Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
Vom Netzwerk:
Robotrumpf nach einem geeigneten Platz
suchte, um die Pistole zu verstauen. (»Noch schlimmer als
Rocktaschen«, murmelte sie.)
    »Nein«, erwiderte Dee entschlossen. »Wenn
ich es nicht schaffe, dann könnt ihr auch nichts ausrichten.
Und in diesem Falle ist es besser, wenn ihr nicht Bescheid
wisst.«
    »Es geht doch nichts über einen glücklichen
Tod«, bemerkte Wilde.
    Der Wortführer unter den Robots verabschiedete sie,
versicherte ihnen, sie wären in den Siedlungen der
Metallmenschen stets willkommen, und gab ihnen für den Fall,
dass man sie angreifen sollte, noch gute Ratschläge mit auf
den Weg. Dann verstummte seine Bassstimme, und er blickte Dee
an.
    »Du bist auch eine Maschine«, sagte er. »Du
wirst wissen, was zu tun ist.«
    »Ich danke dir«, sagte Dee, deren Stimme noch
fremdartiger klang, da sie sich ein Lachen verkneifen musste.
»Aber mein Menschenfreund ist mit den wilden Maschinen
besser vertraut als ich.«
    »Weicht ihnen aus«, riet ihr der Robot. »Sie
sind nicht wie wir.«
    Die Menschen schritten der hellen Tunnelmündung entgegen.
Dort angelangt, blickten sie sich um. Mittlerweile hatten sich
ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt, und die leuchtenden
Augenpaare der Robots waren in der Dunkelheit des Tunnels
verschwunden.
     
    Tamara nieste, dann nahm sie den Helm ab und wischte
verstohlen Rotz und Speichel ab.
    »Na prima«, meinte hinter ihr Ax. »Wirkt
ausgesprochen überzeugend, ein Robot, der sich den Kopf
abnimmt.«
    »Vom Niesen ganz zu schweigen«, sagte Dee.
»Was hast du eigentlich? Binnen fünfunddreißig
Minuten hast du… siebzehn Mal geniest.«
    »Fallout.« Tamara schnaubte aufgebracht.
»Der kitzelt mich in der Nase, okay?«
    Sie gingen im Gänsemarsch eine Nebenstraße am
Nordrand des Fünften Viertels entlang, an der vom
Menschenviertel abgewandten Seite. Dee hatte ihnen erklärt,
sie würden die im Sand auslaufende Spitze passieren und
weitergehen bis zum Steinkanal. Bislang waren sie lediglich auf
kleine Biomechs gestoßen, die über den Weg
gehüpft oder gekrochen waren, dem Wind entgegen, der den
radioaktiven Staub aus der Wüste heranwehte.
Schließlich, hatte Tamara ihnen erklärt, würden
sie sich in Scharen an der Luvseite sammeln und sich an den
instabilen Isotopen laben.
    »Ausgesprochen ökologisch«, hatte sie
erklärt. »Auf diese Weise gelangen sie nicht in die
Nahrungskette der Lebewesen auf Kohlenstoffbasis.«
    Sie marschierten weiter. Die Sonne kletterte höher, und
die Anzüge wurden immer lästiger. Dee, die ihr
Schmerzempfinden besser unter Kontrolle hatte als die anderen,
drückte aufs Tempo.
    »Je schneller wir ans Ziel kommen«, sagte sie,
»desto eher können wir diesen Schrott
ablegen.«
    »Jedenfalls die, die es so weit schaffen«,
protestierte Ax. »Begrabt mich irgendwo anders, mehr
verlange ich gar nicht.«
    »Warte doch einfach, bis ein Müllwagen
vorbeikommt«, erwiderte Wilde gefühllos.
    Dee drängte sie, still zu sein. Humanoide Robots neckten
einander nicht. Der Schatten eines herabstoßenden Flugzeugs
verlieh ihrer Aufforderung zusätzliches Gewicht, doch
glücklicherweise blickte keiner von ihnen hoch.
    Schließlich endete das Fünfte Viertel, die
Straßen verliefen sich im Sand. In der Ferne funkelte der
Kanal. Sie näherten sich ihm durch die Wüste und
später über Felder. Tamara führte sie um die
Felder herum, da deren Besitzer Roboter, die mitten durch die
Pflanzen stapften, gewiss nicht geduldet hätten. Auf einigen
Feldern waren die angebauten Pflanzen nur schwer vom
Bewässerungssystem zu unterscheiden. An manchen Stellen
wuchs eine Art modifiziertes Zuckerrohr, das an mit Gelenken
versehene Plastikröhren erinnerte, und diese Felder
durchquerten sie und teilten die hohen synthetischen Rohre mit
den Händen.
    Sie gelangten zum Ufer des Steinkanals. Der Weg, über den
Wilde und Jay-Dub sich vor vier Tagen der Stadt genähert
hatten, lag gegenüber. Auf dem Kanal war kein Verkehr.
    Dee hatte sie genau zu der Stelle geführt, wo das Boot,
mit dem Jay-Dub sie und Ax gerettet hatte, auf sie wartete.
Jay-Dub hatte es kurz vor Betreten des Tunnels mittels eines
verschlüsselten Signals von seinem viele Kilometer
entfernten Liegeplatz hierher beordert. Der Spion und der Soldat
hatten keine Mühe gehabt, die Koordinaten, die Jay-Dub Dee
als letztes übermittelt hatte, auf den Meter genau
anzusteuern.
    Außer dem Boot erwartete sie noch ein weiterer Roboter
– ein

Weitere Kostenlose Bücher