Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
frei.«
    »Wer behauptet denn, dass Sie unfrei sind? Ich wollte Sie bloß unversehrt nach Hause bringen. Nicht auszudenken, dass Sie noch einmal Opfer eines gemeinen Überfalls werden.« In seiner Aufregung hatte er sie am Arm gepackt.
    Ihre Augen funkelten vor Zorn, als sie ihn anschrie: »Lassen Sie mich los! Keiner wird je über mich bestimmen! Hören Sie? Keiner! Was bildet ihr Männer euch eigentlich ein? Dass ihr mich verheiraten könnt, wie es euch gefällt, oder kidnappen oder gegen meinen Willen beschützen?«
    Tom ließ sie auf der Stelle los.
    »Was kümmere ich mich eigentlich um Sie? Dann gehen Sie doch! Aber wenn Sie den Kerlen noch einmal in die Hände fallen, sind Sie selber schuld. Ich habe Sie gewarnt!«
    Mit diesen Worten wandte er sich abrupt von ihr ab und ging zurück zu seinem Pferd. Wütend stieg er auf und wollte soeben davongaloppieren, als er aus dem Augenwinkel sah, dass die Maori ihm nachrannte. Er überlegte kurz, ob er sie ignorieren sollte, dann blieb er stehen.
    »Ich habe es mir anders überlegt«, sagte sie kleinlaut und völlig außer Atem.
    »Da haben Sie Glück, dass ich so gutmütig bin. Ich soll Sie also bei Ihrem Vater abliefern?«
    Die Maori kaute nervös auf ihren Lippen herum, statt ihm eine klare Antwort zu geben.
    »Ja, was nun? Reiten wir jetzt gemeinsam zum Titirangi oder nicht?«
    Die junge Frau sah ihn aus ihren großen dunklen Augen schweigend an. In ihrem Blick lag etwas Flehendes, etwas, das Tom nicht deuten konnte. Es ärgerte ihn, dass er den Impuls verspürte, vom Gaul zu springen und sie in den Arm zu nehmen. Deshalb fragte er das Mädchen schroffer als beabsichtigt: »Ja oder nein?«
    Tom erschrak, als es daraufhin verdächtig feucht in ihren Augen schimmerte. Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ich will Sie nicht verletzen, aber ich verstehe partout nicht, was Sie wollen. Sie sind so furchtbar sprunghaft. Erst soll ich Sie zu Ihrem Vater bringen, dann wieder nicht …«
    »Haben Sie ein großes Haus?«
    »Ja, ja, es ist ziemlich groß für einen allein. Aber ich verstehe nicht, warum …«
    »Nehmen Sie mich mit! Ich kann Ihnen helfen.«
    Tom war so verdattert, dass er ins Stottern kam. »Was, äh, wie … wie helfen, können Sie … äh … kochen?«
    »Ich habe mit meiner Mutter das Hangi zubereitet, ich habe auch manchmal Süßkartoffeln gekocht und Gemüse«, erklärte sie eifrig.
    »Und was können Sie noch?«
    »Ich kann jagen, fischen und kämpfen. Der Mann, der mich entführte, hat zum Messer gegriffen, weil er sich nicht anders gegen mich wehren konnte. Und wenn sie mich nicht in einen dunklen Schuppen gesperrt hätten, diese Feiglinge, ich wäre längst entkommen und nicht erst dem feisten Pakeha!«
    »Ich hatte mehr an hausfrauliche Fähigkeiten gedacht. Können Sie putzen und nähen?«
    »Nein, aber ich kann Ihnen aus Flachs flechten, was immer Sie wollen!«
    Ein Lächeln huschte über Toms Gesicht. Wenn sie nur wüsste, wie entzückend sie ist, dachte er, wurde allerdings gleich wieder ernst.
    »Der Gedanke, Sie mit in meine Höhle zu nehmen, ist äußerst verlockend, aber ich schätze, damit wäre Ihr Vater nicht einverstanden. Sie sind doch noch ein halbes Kind.«
    »Ich bin fast achtzehn!«, entgegnete sie empört. »Ich bin erwachsen!«
    »Dann schlage ich vor, dass wir ihn zumindest fragen, ob Sie für mich arbeiten dürfen!«
    »Sie kennen meinen Vater nicht. Allein, dass ich mit einem Pakeha auf ein und demselben Gaul reite und mich mit ihm unterhalte, wäre für ihn schon ein Grund, mir mit dem Zorn der Ahnen zu drohen.«
    »Aber ich wäre ja bei Ihnen … Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Ahorangi. Und nein, ich werde nicht einmal in die Nähe unseres Dorfes gehen. Und schon gar nicht in Begleitung eines Pakeha. Mein Vater würde Sie eher umbringen, als mich mit Ihnen ziehen zu lassen.«
    Wieder blickte Ahorangi ihn aus großen braunen Augen an, und in diesem Augenblick wusste Tom, dass er verloren war. Er würde dieser Frau jeden Wunsch erfüllen, und er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie ihn in sein viel zu großes Haus begleitete. Um das nicht durchblicken zu lassen, klammerte er sich an den Zügeln des Pferdes fest. Sonst wäre er womöglich mit einem Satz bei ihr und würde ihr versprechen, sie auf der Stelle zur Frau zu nehmen.
    »Mein Vater ist ein Häuptling. Er wollte mich zur Heirat zwingen. Es war der Tag, an dem ich Hehus Frau werden sollte. Da kam eine Horde Männer, und sie entführten meine Schwester und mich.

Weitere Kostenlose Bücher