Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maori-Prinzessin

Die Maori-Prinzessin

Titel: Die Maori-Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Walden
Vom Netzwerk:
und verzweifelt nach ihrer Tochter rief. »Jane! Jane!«
    Es klang grausam in Evas Ohren, die sich kaum auf den Beinen halten konnte, weil ihre Knie so sehr zitterten.
    Sie wankte hinüber zum Park und fragte einen Arzt, wo sich die Verletzten aus dem Roach’s Department Store befänden. Er deutete auf einen Platz unter einem Eisenholzbaum. Als Eva in den Schatten des Baumes trat, merkte sie erst, wie ihr der Schweiß hinunterlief. Auch an diesem Tag strahlte die Sonne von einem blauen Himmel auf die Erde, so als wäre nichts geschehen. Dieses schöne Wetter stand in krassem Gegensatz zu dem Anblick der sich ihr unter dem Baum bot. Dicht gedrängt lagen vor allem junge Frauen nebeneinander. Einige stöhnten leise vor sich hin, andere schliefen und wieder andere riefen nach Wasser. Obwohl sie nur den einen Wunsch hatte: endlich Adrian zu finden, organisierte sie vorher eine große Kanne mit frischem Wasser und ließ ein Mädchen nach dem anderen davon trinken. Sie waren mehr oder minder in ihrem Alter.
    »Danke«, hauchte eine Frau mit blonden Locken, die ein Namensschild an ihrer Jacke trug mit dem Emblem des Kaufhauses.
    »In welcher Abteilung haben Sie gearbeitet, Susan?«, fragte Eva in der Hoffnung, eine der Verkäuferinnen könnte sich an Adrian erinnern.
    »In der Herrenkonfektion.«
    »Ist das weit von der Seglerkleidung entfernt?«
    »Zum Glück ja, denn die Abteilung war direkt unter dem Dach, das eingestürzt ist. Das hat kaum jemand überlebt. Bis auf Jane.«
    »Wer ist Jane?«
    »Sehen Sie die Dunkelhaarige, die dort hinten liegt? Es hat sie böse getroffen. Sie wissen nicht, ob sie durchkommt. Ich habe mir ja nur das Bein gebrochen.«
    »Gute Besserung«, murmelte Eva und eilte auf Jane zu. Die hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen oder ohnmächtig zu sein. Eva beugte sich ganz dicht über ihr Ohr.
    »Jane?«, flüsterte Eva. »Jane? Können Sie reden?«
    »Mein Kopf, mein Kopf«, wimmerte sie.
    »Können Sie sich an einen Kunden erinnern, der in Ihrer Abteilung war, als das Erdbeben kam?«
    »Nein, es war nicht voll. Es war ja noch früh.« Eva atmete auf. Adrian war also zum Zeitpunkt der Katastrophe nicht im Kaufhaus gewesen.
    »Danke, Sie haben mir sehr geholfen. Kann ich Ihnen etwas bringen? Brauchen Sie etwas?«
    Die junge Frau öffnete die Augen. »Ja, wünschen Sie mir Glück. Ich weiß doch, wie es um mich steht. Die inneren Verletzungen. Sie wagen nicht einmal, mich zu transportieren. Wen suchen Sie denn? Ihren Mann?«
    »Ja, meinen Mann. Er ist seit gestern verschwunden. Und den einzigen Hinweis, den ich auf seinen Aufenthaltsort hatte, war, dass er in Hastings eine weiße Seglermütze für mich kaufen wollte …«
    Die verletzte Frau wurde noch blasser, als sie es ohnehin schon war. »Natürlich, ich erinnere mich. Er hatte die Mütze schon bezahlt und war Richtung Treppe gegangen. Dann kam der erste Stoß, danach der zweite und das Dach krachte hinunter und hat die Treppe völlig zerstört.«
    Eva wollte sich langsam erheben, musste sich aber an dem Baumstamm abstützen. Ihr war schwindlig, und in ihrem Kopf schien alles leer. Sie ließ sich ins Gras gleiten.
    »Das tut mir leid«, hörte sie die junge Frau wie aus einer anderen Welt raunen.
    Eva wusste nicht, wie lange sie regungslos dagesessen hatte. Alles in ihr weigerte sich, den Ort aufzusuchen, an dem die Toten ruhten.
    »Haben Sie ihn gefunden?«, fragte der junge Arzt, der mit ihr aus Napier gekommen war.
    »Nein«, erwiderte sie knapp. »Aber es wäre schön, wenn Sie dieser Frau helfen könnten«, fügte sie hinzu, während sie sich am Baumstamm hochzog. Ohne Orientierung rannte sie los. Ziellos. Sie wusste nur, wohin sie nicht wollte: dort, wo die Toten aus dem Kaufhaus lagen!
    Doch dann verlangsamte sie ihren Schritt, und ihr Blick blieb an einer Reihe von leblosen Körpern hängen, deren Gesichter man mit Decken und Tüchern verhüllt hatte. Eva trat näher und hob das erste Tuch. Es war das Gesicht eines jungen Mädchens. Evas Herz pochte bis zum Hals, dennoch warf sie einen Blick unter die Decke. Lydia, stand auf dem Schild mit dem Emblem des Kaufhauses. Wie von Sinnen lüftete sie nun jede Decke, aber Adrian war nicht dabei. Erschöpft hockte sie sich auf den Rasen. Wo war Adrian?
    Wieder war es der junge Arzt, der Eva aus ihrer Betäubung riss.
    »Ist er tot?«
    Eva zuckte die Achseln; dann berichtete sie ihm unter lautem Schluchzen, was sie von der Verkäuferin erfahren hatte.
    »Aber er ist weder bei den

Weitere Kostenlose Bücher