Die Maori-Prinzessin
hauchte sie, als er ganz nackt war. Sie hatte noch nie zuvor einen nackten Mann gesehen, aber sie wusste aus Erzählungen der Freundinnen, wie ein Mann gebaut war. Und es erschreckte sie kein bisschen. Im Gegenteil, der Anblick seiner Männlichkeit jagte ihr heiße Schauer über den Körper.
»Komm!«, verlangte sie, nachdem sie sich vorerst sattgesehen hatte. Adrian legte sich neben sie und begann ihren Körper von Kopf bis Fuß zu liebkosen. Er ließ keine Stelle aus. Und sie wusste irgendwann nicht mehr, wo seine Hände waren. Sie fühlte sie überall zugleich. Als er sie zwischen den Schenkeln berührte, schrie sie auf vor Lust. »Ich will dich!«, flüsterte sie mit einer Stimme, in der sie noch zuvor gesprochen hatte. »Komm! Komm!«, forderte sie heiser.
Adrian war sehr vorsichtig. Er ahnt, dass es mein erstes Mal ist, ging es Eva durch den Kopf, als sie einen kurzen ziehenden Schmerz empfand, doch dann nur noch Lust. Sie liebten sich leidenschaftlich. Eva war beinahe ein wenig enttäuscht, als er sich nach einem lauten Aufschrei zur Seite rollte.
»Das nächste Mal lasse ich mir mehr Zeit«, stöhnte er.
Eva lächelte und glaubte, das Liebesspiel sei beendet, doch sie hatte sich getäuscht. Er streichelte sie nun dort, wo sie sich bislang nur selbst berührt hatte. Wie ein Feuer schoss die Lust durch ihren Körper. Er spielte mit ihrer Erregung, indem er mal schneller und mal langsamer wurde. Bis alles in ihr zu explodieren drohte. Sie befürchtete, ohnmächtig zu werden.
»Das ist nicht dein erstes Mal, oder?«, fragte sie nach einer ganzen Weile, nachdem alles vorüber war. Sie setzte sich dabei auf und sah ihm in die Augen.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Wie kommst du darauf?«, fragte er verschmitzt.
»Wegen des Nachspiels. Von der Sache selbst haben uns stets die älteren Mädchen hinter vorgehaltener Hand berichtet, aber davon hat mir keine je etwas erzählt.«
Jetzt lachte Adrian. »Ich hatte eine gute Lehrmeisterin. Sie kam aus Wellington und half bei der Weinernte. Sie war schon eine richtige Frau und ich ein Junge. Vierzehn war ich da. Sie hat mich in den Weinbergen verführt und mir gezeigt, womit man eine Frau beglücken kann …«
»Dann muss ich ihr wohl dankbar sein«, lachte Eva. »Und später?«
Adrian drohte ihr schelmisch mit dem Finger. »Du bist sehr neugierig für eine Dame.«
»Wie gut, dass ich keine Dame bin«, erwiderte Eva. »Wie hieß sie?«
»Maureen. Wir sind ein Jahr miteinander gegangen.«
Eva überlegte gerade, ob es zu neugierig wäre, wenn sie fragen würde, warum die Sache auseinandergegangen war, da kam ihr Adrian zuvor: »Ihr Vater bekam einen Job in Sydney und die Familie zog dorthin. Maureen wäre geblieben, wenn ich ihr einen Antrag gemacht hätte, aber ich war noch keine siebzehn und merkte, dass ich auch ohne sie würde leben können …« Er stockte. »… und das kann ich mir bei dir nicht vorstellen. Es hat mich wie ein Blitz getroffen, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe.«
»Aber ich muss scheußlich ausgesehen haben. Erschöpft von der Reise … und dann meine verschlissenen Wollsachen.«
»Ob du es glaubst oder nicht. Das hat mich angerührt. Du wirktest so stark, und in deinen Augen lag ein Hauch von Traurigkeit, von Verletzlichkeit. Wie ein kleiner aus dem Nest gefallener Vogel in Gestalt eines Albatrosses.«
»Wie sieht ein Albatros aus? Ich kenne diesen Vogel nicht. Sag jetzt nur nichts Falsches.«
»Albatrosse sind meine Lieblingsvögel. Es sind die schwersten flugfähigen Seevögel, die es überhaupt gibt. Sie besitzen lange schmale Flügel, haben die größte Spannbreite, die ein Vogel haben kann. Weißt du was? Wir machen unsere Hochzeitsreise nach Dunedin. Das ist ein wunderschönes Städtchen auf der Südinsel. Dort auf der Otago-Halbinsel brüten die Königsalbatrosse. Das ist ein Schauspiel, so viele von diesen majestätischen Tieren auf einmal zu beobachten! Ich bin einmal mit Vater hingefahren. Er hatte Kunden dort.«
»Dann habe ich also dein Wort. Wir reisen nach Dunedin, und ich nehme den Vergleich mit dem Albatros als Kompliment …«
Weiter kam sie nicht, denn Adrian verschloss ihren Mund mit einem Kuss und noch einmal brachten die beiden das ankernde Segelboot kräftig zum Schaukeln.
N APIER , J ULI 1875
Es war ein stürmischer Wintertag, als bei Lucie zum ersten Mal die Wehen einsetzten. Sie hatte sich schnell an den neuen Namen gewöhnt, weil Tom sie seit dem Tag ihrer zweiten Taufe so nannte. Er war
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