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Die Mars-Stadt

Die Mars-Stadt

Titel: Die Mars-Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Ich hatte einen Kontakt hergestellt,
Daten kamen herein, die Vordersicht, auf die Meg uns geschaltet
hatte, wurde mit Text überlagert. »Er ähnelt
einem überhitzten Mars. Ständig verliert er
Atmosphäre.«
    »Übertreib nicht«, sagte Meg. »Wenn wir
erst mal das Terraforming eingeleitet haben, wird es schon
gehen.«
    Terraformen? Du meine Güte.
    »Womit denn?«, fragte ich. Ich schaltete die
externe Sicht ab und starrte eine Simulation des Planetensystems
an. »Es gibt bloß diesen Planeten, zwei weitere in
größerer Nähe zur Sonne und ein paar Millionen
beschissener Felsbrocken! Kein einziger Gasriese! Was
sollen wir tun – etwa den Saturn durchs Wurmloch
saugen?«
    »Wenn du die Auflösung ein bisschen
steigerst«, meinte Meg geduldig, »wirst du sehen,
dass der Mangel an Gasriesen durch Eis und eine richtig dicke und
schmackhafte Kometenwolke aufgewogen wird.«
    Jahrhundertelang von Milchshakes bombardiert werden; bis sich
die Atmosphäre änderte, würde Alaska gebacken
sein.
    »Na großartig«, sagte ich.
     
    »Ihr könnt nicht reinkommen«, sagte Reid. Er
wandte sich über Fernsehen an die Robots, vom selben Tisch
aus, an dem ich ihn vor einem Jahr gesehen hatte. Er befand sich
im größten, leersten Innenraum, den ich seit langem
gesehen hatte. Und er wirkte real. »Es ist einfach nicht
genug Platz. Ich versuche, eine virtuelle Konferenz zu
organisieren. Etwa in einer Stunde, wenn der Support-Service die
Netzwerkverbindungen hingekriegt hat, geht es los.« Sein
Lächeln sagte uns, dass er im endlosen Kampf zwischen Usern
und Support auf unserer Seite stand. »Blockiert bis dahin
eure Greifer und klammert euch fest. Guckt in der Zwischenzeit
ein Video oder vögelt euren Sukkubus. Ich sag euch Bescheid,
wenn es so weit ist.«
     
    Die virtuelle Konferenz fand an einem eindrucksvollen
virtuellen Ort stand, der an den Tienanmen-Platz erinnerte; Reid
erschien auf einem großen Bildschirm in der Haltung des
Großen Vorsitzenden. Tausende dreidimensional gerenderter
Menschen – Häftlinge und Sukkubi – standen auf
dem Platz und unterhielten sich zum ersten Mal ungehindert
miteinander. Einige von ihnen hatten onboard jahrelange
Einsamkeit ertragen; andere waren überhaupt nicht gestorben
und hochgeladen worden, sondern hatten ihre Strafe in ihren
eigenen Körpern abgeleistet – vermutlich im Schiff und
in den Habitaten, anstatt in der Umgebung des Wurmlochs.
    Diese körperhaften Menschen waren in der Realität im
ganzen Schiff verstreut und wohnten der Konferenz mittels
Telepräsenz bei.
    Als Reid sprach, war seine Stimme weithin zu vernehmen. Jeder
hatte den Eindruck, er befände sich nur wenige Meter
entfernt.
    »Wir haben es geschafft!«, sagte er. »Wir
haben eine neue Welt unter einer neuen Sonne erreicht. Und zwar
aus eigener Kraft, aufgrund unserer freien Entscheidung. Einige
von euch mögen einwenden, dies war das Werk der Makros, ich
aber sage, wir haben sie benutzt wie irgendein Werkzeug. Und als
die Werkzeuge sich gegen uns wendeten, haben wir uns ihrer
entledigt. Wir können stolz sein.
    Ihr alle habt noch einen anderen Grund, stolz zu sein. Ihr
habt euch die Freiheit verdient. Ich habe sie euch nie
versprochen, jetzt aber schenke ich sie euch. Ihr alle seid frei,
und gemeinsam werden wir in Freiheit leben.«
    Alle Umstehenden stießen einen Jubelschrei aus, der das
System überforderte und vorübergehend in riesigen
Lettern am Himmel stand: »AAAAAAAHHHHH.« Ich selbst
hielt mich zurück, zum einen, weil ich kein Gefangener war,
zum anderen, weil mir klar war, dass Reid in dieser Hinsicht kaum
eine andere Wahl blieb.
    Wenn es hier Sklaven geben würde, dann
Maschinensklaven.
    Reid wartete lächelnd, bis der Lärm sich gelegt
hatte.
    »Ich danke euch. Und nun, meine Freunde… Wir sind
nicht als Abgesandte irgendeiner Firma hergekommen, sondern als
Flüchtlinge. Ich versichere euch, dass wir alles mitgebracht
haben, was wir brauchen, um den Neuen Mars nicht bloß
bewohnbar zu machen, sondern um ihn in eine bessere Welt zu
verwandeln, als die Erde es war. Wir verfügen über
ausreichend genetische Informationen, um diesen Planeten im Laufe
der Zeit mit vielfältigem Leben auszustatten. Wir besitzen
die erforderliche Technik, um so lange zu leben, wie wir es
wünschen. Und wir haben die Toten mitgebracht, die in
unserer Mitte wiederauferstehen werden.
    Ich werde gleich noch etwas zu den Toten sagen. Zunächst
aber zu euch.

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