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Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
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aussieht. Die Zufahrtstraßen sollen zum Teil zerstört sein, und wir können auch keine Verbindung aufnehmen, aber wenn Sie wollen, können Sie gleich mit ein paar Kameraden und einem Ärzteteam rüberfahren. Sie versuchen, Hastings zu erreichen. Kommen Sie, ich bringe Sie zur Sammelstelle.«
    Eva begleitete den Seemann zur gegenüberliegenden Seite des Parks. Dort stand ein Lastwagen, auf dessen Ladefläche gerade ein paar Menschen kletterten. Enttäuscht sah Eva zu, wie sich der Platz füllte, während der Seemann den Fahrer bat, sie mitzunehmen.
    »Unmöglich, wenn sie keine Krankenschwester ist«, brummte der Mann. »Was meinst du, wer alles nach Hastings möchte. Alle diejenigen, die hier arbeiten und dort wohnen. Da können wir keine Ausnahme machen.«
    Der Seemann zuckte bedauernd mit den Achseln.
    »Ich bin an der Schule für Krankenschwestern, und ich muss dringend meinen Mann finden«, sagte Eva hastig. Der Fahrer musterte sie skeptisch, doch da hörte sie eine durchdringende Stimme rufen: »Lassen Sie das Mädchen mitfahren. Sie ist meine Helferin!«
    Es war der Arzt, dem Eva am Tag zuvor zur Hand gegangen war. Als der Fahrer ihr ein Zeichen machte, einzusteigen, atmete sie erleichtert auf. Sie kletterte auf die Ladefläche und drängte sich zu dem Arzt durch. Der freute sich sichtlich, sie wiederzusehen.
    »Haben Sie sich von dem Schock erholt?«
    »Einigermaßen«, erwiderte sie und erzählte ihm, was sie in Hastings suchte.
    »Wir können nur hoffen, dass das Erdbeben dort nicht so gewütet hat wie hier.«
    Dann verfielen sie in Schweigen. Auch die anderen Helfer waren ganz still. Alle Blicke waren auf die Risse in der Straße und die Zerstörung zu beiden Seiten der Straße gerichtet. Doch dem Lastwagenfahrer gelang es, sein Gefährt unbeschadet fortzubewegen.
    Kurz hinter Napier war die Zerstörung weniger deutlich sichtbar, was vor allem daran lag, dass es auf diesem Teil der Strecke keine Häuser gab. Das änderte sich, kaum dass sie die Vororte von Hastings erreicht hatten.
    Die Hoffnung, dass das Erdbeben die nahegelegene Stadt verschont haben könnte, starb spätestens, als sie dem Geschäftszentrum näher kamen. Es bot sich ihnen ein ähnlich verheerendes Bild wie in Napier. Das Zentrum der Stadt lag in Schutt und Asche.
    Der Lastwagen hielt an einem Park, in dem ähnlich wie in Napier Hospitalbetten im Freien aufgestellt waren.
    »Gehen Sie schon! Suchen Sie Ihren Mann. Ich brauche Sie nicht«, raunte ihr der Arzt zu. Das ließ sich Eva nicht zweimal sagen. Mit einem Satz war sie von der Ladefläche gesprungen und in den Park gerannt. Wie in Napier warf sie in jedes Bett und auf jedes am Boden improvisierte Lager einen prüfenden Blick. Doch sosehr sie sich den Hals verrenkte, von Adrian keine Spur.
    Als ihr ein Helfer entgegenkam, fragte sie ihn nach Roach’s Department Store. Allein daraus, wie sich das Gesicht des Mannes verfinsterte, konnte sie schließen, dass dort etwas Schlimmes geschehen war. Bevor der Mann etwas sagen konnte, bebte sie bereits am ganzen Körper.
    »Sie finden die Ruinen, wenn Sie immer geradeaus gehen. Dort, wo einmal die Heretaunga die King Street kreuzte.«
    Eva schnappte nach Luft, doch bevor sie ihn fragen konnte, was er mit den Ruinen meinte, war der Mann weitergeeilt. Sie konnte sich seine Antwort denken. Das Kaufhaus hatte dem Erdbeben nicht standgehalten. Wie in Trance schlug sie den Weg zur einstigen Hauptstraße von Hastings ein. Sie war bislang nur einmal in dieser Stadt gewesen. Dunkel erinnerte sie das imposante Gebäude an der Straßenecke. Und die Schrift über den riesigen Fenstern. China Limited Mercery, hatten die großen Buchstaben chinesische Textilien angekündigt.
    Nun ragte an dieser Stelle ein riesiger Schuttberg auf. Eine Frau kletterte auf den Trümmern herum. Ihr Kleid war zerrissen, ihr Gesicht verschmutzt und schmerzverzerrt, und wie von Sinnen rief sie »Jane!« und immer wieder »Jane!«
    Eva fasste sich ein Herz und sprach sie an. »Ich suche meinen Mann. Wissen Sie, was geschehen ist?«
    Die Fremde fuhr herum. »Das Kaufhaus soll in sich zusammengestürzt sein wie ein Kartenhaus! Meine Tochter ist dort Verkäuferin, aber sie ist nicht bei den Verletzten und liegt nicht bei den Opfern …«
    Eva wurden die Knie weich. »Wo sind denn die Überlebenden? Und wo …?« Sie stockte, denn sie war nicht in der Lage, die furchtbare Frage auszusprechen.
    »Im Park dort drüben«, erwiderte die Dame, bevor sie sich wieder den Trümmern zuwandte

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