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Die Marketenderin

Die Marketenderin

Titel: Die Marketenderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Ich bin jetzt eine ehrbare Ehefrau, sagte sie sich immer wieder vor, ich muß mich jetzt zurückhalten, wenn ich mit anderen Männern rede.
    »Warum so förmlich!«
    Er trat näher, faßte sie um die Taille und sah ihr in die fast schwarzen Augen. Der ruhende Pol in der Erscheinungen Flucht, dachte er, ein wenig verstört, daß sie von ihm zurückwich.
    »Ach, die Gattin ist's, die Teure!« rief er, fragte dann: »Bekommt dir die Ehe?« und antwortete selber: »Dumme Frage! Du bist regelrecht erblüht! Jetzt tut's dir sicher leid, daß du den Korporal nicht eher erhört hast, stimmt's?«
    Johannes wartete wieder nicht auf eine Antwort, sondern ließ sich auf eine Bank fallen und zitierte: »Oh, daß sie ewig grünen bliebe, die schöne Zeit der jungen Liebe …«
    Er brach ab. Irgendwas lief falsch. Die Assenheimerin sah ihn nicht einmal an, sondern hatte ihm den Rücken zugekehrt und hantierte mit irgendwelchen Flaschen herum. Freute sie sich denn nicht, ihn zu sehen? Begrüßte man so einen alten Freund? Als Schreiber ihm bei der Musterung mitgeteilt hatte, wo das Zelt der Assenheimerin stand, war er heimlich vor dem Ende der Veranstaltung davongeschlichen, um sie aufzusuchen und in diesen fast schwarzen Augen einen Freudenschimmer zu sehen. Er wollte ihr erzählen, was er in der Zwischenzeit erlebt hatte, wollte wissen, was sie von ihrem ersten Feldzug dachte, aber sie empfing ihn mit einer Reserviertheit, die er gar nicht von ihr kannte. Die Ehe, dachte er, die verändert die Menschen, entfremdet sie den Freunden.
    Dankend nahm er von Juliane ein Glas Branntwein entgegen. Sie schüttelte den Kopf, als er seine Geldbörse hervorzog.
    »Nix da, das ist ein Willkommenstrunk, Herr Oberleutnant, jaja, ich habe schon gehört, daß Sie befördert worden sind«, kam sie ihm zuvor. »Jetzt, wo Sie mit den ganz wichtigen Leuten zusammenkommen, können Sie mir wohl sagen, wann's wieder weitergehen wird?«
    Sie hatte sich gefangen, konnte wieder beinahe normal mit ihm reden. Etwas unbehaglich blickte sie zu Felix und setzte ihm auch ein Glas Branntwein vor. Wie kommt es, fragte sie sich, daß ich immer denke, sein Diener durchschaut mich? Nein, sie mochte den kleinen, breitschultrigen Mann mit dem schwankenden Gang nicht und sie war immer noch eifersüchtig auf ihn, weil er Johannes so nah kommen durfte.
    Gerter fragte, wie die Geschäfte gingen.
    Sie könne nicht klagen, sagte Juliane, vor allem der Alkohol verkaufe sich gut, aber das dürfe sie ihm wahrscheinlich gar nicht erzählen.
    »Und wann servierst du uns den Ziegenbraten?« fragte Gerter und deutete auf die Ziege, die sich zu Füßen von Juliane hingelegt hatte.
    »Böhnchen wird nicht gegessen.«
    »Böhnchen?«
    »Eigentlich heißt sie Bonaparte, aber Matthäus fand das despektierlich. Gegen Böhnchen hat er nichts. Eine echte Wachziege. Meckert gemeiner, als ein Hund bellt.«
    Zweifelnd blickte Gerter auf das schlafende Tier.
    Reden, reden, reden, dachte Juliane verzweifelt, es darf keine Stille entstehen, sonst merkt er, was mit mir los ist! Wie kann ich mich nur von ihm befreien, wenn nicht einmal das Heiraten hilft?
    Hastig berichtete sie, daß Böhnchen das letzte Tier aus einer Herde sei, die sie gekauft habe, und daß ihr Meckern jedem außer ihr auf die Nerven ginge. Außerdem gäbe sie gute Milch, aus der sie Käse mache, den sie in Tücher gewickelt in den Planwagen hänge. »Ich habe alle anderen Tiere verkauft – bis auf Böhnchen natürlich – und dafür jede Menge Dörrfleisch, Schinken und Wurst gekriegt – und das hier.« Sie zog ein Bündel mit russischen Banknoten hervor.
    »Es könnte Falschgeld sein«, warnte Gerter, während er sich sein Pfeifchen ansteckte. »Ich habe gehört, daß Napoleon jede Menge falsches russisches Geld drucken läßt.«
    »Das soll mir erst mal einer beweisen«, gab Juliane ungerührt zurück und dachte an ihre Goldpuppe, deren Inhalt sie auch dann nicht im Stich lassen würde, wenn sich alles Papiergeld als wertlos herausstellen sollte.
    Der Zelteingang verdunkelte sich und Matthäus Schreiber trat ein.
    »Welch lieber Gast«, freute er sich und wandte sich an seine Frau. »Du wirst ihm doch wohl nichts abgeknöpft haben?«
    Ein strafender Blick traf ihn.
    »Wie geht es eigentlich meinem lieben Neffen Georg Mössner?« erkundigte sich Gerter. Matthäus vermied es, Juliane anzusehen.
    »Er macht sich großartig«, erklärte er. »Hat sich schnell eingelebt und gibt einen guten Soldaten ab. Ein hervorragender

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