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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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Endlich ein Arzt. Diese Hexe macht mich wahnsinnig mit ihren Kräutern. Sie hat bestimmt alles falsch gemacht«, rief sie voller Empörung aus. Und Eva bedauerte zutiefst, dass sie einen Arzt mitgebracht hatte, denn Berenice schien dank Harakekes Heilkünsten wieder bestens bei Kräften zu sein.
    Aber auch dem Arzt behagte die taktlose Bemerkung der jungen Frau ganz und gar nicht. Er funkelte Berenice zornig an. »Lassen Sie sehen«, verlangte er grob und untersuchte die Wunden an ihrem Kopf. »Sie können von Glück sagen, dass Sie so gut versorgt worden sind, junge Frau. Ohne die Hilfe von …« Er unterbrach sich und wandte sich an die alte Maori. »Wie heißen Sie?«
    »Mein Name ist Dorson. Misses Harakeke Dorson.«
    Der Arzt kratzte sich am Kinn. »Das habe ich schon mal gehört!«, sagte er nachdenklich.
    »Das glaube ich Ihnen gern«, erwiderte Harakeke lächelnd. »Über mich wird in der Stadt getratscht, was das Zeug hält.«
    Der Arzt verzog keine Miene. »Misses Dorson, würden Sie mich gleich begleiten?«
    »Wohin?«
    »Ins Hospital! Es gibt so viele Kopfverletzungen, derer wir nicht Herr werden. Ob Sie mir wohl mit Ihren Mittelchen Unterstützung leisten könnten?«
    »Natürlich. Wenn ich irgendwie helfen kann.«
    »Doktor Webber«, sagte der Arzt und streckte Harakeke die Hand hin. Berenice, die immer noch aufrecht im Bett saß, schnappte nach Luft. »Das sage ich meiner Mutter. Sie sind ein Pfuscher!«
    Offenbar hat ihr noch keiner gesagt, dass ihre Mutter tot ist, dachte Eva. Sekunden später spürte sie, wie ihr wieder schwindlig wurde und sich der Boden unter ihr drehte. Sie ließ sich auf einen Stuhl sinken und hoffte, dass der Schwächeanfall schnell vorübergehen würde.
    »Kann ich auch mitgehen?«, fragte Hariata schüchtern aus dem Hintergrund.
    »Sicher, wir können jede Hand gebrauchen«, erwiderte der Arzt, doch dann blieb sein Blick an Eva hängen.«Aber erst einmal sollte sich die junge Dame hinlegen«, fügte er hastig hinzu. »Ich warte draußen und sehe dann noch einmal nach ihr.«
    »Und was ist mit mir?«, krähte Berenice dazwischen.
    »Sie sind gesund«, entgegnete Doktor Webber ungerührt, während er das Zimmer verließ.
    »Dann kannst du eigentlich in dein eigenes Zimmer gehen, damit Eva hier ihre Ruhe hat«, schlug Hariata vor, was ihr einen bitterbösen Blick Berenices einbrachte.
    »Es ist euch wohl völlig egal, ob ich sterbe oder nicht«, schimpfte sie, während sie aus dem Bett kletterte. »Ich werde mit Mutter reden. Wo steckt sie überhaupt?«
    »Harakeke hat die ganze Nacht bei dir gewacht und deine Wunde versorgt. Wie kann man nur so undankbar sein!«, blaffte Hariata die nörgelnde Berenice an, bevor sie sich Eva zuwandte, die bleich auf dem Stuhl saß.
    »Komm, ich helfe dir beim Ausziehen«, sagte sie und zog Eva die Schuhe aus, dann die Strümpfe und das Kleid. Sie reichte ihr den Arm, auf den sich Eva willig stützte, und brachte sie zum Bett.
    In diesem Augenblick stürmte Berenice mit einem lauten Türknallen hinaus.
    Eva streckte sich auf dem Bett aus und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    »Sie weiß noch nicht, dass ihre Mutter tot ist, oder? Wir müssen es ihr sagen. Außerdem steht sie wahrscheinlich noch immer unter Schock. Ihr Stiefvater hat versucht, sie … Hat sie etwas erwähnt, als ich fort war?«
    »Nein, schon seit sie heute Morgen aufgewacht ist, geht sie allen mit ihrer ekelhaften Art auf die Nerven.«
    »Ich weiß, sie kann unausstehlich sein, aber auch sie hat einiges durchgemacht.«
    Hariata zuckte die Achseln. »Ja, ja, das glaube ich dir gern, nur warum kann sie nicht freundlicher zu Harakeke sein? Die hat ihr das Leben gerettet!«
    »Du hast recht, aber wenn ihr Stiefvater wirklich versucht haben sollte, sich an ihr zu vergehen, dann steht sie wahrscheinlich noch unter Schock.«
    Hariata atmete tief durch. »Und du sollst nicht so viel reden. Denk lieber auch einmal an dich. Du siehst aus wie der Tod. Ich hole jetzt den Doktor. Er soll dich noch einmal untersuchen.«
    »Mir fehlt nichts«, widersprach Eva.
    »Du musst nicht die Tapfere spielen«, erwiderte Hariata und strich Eva mitfühlend über die Wangen. Diese Berührung brachte alle Dämme zum Einsturz. Plötzlich begriff Eva in der ganzen Tragweite, was geschehen war. Sie schrie verzweifelt auf. »Er ist tot. Adrian ist tot. Verstehst du, er ist tot!«
    »Hast du ihn gesehen?«, fragte Hariata, aber Eva hörte ihr gar nicht zu. Unter lautem Schluchzen stieß sie wilde Verfluchungen

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