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Die Marketenderin

Die Marketenderin

Titel: Die Marketenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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mit Hauptmann von Klapp eintrat. »Das geht nur kaputt. Aber sehen Sie mal, dieses wunderschöne Stück!« Er deutete auf den mit Edelsteinen besetzten Samowar, mit dem Gerter in den vergangenen Wochen so oft Tee zubereitet hatte. »Den nehmen Sie doch sicher mit?«
    Gerter schüttelte den Kopf.
    »Ich nehme nichts mit« – außer dem ›Demetrius‹, dachte er, »es wird zu Kämpfen kommen und dann müssen wir zusehen, unsere Haut zu retten. Große Gegenstände, und wären sie noch so kostbar, würden uns nur behindern und wahrscheinlich sowieso verlorengehen.«
    »Also, wenn Sie kein Interesse an dem Stück haben«, meinte Hauptmann von Klapp, »dann überlassen Sie es mir …«
    »Ich habe es zuerst gesehen!« ereiferte sich der Hauptmann von Breda. »Es steht mir zu!«
    »Nehmen Sie das Silberbesteck, da drüben auf dem Tisch«, rief Hauptmann von Klapp, »oder das Gemälde mit dem Goldrahmen da! Oder das Kästchen darunter, sind das nicht auch Edelsteine?«
    Gerter handelte blitzschnell.
    Während die beiden Offiziere auf die kleine, mit Glassteinen verzierte Zigarrenkiste blickten, riß er den Samowar vom Tisch, drückte auf den Mechanismus der Säule neben sich und ließ den Samowar im Geheimfach verschwinden. Als sich die Männer umblickten, stand Johannes wieder mit reglosem Gesicht neben dem Tisch.
    »Wo ist …« Die Männer sahen ihn entsetzt an. »Eben stand es noch hier«, bestätigte von Klapp.
    Jetzt blickte Johannes auch auf die leere Stelle. »Tatsächlich«, staunte er, »der Samowar hat sich in Luft aufgelöst!«
    »Unsinn!«
    Der Hauptmann ließ seinen Blick durch den Speisesaal schweifen. Niemand hätte unbemerkt hineinkommen oder herausgehen können und außer ihnen befand sich kein Mensch im Zimmer. Von Klapp bückte sich, blickte unter den Tisch, hinter einen Stuhl und sah Gerter ratlos an. Dieser schüttelte den Kopf über das unwürdige Verhalten der Offiziere, zuckte mit den Achseln und verließ wortlos den Raum. Später kehrte Johannes ins Speisezimmer zurück und nachdem er sich vergewissert hatte, daß die Offiziere gegangen waren, drückte er wieder auf den Mechanismus der Säule. Ja, er hatte richtig gesehen – außer dem Samowar befand sich nichts darin. Aber wann hatte Juliane ihre Puppe entfernt? Er klingelte und bat Marja, die Assenheimerin zu rufen. Sie fand ihn vor dem offenen Fach und rief: »Genau, ich wollte gerade meine Puppe holen!«
    Gerter trat einen Schritt zur Seite. Juliane griff ins Fach, zog den Samowar heraus, stellte ihn auf den Boden und sah Gerter sprachlos an. Der hob die Schultern.
    »Das kann nicht sein«, flüsterte sie, schrie dann, so laut sie konnte: »Wo ist meine Goldpuppe?!«
    »Ich dachte, du hast sie herausgenommen.«
    »Ich, ich? Warum denn! Da war sie doch sicher. Dachte ich! Gib mir meine Puppe zurück!« Mit den Fäusten hämmerte sie auf seine Brust ein, schreiend, weinend, fluchend. »Meine Puppe! Gib sie mir zurück!«
    Er legte die Arme um sie, spürte ihren schnellen Herzschlag und streichelte sanft ihren Rücken. Sie riß sich los und starrte ihn aus nachtschwarzen Augen haßerfüllt an.
    »Reicht dir denn nicht das Unheil, das du in meinem Leben anrichtest? Brauchst du auch noch meine Goldpuppe?«
    »Vielleicht hat Matthäus sie herausgen…«
    »Matthäus! Dem habe ich doch nichts gesagt! Nur du und ich kennen dieses Versteck.«
    Sie wandte sich ab und begann hektisch im Zimmer hin und her zu laufen. »Nur du und ich«, murmelte sie immer wieder. »Nur du und ich.« Plötzlich blieb sie stehen. Sie wandte sich um und ging langsam auf Johannes zu. In ihren Augen glomm ein gefährlicher Funken. Als sie zwei Schritte vor ihm stand, griff sie in die Rocktasche, zog ihre Pistole heraus und richtete die Waffe auf Johannes.
    »Los«, sagte sie mit eiskalter Stimme. »Gib mir mein Eigentum wieder!«
    Sie zog den Hahn zurück.
    »Ich erschieße dich«, sagte sie tonlos. »Und wenn du tot bist, nutzt dir mein Gold nichts. Her mit der Puppe!«
    Johannes hätte ihr mühelos die Waffe abnehmen können, aber er rührte sich nicht. Er sah nicht auf den Lauf der Pistole, sondern in die dunklen Augen und es war ihm, als ob er bis auf den Grund ihrer Seele blicken könnte. Er erschrak. Es geht ihr gar nicht um die Puppe, sie will ihre Liebe töten.
    »Erschieß mich, wenn du dadurch glücklich wirst«, flüsterte er, »aber deine Puppe bringt es dir nicht zurück. Ich habe sie nicht. Irgend jemand anders muß das Geheimnis der Säule kennen.«
    Die

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