tot ist und dass man mich des Mordes an ihm verdächtigt.«
    »Dich?«, fragte Harakeke ungläubig und ohne eine Emotion zu zeigen. »Hast du es denn getan?«
    »Nein, ich weiß nicht, wie er zu Tode kam. Er war eines Tages spurlos verschwunden, nachdem wir von unserem Kampf gegen Te Kooti zurückkehrten. Ich kehrte allein in unser Dorf zurück. Und jetzt, vierzig Jahre nach seinem Verschwinden, verdächtigen mich Krieger unseres Stammes, ihn damals umgebracht zu haben.«
    Harakeke aber hörte ihm gar nicht mehr zu. Sie hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen.
    »Und er ist wirklich so einfach verschwunden?«, fragte sie skeptisch.
    »Ich schwöre es bei den Ahnen«, verkündete Hehu.
    »Das kann nicht sein. Er war ein starker stolzer Mann. Der verschwindet doch nicht so einfach«, hakte sie nach. »Und wo warst du?«
    »Wir haben im Freien übernachtet, nur er und ich. Und am nächsten Morgen war er spurlos verschwunden. Ich befürchte, Te Kootis Leute haben uns aufgespürt und ihn entführt …«
    »Und du willst nichts gemerkt haben? Das kann ich mir nicht vorstellen. Du warst so etwas wie sein Leibwächter! Merkwürdig. Sehr merkwürdig«, bemerkte Harakeke und durchbohrte Hehu geradezu mit Blicken.
    »Du willst wohl kaum behaupten, er habe unseren Vater wegen eines Federmantels umgebracht«, bemerkte Lucie unwirsch. Sie fand es bewundernswert, dass Hehu nicht aus der Haut fuhr und ihrer Schwester die Wahrheit sagte, schließlich war unschwer zu erkennen, dass Harakeke ihn verdächtigte.
    »Wie kommst du denn darauf, dass er es wegen des Federmantels getan hat?«, fragte Harakeke in scharfem Ton.
    »Weil das seine Verfolger behaupten! Deshalb!«
    »Und wie kannst du dir so sicher sein, dass er es nicht getan hat? Vater verschwindet nicht einfach spurlos!« Sie wandte sich an Hehu. »Hast du es getan und wenn, was suchst du bei meiner Schwester? Warum ziehst du sie da mit hinein und …«
    Sie wurde vom lauten Geräusch der Türglocke unterbrochen, und Harakeke warf ihrer Schwester einen fragenden Blick zu.
    »Was, wenn das die Polizei ist?«
    »Geh du zur Tür und sag, es wäre außer dir keiner im Haus!«, befahl Lucie ihrer Schwester und fügte an den Maori gewandt hinzu: »Komm!« Entschlossen zog sie ihn mit sich fort aus dem Zimmer und schob ihn in ihr Schlafzimmer. Sie selber wartete mit klopfendem Herzen auf dem Flur. Sosehr sie auch versuchte, die Worte zu verstehen, die unten an der Haustür geredet wurden, sie konnte nur erkennen, dass die andere Stimme einem fremden Mann gehörte.
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Haustür wieder ins Schloss fiel. Lucie konnte ihre Neugier nicht im Zaum halten. Sie rannte die Treppen hinunter. Harakeke machte ein ernstes Gesicht.
    »Was ist?«, keuchte Lucie.
    »Das war ein Inspektor Rathbone, der gleich nach Weihnachten

Weitere Kostenlose Bücher