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Die Marionette

Die Marionette

Titel: Die Marionette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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Nachrichten«, fuhr sie fort, nachdem er den Rechner wieder zugeklappt hatte. »Paul Clarke wird morgen nach Hamburg kommen. Er ist bereit, mit uns zusammenzuarbeiten.«
    Er starrte sie ungläubig an. »Wie hast du das geschafft?«
    »Er bekommt die Exklusivrechte für die Story.«
    Mayer zog eine Braue hoch.
    »Beruhige dich«, fügte sie schnell hinzu. »Du bleibst außen vor.« Aus ihrer Aktentasche zog sie einen Ordner heraus, räusperte sich. »Ich habe einiges zusammengetragen und heute Nachmittag noch einmal durchgesehen. Es ist genügend rechtlich verwertbares Material darunter, um zweifelsfrei nachzuweisen, dass weder du noch Milan an den fraglichen Geschäften beteiligt waren.« Sie gab ihm die Unterlagen. »Es reicht allerdings nicht, um dich von allen anderen Vorwürfen freizusprechen, die gegen dich im Raum stehen.«
    Er wusste, worauf sie anspielte: Reynolds’ Tod und seine eigenen angeblichen Verbindungen zu hochrangigen Taliban-Führern. Er schlug den Ordner auf und überflog E-Mail-Korrespondenzen, Dokumente aus der Fertigung und Produktion der Larenz-Werke, Zollpapiere, Telefonprotokolle … Mayer runzelte die Stirn. »Woher hast du das?«
    »Ich habe von Milan Vieth kurz nach seinem Tod einen USB -Stick erhalten. Vor zwei Tagen außerdem zwei CDs.«
    Mayer presste die Lippen aufeinander. Natürlich hatte Vieth ihr Unterlagen zugespielt, Mayer hatte es schon geahnt, als sie Vieths Leiche gefunden hatten, aber er hatte nichts gegen Valerie in der Hand gehabt. »Du weißt, dass Bender inzwischen erfahren haben dürfte, dass es Kopien dieser Dokumente gibt.«
    »Seine Leute haben Sibylle Vieths Haus durchsucht und sie beschattet. Florian Wetzel will dafür sorgen, dass sie Personenschutz bekommt, aber sie wehrt sich dagegen.« Sie sagte es fast trotzig.
    »Ich rede nicht von der Gefährdung, die für Sibylle Vieth besteht«, bemerkte er und sah sie fest an.
    »Ich weiß«, erwiderte sie. Einen Moment war es sehr still zwischen ihnen. Sie räusperte sich. »Auf einer CD ist eine Videoaufnahme mit einer Aussage von Milan«, fuhr sie schließlich fort. »Er belastet Bender darin schwer, aber vor einem Gericht würde das vermutlich nicht bestehen. Um Bender das Handwerk zu legen, sind wir auf die Mitarbeit von Paul Clarke angewiesen. Soweit ich es verstanden habe, hat er vor allem die Hintergründe aufgedeckt. Die Geschäftsbeziehungen Benders zu diesem …« Sie blätterte in ihren anderen Unterlagen. »… Reynolds. James Reynolds.« Sie sprach so ruhig, als würde sie ihm das Protokoll einer Sitzung vorlesen, doch halb verborgen unter ihrem Haar sah er unter der hellen Haut ihres Halses ihre Schlagader pochen, zu schnell für die Gelassenheit, die sie vortäuschte. Natürlich wusste sie, worauf sie sich einließ. Natürlich wusste sie, wie gefährlich Bender und sein Umfeld waren. »Es wäre hilfreich, wenn wir jetzt Florian Wetzel einbeziehen könnten«, fügte sie hinzu. »Er könnte den Kontakt zu deinem Vorgesetzten herstellen.«
    Mayer stand auf und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Ich muss darüber nachdenken.« Draußen war es inzwischen Nacht geworden.
    »Eric, wir haben nicht viel Zeit«, sagte Valerie eindringlich. »Morgen Mittag hole ich Clarke am Flughafen ab.«
    »Das weiß ich.«
    Florian Wetzel würde sofort bereit sein, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihn zu unterstützen. Aber es war nie abzusehen, wie sie aus allem letztlich herauskamen, und Mayer scheute davor zurück, die Karriere seines engsten Mitarbeiters zu gefährden.
    Er hörte, wie Valerie aufstand, wie sie zu ihm kam, spürte den leichten Druck ihrer Hand auf seiner Schulter. Langsam drehte er sich zu ihr um.
    »Ich weiß, wie du dich fühlst«, sagte sie. »Manchmal ist es sehr viel schwerer, Hilfe anzunehmen, als selbst zu helfen. Ich habe das auch erst lernen müssen.«
    »Das war sicher nicht einfach«, erwiderte er.
    »Es war schmerzhaft.« Die Lichter der Stadt spiegelten sich in ihren Augen, als sie ihn ansah. Eine einzelne Strähne hatte sich aus ihrem hochgesteckten Haar gelöst und fiel ihr weich ins Gesicht.
    Sie waren sich plötzlich sehr nah. Zu nah.
    Er strich ihr die Strähne behutsam zurück, fuhr mit dem Finger die schmale Linie ihrer Brauen nach, berührte ihre Wange, ihre Lippen. Er hatte geglaubt, die Erinnerung an Valerie hinter sich lassen zu können, so wie er diese Stadt hinter sich gelassen hatte in jenem Winter, als er nach Damaskus geflohen war. Was für eine eitle Hoffnung.
    »Wir

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