Die Maori-Prinzessin
Store umgekommen.«
»Das war doch keine Ehe«, erwiderte Eva. »Und außerdem wirst du Daniel heiraten, hat mir Berenice geschrieben.«
Eva lief rot an. Wie oft in den letzten Tagen hatte sie sich diese Frage gestellt. Was wäre, wenn sie Adrian davon überzeugen könnte, dass er ihr Mann war? Würde sie dann die Verlobung mit Daniel lösen?
Margret schien ihre Verunsicherung zu spüren. Ihre Stimme bekam etwas Flehendes. »Überleg doch mal, Eva. Wenn du jetzt gehst und dein Wissen für dich behältst, dann wäre das für uns alle das Beste. Schau mal, er liebt mich, und dich kennt er gar nicht mehr. Willst du ihn zwingen, deinen Ehemann zu spielen, nur, weil es da so ein dummes Papier gibt?«
»Nein, an einem Spiel bin ich nicht interessiert«, sagte Eva leise. »Und das Papier ist auch nicht der Grund, warum ich verlange, dass du ihm die Wahrheit sagst!«
»Was denn?«
»Ich liebe ihn«, entgegnete Eva und war selbst erstaunt darüber, wie klar ihr diese Worte über die Lippen kamen. »Und ich bin der festen Überzeugung, dass er sich wieder daran erinnern wird, wenn er erfährt, wer er ist.«
»Niemals!«, schrie Margret verzweifelt. »Nur über meine Leiche!«
»Maggy, bitte sei vernünftig«, flehte ihre Mutter. »Sie ist seine Frau. Sie ist im Recht …«
»Verdammt noch mal, er hat gesagt, dass er mich liebt und heiraten will. Das gilt und nicht das, was er in einem vorherigen Leben getan hat. Er weiß gar nicht, wer du bist. Willst du ihm diese Liebe gegen seinen Willen aufzwingen?«
Eva wurde abwechselnd blass und rot. Sie atmete ein paar Mal tief durch. Das Schlimme war, dass diese Frau die Wahrheit sprach. Was hatte sie davon, Adrian an ihre große Liebe zu erinnern, wenn er sie nicht mehr fühlte? Und sollte sie dafür wirklich Daniel aufgeben? Nein, Margret hatte recht. Mit einem Mann, der die Liebe zu ihr nicht in jeder Faser seines Herzens spürte, wollte sie nicht die Zukunft verbringen. Plötzlich hatte sie eine Idee. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
»Margret, ich mache dir einen Vorschlag. Wenn er sich tatsächlich nicht an mich erinnert, dann lass ich euch nach London gehen. In dem Fall ist es für alle Beteiligten das Beste, wenn er ein neues Leben als Mister Grant beginnt. Sollte es bei ihm aber nur die Spur des Erkennens geben, dann müssen wir ihm die Chance geben, sich zu entscheiden.«
Margret blickte Eva misstrauisch an, doch Rosalyn nickte zustimmend. »Das ist ein fairer Vorschlag. Schatz, nimm ihn an. Bitte!«
Maggy aber zögerte. Während sie noch darüber nachgrübelte, ob sie auf Evas Vorschlag eingehen sollte oder lieber nicht, trat Adrian ins Zimmer.
»Oh, Entschuldigung. Ich wollte nicht stören. Wenn ich gewusst hätte, dass ihr Besuch habt …« Er stutzte. »Ach, wir haben uns doch schon einmal gesehen, nicht wahr?«
Eva hielt die Luft an vor Anspannung. Adrian kam auf sie zu und reichte ihr die Hand. »Wie geht es Ihrer Mutter oder war es Ihre Großmutter?«
»Schatz, ich glaube, du irrst dich. Woher solltest du unseren Besuch kennen?«, mischte sich Margret eifrig ein.
»Wir sind uns in der Stadt begegnet. Das sind Sie doch, oder? Der alten Dame ging es wohl nicht gut. Sie hat Ihren Enkel bei dem großen Erdbeben verloren. Was für eine schreckliche Geschichte«, seufzte Adrian und fuhr fort, Eva durchdringend zu mustern. Ihre Knie wurden weich, aber wieder ging Margret dazwischen. Sie kuschelte sich an seine Brust. »Ja, ja, was für eine Tragödie; vielleicht fällt es dir mit Abstand ein, wer du wirklich bist. Wenn wir erst in London sind«, zwitscherte sie und streichelte ihm demonstrativ über die Wangen.
»Tja, vielleicht, aber dann ist es zu spät. Dann komme ich nicht zurück. Und das ist ein schrecklicher Gedanke. Stellen Sie sich einmal vor, ich hätte Eltern und Geschwister, und sie würden mich wahrscheinlich für tot halten, denn aus dem Kaufhaus ist ja kaum einer lebendig herausgekommen … Aber ich werde wahrscheinlich gar nicht aus der Gegend kommen, sondern war an jenem Tag nur zufällig in Hastings.«
»Liebling, mach dir keinen Kopf. Wir haben doch uns.« Margret lächelte ihn gewinnend an. Adrian legte ihr den Arm um die Schulter, eine zärtliche Geste, die Eva wie einen Stich mitten ins Herz empfand.
»Du hast ja recht, Maggy, bald haben wir eine eigene Familie. Dann ist es nicht mehr wichtig, wer ich einmal gewesen bin.«
Eva hörte die Zwischentöne genau. Es war ihm überhaupt nicht gleichgültig. Er schien sich mit aller Macht in
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